Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
Brust. »Ich fühle mich nicht tot.«
Ich sagte: »Ein Dämon hat dich verführt und deine Seele g e stohlen. Ich bin hier, um dich zurückzubringen.«
»Du bist der Dämon«, schrie Tracy und zeigte mit dem Finger auf mich. »Du bist diejenige, die ihn mir stehlen will!«
Hmmm. Das Mädel hatte gar nicht so unrecht.
»Jesse ist kein Dämon«, stellte Paul klar.
Ich musste daran denken, wie ich Oben versucht hatte, ihm die Wahrheit zu sagen, wie er sich darüber lustig gemacht und sich geweigert hatte, mir zu glauben. Wie sehr er sich etwas anderes wünschte, als was ich in Wirklichkeit war. Ich schluckte den Kloß runter, der sich in meinem Hals gebildet hatte, und sagte: »Doch, Liebling. Das bin ich.« Auf meinen stummen Befehl hin fiel mein Kostüm von mir ab und sank an mir herab zu Boden.
Tracy unterdrückte einen Schrei und krabbelte rückwärts, um hinter dem Stamm der Platane Schutz zu suchen. Sie interessierte mich nicht; meine Augen waren fest auf meinen Liebsten g e richtet.
Paul starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an; seine Lippen formten ein O. Ich hörte, wie sein Herz gegen den Brustkorb donnerte, roch die Angst, die sein Körper verströmte, wie ein intensives Aftershave. Einst wäre dieser Geruch für mich ein Aphrodisiakum gewesen; erhärte Visionen in mir ausgelöst, in denen ich Paul durch meine Verführungskünste die Angst ei n fach vertrieben hätte. Doch jetzt machte mich diese Angst ei n fach nur traurig.
»Das bin ich«, wiederholte ich. »Der Dämon Jezebel. Ich bin aus der Hölle geflohen und habe vorgegeben, ein Mensch zu sein. Dann habe ich dich getroffen und mich in dich verliebt. Ich wäre beinahe für dich gestorben. Deinetwegen habe ich mir eine Seele verdient.«
Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, während er schluckte und mich anstarrte. Die Angst wich allmählich aus seinen Augen. Er blinzelte und starrte durch mich hindurch. »So siehst du dich also?«
»So bin ich.«
»Sie ist böse«, rief Tracy hinter dem Baum hervor. »Geh weg von ihr!«
Pauls Blick wurde weicher, und ein Lächeln breitete sich über seine Lippen. »Oh Jess. Du hast wirklich keine Ahnung, oder?«
Ich spürte, wie sich meine Stirn in Falten legte. »Keine A h nung?«
Er streckte den Arm aus und nahm meine Hand. »Wer du wir k lich bist. Ich kann es sehen; es umgibt dich wie ein Leuchten.«
Sah er etwa meine Seele unter der dämonischen Verkleidung? Hatte er Angels Magie durchschaut und einen Blick auf die Wahrheit erhascht? In der Erinnerung sah ich erneut Dauns ehrfürchtigen Gesichtsausdruck und Angels erstaunten Blick.
Du darfst mich ruhig Herr nennen, wenn du möchtest.
Oh unheilige Hölle, was war ich?
»Was siehst du?«, fragte ich Paul, obwohl ich mich vor der Antwort fürchtete.
»Ich sehe dich.« Er drückte meine Hand. »Gott, du bist wu n derschön.«
Ich errötete vom Scheitel meines kahlen Kopfes bis hin zu den Hufen. »Schmeichler.«
»Das ist eine Lüge.« Ich konnte Tracys Gesicht nicht sehen, aber ich konnte das Schmollen in ihrer Stimme hören. »Sie versucht dich von mir wegzulocken.«
Unter dem bitteren Beigeschmack der Wahrheit erwiderte ich: »Sie hat recht. Ich habe wirklich vor, dich hier wegzulocken. Das hier ist die Hölle, Süßer. Du gehörst nicht hierher.«
»Nein!« Tracy trat hinter dem schützenden Baum hervor und nahm Pauls freie Hand. »Sie hat unrecht, sie lügt. Das hier ist nicht die Hölle, es ist der Himmel! Hier, zusammen mit dir, das ist das Paradies.«
»Liebling, wenn das hier der Himmel wäre«, sagte ich zu Paul, »dann wäre ich nicht hier. Was auch immer du von mir hältst, ich bin ein Dämon. Und kein Dämon wird je das Paradies betreten.«
Tracy sagte: »Schatz, bitte hör nicht auf sie. Sag ihr, sie soll weggehen. Nun mach schon. Das hier ist dein Paradies – hier zusammen mit mir.«
Paul bückte von mir zu Tracy und dann wieder zurück zu mir, wie ein Kätzchen, das sich ein Tennismatch ansieht.
»Paul«, sagte ich zu ihm, »wenn jemand für den Himmel b e stimmt ist, dann du.«
»Ja«, sagte Tracy nickend. »Das stimmt. Paul ist für den Himmel bestimmt. Also verschwinde, lass uns in Ruhe.«
Paul sah sie mit gerunzelter Stirn an, sah in sie hinein. »Wenn das hier der Himmel wäre, warum sollte Jesse dann versuchen, mich fortzulocken?«
Tracy öffnete ihren Mund, nur um ihn unverrichteter Dinge wieder zu schließen.
»Im Himmel gibt es keine Versuchung«, sagte er.
Und keine wilden Partys, soviel ich gehört hatte.
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