Süßes Spiel der Sehnsucht
Genau genommen war sie aus jeder bisherigen Begegnung mit ihm als Verliererin hervorgegangen.
Arabella schüttelte trotz den Kopf. Sie mochte die ersten Schlachten verloren haben, aber den Krieg würde sie nicht verlieren.
Fünftes Kapitel
Sei vorsichtig, teuerste Arabella. Man sagt, Lord Danvers wäre ein unglaublicher Verführer.
Fanny Irwin an Arabella
Am nächsten Morgen wurde Arabella von merkwürdigem Sägelärm geweckt. Blinzelnd öffnete sie die Augen und sah zu ihrem Schlafzimmerfenster. Der Lärm kam von draußen, eindeutig, ebenso wie die vielen Männerstimmen.
Verwundert stand sie auf, ging ans Fenster und linste durch die dicken Vorhänge. Zunächst blendete sie der strahlende Sonnenschein. Ihr Zimmer ging nach hinten hinaus, so dass sie auf den Garten und hinunter zum Fluss sah. Im parkähnlichen Garten wimmelte es von Gärtnern, die in der überwucherten Anlage sägten, schnitten und mähten, als gälte es, die jahrelange Vernachlässigung an einem einzigen Tag wieder wettzumachen.
Nachdenklich wandte Arabella sich vom Fenster ab, um sich zu waschen und anzukleiden. Sie war später aufgewacht als sonst, weil sie schlecht geschlafen hatte. Nein, das war untertrieben, denn in Wahrheit hatte sie sich in der Nacht fast nur hin und her gewälzt, und die wenigen Schlafphasen waren von Träumen erfüllt gewesen, in denen ihr wieder und wieder ein gewisser Adliger erschienen war.
Sie hatte sich gerade ihr Kleid aus gelb gemustertem Musselin übergezogen, als sie ein leises Klopfen an ihrer Tür hörte, gefolgt von Mrs. Simpkins flüsternder Stimme. »Ich bin's, Miss Arabella. Ich bringe Ihnen Ihr Frühstück.«
Arabella bat sie herein, und die Haushälterin betrat das Zimmer mit einem beladenen Tablett, dass sie auf dem kleinen Frisiertisch abstellte. »Ich nahm an, dass Sie nicht mit Lord Danvers frühstücken wollten, also war ich so frei, Ihnen etwas heraufzubringen. « Gestern Abend hatte sie auch schon ein Abendessen auf Arabellas Zimmer gebracht, damit sie nicht hungrig ins Bett gehen musste - ein genießbares Abendessen.
»Wie nett von Ihnen, Mrs. Simpkin«, bedankte Arabella sich freundlich, denn sie war froh, ein weiteres Beisammensein mit Marcus so kurz nach dem katastrophalen Dinner vermeiden zu können. »Ach, wer sind eigentlich diese Arbeiter im Garten?«
»Die kommen aus London. Seine Lordschaft schickte nach ihnen, um die Grünanlagen herrichten zu lassen. Ach ja, und unten im Verwalterzimmer warten ein halbes Dutzend Händler und Kaufleute auf Sie.«
»Auf mich? «, fragte Arabella verwundert.
»Ja, auch die ließ Lord Danvers aus London kommen. Er wünscht, dass das Herrenhaus renoviert wird, die alten Möbel, Tapeten und Vorhänge verschwinden und alle Räume von oben bis unten neu ausgestattet werden. Allerdings sagte er, sämtliche Entscheidungen lägen bei Ihnen, weil er nicht einmal den Unterschied zwischen Brokat und Bougram kenne.« Die Haushälterin ging wieder zur Tür, wandte sich dort jedoch noch einmal zu Arabella um. »Ich muss sagen, es freut mich, das Anwesen wieder in seinem alten Glanz erstrahlen zu sehen. Und noch mehr freut mich, wieder eine Hausherrin hier zu haben.« Das Lächeln der ältlichen Bediensteten wirkte ein wenig geheimnisvoll. »Vielleicht ist Seine Lordschaft am Ende gar nicht so unangenehm, wie wir fürchteten.«
Arabella fragte sich, was den plötzlichen Sinneswandel bei Mrs. Simpkin hervorgerufen haben mochte, hatte sie dem neuen Earl gegenüber bisher doch dieselben Vorbehalte gehegt wie dessen unglückliche Mündel. Aber vermutlich war die Haushälterin einfach froh, dass das Herrenhaus nach der Ägide des knausrigen letzten Earls endlich wieder etwas Verschönerung erfuhr.
»Womöglich ist Lord Danvers weniger unleidlich, als wir dachten«, pflichtete Arabella ihr unverbindlich bei.
»Zumindest vergab er mir das schreckliche Dinner gestern Abend.«
Arabella war auch mehr als bestürzt gewesen bei der Vorstellung, Marcus könnte die Haushälterin für etwas zur Verantwortung ziehen, woran sie gar keine Schuld hatte. »Ich sagte ihm, dass Sie nur meine Anweisungen befolgten, Mrs. Simpkin.«
»Ich weiß, aber trotzdem stünde ich bei Seiner Lordschaft ungern in schlechtem Ansehen, Ein Leuchten ging über ihr Gesicht. »Und zum Glück hat er entschieden, doch keinen hochtrabenden Londoner Koch herzuholen. Stattdessen erlaubt er mir, eine neue Köchin zu suchen. Und ich werde froh sein, die Küche jemand anderem überlassen zu
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