Süßes Spiel der Sehnsucht
muskulöser gebaut war und sandbraunes Haar hatte. Ihre Haltung gegenüber Arabella war vollkommen gegensätzlich. Arden verneigte sich kühl vor ihr, wohingegen Claybournes Begrüßung weit herzlicher und amüsiert charmant ausfiel. Er hatte offenbar mehr mit Marcus gemein als der Duke.
Arabella verstand auf Anhieb, warum ganz London über die drei Herren redete. Sie waren alle imposante Erscheinungen, sündhaft gut aussehend und zugleich durch und durch ... männlich. Kein Wunder, dass die Damenwelt ihnen zu Füßen lag. Auch jetzt hatte das Publikum fast nur Augen für sie. Arabella schien es beinahe, als würde das ganze Theater ausschließlich zu ihrer Loge sehen.
In der Loge waren zwei Sitzreihen, und als Marcus Anstalten machte, Arabella auf den nächstgelegenen Platz zu führen, mischte Eleanor sich ein.
»Setzen Sie sich doch bitte zu mir, Miss Loring«, bat sie. »Dann können wir uns besser kennenlernen ... und vielleicht Geschichten austauschen, wie es ist, Mündel meines Bruders zu sein.«
Folglich nahmen alle vier Damen in der vorderen Reihe Platz - Marcus' Tante, seine Schwester, Arabella und Winifred. Nachdem Marcus sich mit seinen Freunden hinter sie gesetzt hatte, fühlte Arabella sich jedoch unangenehm beobachtet. Überall im Publikum wurde hinter vorgehaltenen Fächern getuschelt und auf die Loge von Lord Danvers gezeigt.
Ihr wurde bald klar, dass man über die sprach, auch wenn es sie bei aller Unsicherheit tröstete, dass einige der Gentlemen sie bewundernd anblickten.
Lady Eleanor entging es ebenfalls nicht. »Achten Sie gar nicht auf die, Miss Loring. Jedes neue Gesicht erregt zunächst Aufsehen, genau wie jede noch so winzige Verfehlung, aber das geht schnell vorbei.« Sie lachte charmant. »Zumindest tat es das bisher immer bei meinen kleinen Fauxpas.«
»Die entschieden zu häufig vorkommen«, bemerkte Marcus, der sich zu ihnen vorbeugte.
Sie waren sehr frühzeitig im Theater eingetroffen, weil Marcus ihnen Gelegenheit bieten wollte, sich ein wenig kennenzulernen, und die erste Unterhaltung verlief sehr erfreulich. Eleanor sprach angeregt mit Arabella und fragte sie sehr subtil und unaufdringlich aus. Wie Marcus bereits prophezeit hatte, mochte Arabella seine Schwester, die dem ersten Eindruck nach witzig und lebhaft war. Und sie besaß einen verwegenen Sinn für Humor.
Mit Marcus' Freunden konnte Arabella indes kaum sprechen, da sie hinter ihr saßen. Der Marquess warf hier und da einen Kommentar ein, während der Duke stoisch schwieg. Arabella konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er sie ablehnte, auch wenn er ein klein wenig auftaute, als Eleanor sich zu ihm umwandte und ihn wegen seiner Schweigsamkeit neckte. Offenbar war Arden kein großer Freund von Shakespeare, und heute Abend wollten sie Richard III. mit einem der größten Schauspieler, John Kemble, in der Hauptrolle sehen.
Als der Duke einige spitze Bemerkungen mit Lady Eleanor austauschte, entdeckte Arabella ihre Freundin Fanny Irwin, die am Arm eines älteren Gentleman eine der benachbarten Logen betrat. Ganz »modische Unkeusche«, war Fanny in smaragdgrünen Satin gewandet, hatte das schwarze Haar kunstvoll drapiert und ihr üppiges Dekolleté mit Juwelen bedeckt.
Fanny lächelte Arabella diskret zu, und diese erwiderte nicht minder diskret. Schon vor Jahren waren sie übereingekommen, dass Arabella um des Rufs des Instituts willen ihre Freundschaft mit einer berühmten Kurtisane lieber geheim hielt.
Kurze Zeit später allerdings fiel ihr eine rothaarige Dame auf, die einige Logen weiter saß und finster zu ihr hinüberstarrte. Es handelte sich um eine herausragende Schönheit, deren elfenbeinfarbenes Kleid tief genug ausgeschnitten war, um reichlich Alabasterhaut freizugeben, die von Diamanten geschmückt wurde.
Arabella konnte nicht sagen, was sie getan hatte, um den Unmut jener Fremden zu erwecken. Zudem wunderte sie sich, als sie bemerkte, wie Lady Beldon der Dame höflich zunickte. Zum Glück ging in diesem Moment der Vorhang auf, und Arabella achtete nur noch auf das Stück.
Kemble bannte die Zuschauer so sehr mit seinem Spiel, dass man gar nicht merkte, wie die Zeit verging. In der Pause nach dem zweiten Akt verließen Marcus und der Duke die Loge, um den Damen Wein zu holen. Der Marquess bot sich an, die Ladys zu eskortieren, als Eleanor sagte, sie wolle sich ein wenig die Beine vertreten, und Arabella und Winifred einlud, mit ihr durch die Gänge zu schlendern.
Wie sie schnell feststellten,
Weitere Kostenlose Bücher