Süßes Spiel der Sehnsucht
erfreute Lady Eleanor sich großer Beliebtheit, denn immer wieder wurde sie freundlich gegrüßt und blieb jedes Mal stehen, um ihre neuen Freundinnen vorzustellen.
Als Eleanor gerade angeregt mit einem älteren Paar plauderte, entdeckte Arabella die rothaarige Schönheit, die etwas weiter hinten in dem überfüllten Korridor stand. Zur gleichen Zeit kam Marcus vom anderen Ende herbei. Die Dame ging auf ihn zu und schenkte ihm ein kühles Lächeln, das mehr als nur ein wenig verführerisch war. Arabella überkam der befremdliche Drang, ihr die Augen auszukratzen.
Sie schalt sich bereits für diese absurde Regung, als Winifred ihren Gesichtsausdruck bemerkt haben musste. »Keine Sorge, meine Teure«, flüsterte ihre Freundin. »Ihre Affäre soll seit Monaten vorbei sein.«
»Welche Affäre? «
Winifred stockte kurz, bevor sie das Gesicht verzog. »Na schön, du kannst es ebenso gut von mir erfahren, ehe du falsche Schlüsse ziehst.«
»Was für Schlüsse? Winifred, bitte hör auf, in Rätseln zu sprechen! «
Lady Freemantle seufzte. »Nun gut, die Lady ist die wohlhabende Witwe des Viscount Eberly. Um es ohne Umschweife zu formulieren, sie hatte vor Jahren eine romantische Liaison mit Lord Danvers, als er noch Baron Pierce war. Und nachdem ihr deutlich älterer Gatte seinem Schöpfer entgegentrat, nahmen sie ihre Beziehung letzte Weihnachten für kurze Zeit wieder auf, doch sie dauerte nicht an. Angeblich wurde die Dame recht besitzergreifend und sah sich bereits als Baroness Pierce, also beendete er die Affäre. Meines Wissens wurden sie seither nicht mehr zusammen gesehen.«
Arabella hatte auf einmal das Gefühl, ihr Brustkorb würde zu eng. »Sie hatten eine Affäre, solange ihr Ehemann noch lebte?"
»Nun ja. Aber letztlich blieb sie folgenlos, und ich bezweifle, dass Lord Danvers noch das geringste Interesse an ihr hat.«
Arabella starrte unglücklich zu Marcus und seiner wunderschönen Geliebten. Zugegeben, sie war eifersüchtig, weil die umwerfende Lady Eberly einst seine Mätresse gewesen war. Mehr noch allerdings quälte sie, dass Marcus die Dame umwarb, während sie noch die Gattin eines anderen war.
Entsetzt wandte sie sich ab und hielt sich eine Hand vor den Mund.
»Ist dir nicht wohl, meine Liebe?«, fragte Winifred besorgt.
Arabella konnte nicht antworten, weil ihr Magen plötzlich in Aufruhr war. Wie konnte Marcus ihr einen Antrag machen und ihr einreden wollen, er wäre nicht wie ihr Vater? Dabei hatte er ebenso wenig Skrupel besessen, offen Ehebruch zu begehen!
»Es ist nichts«, log Arabella schließlich. »Vielleicht habe ich bei dem Dinner zu viele schwere Sachen gegessen. Ich denke, ich gehe besser in die Loge zurück, Winifred.«
»Gewiss doch, du solltest dich setzen.«
Sie holte tief Luft, während sie den Gang entlangging und sich sagte, dass sie kein Recht hatte, so verletzt zu sein. Immerhin besaß sie keinerlei legitimen Anspruch auf Marcus. Wenn sie doch nur nicht eben erst begonnen hätte, ihm zu vertrauen und ihm ihr Herz zu öffnen. Und du dachtest, er wäre der Mann, den du heben kannst!
Sie hätte wissen müssen, dass seine Darstellung des idealen Verehrers zu vollkommen war, um wahr zu sein.
Doch Marcus mit seiner ehemaligen Geliebten zu sehen hatte sie eiskalt in die Realität zurückkatapultiert. Nach der Heirat hatte ihr Vater unzählige Affären gepflegt, seine Geliebten mit Aufmerksamkeit überschüttet und ihre Mutter einsam, verletzt und mit gebrochenem Herzen alleingelassen. Woher sollte Arabella die Gewissheit nehmen, dass es ihr nicht ebenso erging, falls sie Marcus heiratete?
Arabella fühlte, wie ihre Augen brannten. Sie war unverzeihlich naiv gewesen, zu glauben, dass sie tatsächlich seine Frau werden könnte! Ihre Vorstellung von der Ehe mit ihm war nichts als pures Wunschdenken gewesen. Sie könnte niemals glücklich werden. Und Arabella war eine Närrin, dass sie das auch nur zu träumen gewagt hatte.
Eine noch größere Närrin war sie, weil sie sich nach ihrer ersten unglücklichen Erfahrung mit der Liebe wieder verletzbar gemacht hatte. Denn offensichtlich hegte sie Gefühle für Marcus, und das hätte nie geschehen dürfen. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie denselben Fehler ein zweites Mal begehen und sich das Herz brechen lassen.
Nun aber zwang sie sich, ihren Schmerz herunterzuschlucken. Wenigstens bestand keine Gefahr mehr, dass sie sich in Marcus verliebte. Ihr Widerstand war mit jedem Tag brüchiger geworden, aufgeweicht von seinem
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