Süßes Spiel der Sehnsucht
werden. Sie hoffte, die Beschäftigung würde ihr über ihren Kummer hinweghelfen.
Weil sie so vieles verband, hatte Arabella. keinerlei Bedenken, Tess von ihrem Dilemma zu erzählen. »Lord Danvers hat mir einen Heiratsantrag gemacht. «
Tess starrte sie entgeistert an. »Ich dachte, er wollte dich mit irgendeinem Fremden verheiraten.«
Ihr verdutztes Gesicht brachte Arabella zum Lachen. »Wollte er, aber dann beschloss er offenbar, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem er sich der Verantwortung für mich als seinem Mündel entledigte und sich im selben Zuge eine Ehefrau sicherte, die ihm Erben schenkt. «
»Du hast doch nicht vor, seinen Antrag anzunehmen, oder? «
»Selbstverständlich nicht. Aber ich willigte ein, mir von ihm den Hof machen zu lassen. «
Sie erzählte Tess von der Wette, nach der Lord Danvers ihr und ihren Schwestern finanzielle und gesetzliche Unabhängigkeit versprach, sollte sie vierzehn Tage lang seinen Verführungsversuchen widerstehen.
»Lily wird gewiss froh sein, ihn nicht mehr zum Vormund zu haben, genau wie Roslyn«, sagte Tess matt, nachdem sie alles angehört hatte.
»Wie geht es meinen Schwestern? «, fragte Arabella interessiert.
»Soweit gut, wenn man berücksichtigt, dass sie ihre täglichen Aktivitäten stark einschränken, um nicht vom Earl gesehen zu werden. Lily setzt es naturgemäß am meisten zu, dass sie den ganzen Tag im Haus bleiben muss, aber selbst Roslyn wird allmählich etwas rastlos. «
»Das kann ich mir gut vorstellen. Danke, dass du sie aufgenommen hast, Tess, und heute Morgen meine Klasse übernahmst. Ich weiß, dass deine Stundenplanung dadurch unnötig gestört wurde. «
»Nicht der Rede wert, Teuerste. Du hast in den letzten Jahren mehr als genug für mich getan, folglich war ich froh, auch einmal etwas für dich tun zu können.«
»Wenn es dir nichts ausmacht«, fügte Arabella hinzu, »wäre es mir lieber, meine Schwestern blieben noch einige Tage bei dir, bis wir die Absichten des Earls genauer kennen. Solange die Wette andauert, wird er wohl kaum abreisen, um ihnen Bräutigame zu suchen, aber ich kenne ihn nicht hinreichend, als dass ich ihm bedingungslos vertrauen würde.«
»Nein, gewiss macht es mir nichts aus«, sagte Tess. »Roslyn und Lily sind herzlich eingeladen, so lange zu bleiben, wie es nötig ist. Genau genommen ist es sogar recht günstig, sie bei mir zu haben, denn sie helfen mir, Körbe für die Familien gefallener Soldaten zu packen. Es macht sehr viel Arbeit, für so viele bedürftige Kinder Hemdchen zu nähen und Socken zu stricken, und dank deiner Schwestern kann ich dieses Jahr wohl erstmals zweihundert Körbe bestücken.« Tess lächelte. »Erstaunlich, aber sogar Lily stürzt sich voller Inbrunst in die Handarbeit, obwohl sie Nähen doch eigentlich gar nicht leiden kann. Für einen guten Zweck jedoch tut sie es gern. Also, erzähl mir von Lord Danvers. Ist er der entsetzliche Tyrann, den ihr befürchtet hattet? «
Arabella zögerte. Sie musste zugeben, dass Marcus nichts von alldem war, was sie befürchtet hatte. Er mochte reichlich arrogant sein, hatte aber gewiss keinerlei Ähnlichkeit mit einem Tyrannen. Vielmehr gab er sich für einen Adligen seines Formats bemerkenswert verständnisvoll. Er hatte ihr aufmerksam zugehört, als sie gestern Abend über ihr Institut sprach. Und, was noch erstaunlicher war, er schien sie hier als Hausherrin zu respektieren, wohingegen ihr Stiefonkel sie und ihre Schwestern stets als arme Verwandte betrachtet hatte, die auf seine Almosen angewiesen waren.
Aber natürlich zeigte Marcus sich ihr von seiner besten Seite, um sie davon zu überzeugen, dass er einen akzeptablen Gatten abgeben könnte.
»Nein, er ist weniger schlimm als befürchtet«, gestand Arabella. »Recht arrogant und überheblich ist er, wie die meisten Adligen, und er ist es gewohnt, seinen Willen durchzusetzen. Dennoch wäre die Bezeichnung Tyrann gänzlich unpassend.«
»Ich fühle mich geschmeichelt, meine Liebe«, erklang eine männliche Stimme von der Tür. »Deine überwältigende Fürsprache wärmt mir das Herz.«
Arabella zuckte zusammen, drehte sich um und sah Marcus auf sich zukommen. »Hat dir noch niemand gesagt, dass es unhöflich ist, andere zu belauschen?«
Ein amüsiertes Funkeln lag in seinen Augen, als er durch den Raum schritt. »Höflichkeit eroberte noch keine schöne Maid. Zudem sehe ich keinen Anlass, meine Methoden zu ändern, solange sie sich auszahlen. Und ich mache eindeutig
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