Süßes Spiel der Sehnsucht
der einzige Grund für mich, seinen Antrag zu akzeptieren, auch wenn er eine gute Partie war und meine Zusage exakt das, was man von mir erwartete. Nach meinen Erfahrungen mit meinen Eltern wollte ich unter keinen Umständen eine Vernunftehe eingehen. «
»Offenbar liebte er dich nicht. Hätte er es getan, er hätte nie zugelassen, dass der Skandal zwischen euch steht.«
Diesmal war sie besser darauf vorbereitet, den Schmerz zu verbergen. »Nein, er liebte mich nicht«, pflichtete sie ihm bei.
Seltsam, aber Marcus schien auf einmal fast wütend zu sein. »Es war alles andere als ehrenhaft von ihm, die Verlobung zu lösen.«
Arabella zuckte nur mit den Schultern. »Ja, das war es wohl. Doch bald schon begriff ich, dass es ein Glück war, wie sich die Dinge entwickelten, da er mich ja augenscheinlich nicht so liebte wie ich ihn. Unsere Ehe wäre bestenfalls zu einem erkalteten Bund verkümmert. « Sie rang sich ein Lächeln ab. »Wie dem auch sei, das alles liegt vier Jahre zurück, und ich war damals jung und naiv. Seither bin ich um einiges weiser geworden. Dennoch verstehst du jetzt wohl, warum mir nicht daran gelegen ist, diese Erfahrung zu wiederholen.«
Marcus betrachtete sie immer noch eingehend. »Vor allem begreife ich, dass ich dir beweisen muss, wie anders ich bin als der Viscount.«
Arabella fand den Vergleich nachgerade amüsant. Ihr Viscount hatte rein gar nichts mit Marcus gemein. Er war nicht annähernd so attraktiv oder so ... bezwingend gewesen. Nein, George war ein sanfter Mann gewesen, ganz anders als ihr energischer, dynamischer, lebenshungriger Vater, weshalb sie ihn vor allem gemocht hatte. Leider erwies George sich am Ende als vollkommen rückgratlos.
»Da gibt es wenig zu beweisen, Marcus«, sagte sie. »Zwischen euch gibt es fast keine Ähnlichkeiten.«
»Und du kannst sicher sein, dass ich nicht bei der leisesten Andeutung eines Skandals die Flucht ergreife.«
»Nein, ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass du vor irgendetwas die Flucht ergreifst.« Arabella lächelte. »Und ehrlich gesagt bin ich im Nachhinein beinahe dankbar für den Skandal. In gewisser Weise befreite er uns. Meine Schwestern und ich bestimmen jetzt selbst über unser Leben«, sie grinste ironisch, »oder wir würden es tun, hätten wir keinen unerwünschten Vormund, mit dem wir uns abfinden müssen. «
Marcus schmunzelte. »Tut mir leid, meine Liebe. «
»Nein, es tut dir nicht im Geringsten leid«, erwiderte Arabella lachend. »Aber sobald diese zwei Wochen vorüber sind, werde ich dich los sein.«
»Du willst mich nicht los sein. Dafür genießt du unsere Wette viel zu sehr.«
»Ach, tue ich das?«
»Durchaus. Du empfindest es als erheiternd und erregend, mich herauszufordern und dich mit einem würdigen Gegner zu messen.«
Arabella sah ihn fragend an. »Wie kommst du auf den Gedanken, du wüsstest, was ich fühle? «
Seine Antwort war ernster, als sie erwartet hatte: »Weil ich genauso empfinde, und ein solches Gefühl hatte ich seit Jahren nicht mehr. «
»Gewiss handelt es sich um eine Verdauungsstörung.«
Marcus lachte. »Komm schon, gestehe. Dein Leben war entsetzlich langweilig, solange du nichts als die, Schule hattest, um deine Tage zu füllen. Und dann kam ich und machte es unterhaltsamer. «
Arabella betrachtete ihn schweigend, denn sie konnte seine Behauptung nicht von der Hand weisen. Die meiste Zeit war ihr Leben furchtbar öde, ausgenommen gelegentliche interessante Zwischenfälle im Institut. Und sie begann fürwahr, das Zusammensein mit Marcus als erheiternd zu empfinden. Doch lieber würde sie sich die Zunge abbeißen, als ihm das zu sagen.
»Du hast eine sehr überzogene Meinung von dir, Mylord«, sagte sie süßlich und fasste ihre Zügel. »Und ich finde einen guten Galopp weit erheiternder.« Mit diesen Worten trieb sie ihre Stute an. »Ich wette, ich erreiche Danvers Hall vor dir! « rief sie Marcus über die Schulter zu.
Marcus ertappte sich dabei, wie er grinste, weil sie sich so offensichtlich bemühte, eine Fortsetzung der vertrauten Unterhaltung zu vermeiden. Doch als sie davongaloppierte, nahm er die Herausforderung an.
Bald schon bemerkte Arabella, wie er ihr dicht auf den Fersen war. Sie beugte sich tiefer über den Hals ihrer Stute und feuerte sie an, schneller zu laufen. So wurde der Ritt zu einem veritablen Rennen, das fast schon ein Symbol für den erbitterten Wettstreit zwischen ihnen war. Und sie beide waren entschlossen zu gewinnen. Arabella gab ein
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