Süßes Spiel der Sehnsucht
machen. « Als sie zögerte, fügte Marcus hinzu: »Ich ließ einige meiner Pferde aus London herbringen, weil ich annahm, dass du und deine Schwestern zur Abwechslung gerne mal auf einem richtigen Pferd sitzen würdet. Die langsamen Schnecken im Stall eures Stiefonkels verdienen kaum die Bezeichnung Pferd. Wir können den Ausritt als Teil meiner täglichen Zeit mit dir ansehen. «
Sie würde sehr gern ausreiten, überlegte Arabella. Und im Sattel sitzend war ihre Chance größer, das beharrliche Werben des Earls zu enttäuschen. »Ja, das würde mir gefallen, Mylord.«
»Schön. Dann treffe ich dich um zwei beim Stall. «
Arabella kehrte in den Salon zurück, wobei sie vor Vorfreude bebte. Die Aussicht, an solch einem lieblichen Frühlingstag auszureiten, musste an ihrer Erregung schuld sein. Oder freute sie sich gar darauf, sich ein weiteres Mal mit Marcus zu messen?
Arabella war vom Wetter wie von ihrem neuen Reitpferd begeistert. Als sie beim Stall ankam, wartete Marcus mit einer wunderschönen braunen Stute auf sie. Er hob sie in den Damensattel, bevor er sich auf einen strammen, kastanienbraunen Wallach schwang.
Sie ritt voraus aus dem Hof und die Einfahrt hinunter zur Allee. An der ersten Kreuzung verließen sie den Weg und ließen ihre Pferde im lockeren Trab querfeldein über die saftig grünen Felder, durch die kleinen Wälder und die Lichtung gehen, die sich an der Themse entlangzogen. Als sie an den Fuß eines Hügels kamen, ritten sie gemächlich hinauf und blickten von dort auf das weite Tal hinunter.
Ein angenehmes Schweigen herrschte zwischen ihnen, während Arabella das Gesicht in die Sonne reckte, das goldene Licht des Nachmittags in sich aufsog und das rare Vergnügen auskostete, ein lebhaftes Pferd unter sich und einen charmanten, aufmerksamen Gentleman neben sich zu haben. Wäre die Wette nicht, hätte sie Marcus' Gesellschaft als überaus erfreulich empfunden, gestand sie sich im Geiste ein.
»Danke für dieses besondere Vergnügen«, sagte sie und tätschelte ihrer Stute den Hals. »Sie ist eine Schönheit. Bei Pferden hast du offenbar einen superben Geschmack.«
»Ich kaufe meiner Schwester immer ihre Reitpferde«, erwiderte Marcus.
»Und ist sie eine gute Reiterin? «
»Die beste, schließlich habe ich sie selbst unterrichtet. Eleanor reitet wie der Teufel, genau wie es deine Schwester Lily gern tut, soweit ich hörte. «
»Lily reitet wahrlich wie ein Teufelsbraten«, sagte Arabella lächelnd.
»Es würde mich freuen, sie und Roslyn dieser Tage einmal kennenzulernen. «
Sie warf ihm einen kecken Blick zu. »Wir werden sehen.«
»Vielleicht lade ich Eleanor ein, uns zu besuchen. Das Ausreiten hier dürfte ihr ungleich mehr Spaß machen als auf den beengten Reitwegen des Hyde Parks.«
»Wohnt sie bei dir in London? «
»In London schon, aber nicht bei mir. Sie lebt bei einer älteren Tante, die als ihre Anstandsdame fungiert. Eleanor kam zum Auftakt ihrer ersten Ballsaison vor drei Jahren zu ihr und zog es vor zu bleiben,
»Wenn du so lange schon ihr Vormund bist, hast du sie dann nicht auch bereits zu verheiraten versucht, wie du es mit uns vorhattest? «
Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. »Ich würde nicht im Traum darauf kommen, den Ehestifter für meine Schwester zu spielen. Zum Glück ist das auch unnötig, denn als Erbin kann sie sich die Verehrer frei wählen. Zurzeit ist sie allerdings wie du entschlossen, unverheiratet zu bleiben - obgleich sie zweimal verlobt war. In beiden Fällen löste sie die Verlobung. Unsere Tante fürchtet, Eleanor erwirbt sich den Ruf einer jungen Dame, die jedem noch so hoffnungsfrohen Verehrer über kurz oder lang den Laufpass gibt. «
Arabella sah ihn verwundert an. »Ich vermute, sie hatte jeweils gute Gründe.«
»Sie entschied, dass sie die Herren nicht hinreichend liebte«, antwortete Marcus gelassen und blickte Arabella prüfend an. »Mich würde deine Verlobung interessieren. Hast du den Viscount geliebt? «
Arabella fuhr unmerklich zusammen. Die Erinnerung an George, Viscount Underwood, war immer noch schmerzlich. Ja, sie hatte ihn geliebt, an eine Zukunft mit ihm geglaubt und auf Kinder gehofft.
Da ihr bewusst war, dass Marcus eine Antwort von ihr erwartete, gab sie sich so gefasst wie möglich. Obwohl es ihr widerstrebte, eine solch persönliche Frage zu beantworten, verdiente er vielleicht zu wissen, warum sie nicht vorhatte, seinen Heiratsantrag anzunehmen.
»Ja, ich habe ihn geliebt«, sagte sie betont ruhig. »Das war
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