Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
Die gute Nachricht war: Sie stand offen. Die schlechte: Lillith stand davor.
»Schön stehen bleiben!« Sie zielte erneut.
Mist, verdammt. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich dieses Pingpong-Spiel noch durchhalten würde, bevor sie einen Treffer landete. Wenn sonst nichts funktioniert, versuche es mit Hi n haltetaktik. »Was hast du eigentlich gegen mich? Du hast mich von Anfang an gehasst.«
Sie zeigte mit dem Finger auf mich und sagte: »Am Anfang gab es dich überhaupt nicht.«
»Na, weißt du«, erwiderte ich, »streng genommen gab es dich auch nicht.«
Sie fletschte die Zähne, und ich konnte mich gerade noch nach rechts werfen, bevor eine weitere Ladung Magie in die Wand einschlug, wo ich gerade noch gehockt hatte.
»Du kleine Schlampe! Wie kann es sein, dass eine so niedrige Kreatur wie du Sein Interesse wecken konnte?«
Jetzt mal halblang. Kurzer Waffenstillstand beim großen Showdown am dämonischen O. K. Corral. Lillith war eifersüc h tig auf mich? Ich zermarterte mir das Hirn, aber ich hatte nicht den leisesten Schimmer, von wem sie da sprach. »Wer? König Asmodäus?«
Sie prustete vor Lachen. »Er? Der würde doch alles ficken, was Beine hat. Nein. Ich meine den Einen, der dich so süß küsste, bevor Er uns alle verließ.«
Ich brauchte einen Moment, aber dann kapierte ich: »König L u zifer?«
»Oh, gebt dem Kind eine Puppe zum Spielen.« Ihre Augen fu n kelten – schwarz, vogelartig, hungrig. »Ich habe dich gesehen am Tag der Verlautbarung. Ich habe gesehen, wie Er mit dir g e sprochen hat, als wärst du etwas, das seiner Aufmerksamkeit würdig wäre. Ich habe gesehen, wie er dich geküsst hat.«
»Es war nicht so, wie es aussah …«
Sie feuerte eine weitere Attacke ab, die mich beinahe skalpierte. Merke: Dieser Spruch zieht nie , aber auch niemals.
»Jahrtausendelang bin ich ihm vor der Nase herstolziert«, sagte sie, während ich mich wieder aufrappelte, »in der Erwartung, von ihm begehrt zu werden. Ich habe ihm meine besten Fänge zu Füßen gelegt. Ich habe mich voll und ganz der Erfüllung seiner Werke gewidmet. Aber er ging nie auf meine Annäherungsve r suche ein.«
Die Hölle kennt keinen schlimmeren Zorn als den eines ve r schmähten Dämons. »Vielleicht steht Er einfach nicht auf deinen Typ.«
»Ich bin das Urbild aller Frauen!« Blaue Flammen ließen ihre Hände leuchten; sie tobte, während ihre Fäuste wie winzige Scheiterhaufen rauchten. Wäre ich nicht so sehr damit beschä f tigt gewesen, um mein Leben zu zappeln, hätte ich mir ein paar Marshmallows besorgt. Sie brüllte: »Jeder steht auf meinen Typ!«
Ich stellte mir vor, wie wir beide intim miteinander wurden. Würg. Ich habe kein Problem mit sapphischen Praktiken, aber lieber würde ich mir den linken Arm ausreißen, als meine eh e malige Königin zu vögeln.
»Aber du«, zischte sie mich an; ihre Augen funkelten boshaft. »Du mit deinem gewöhnlichen Äußeren und deiner fragwürd i gen Kühnheit, du hast stets Sein Lob eingeheimst.«
»Würde es vielleicht helfen, wenn ich dir sage, dass ich nicht den geringsten Schimmer habe, wovon du da sprichst?«
Sie schnaubte verächtlich. »Oh, natürlich hast du von Seiner Gegenwart überhaupt nichts mitbekommen. Nur die Vertreter der Elite erkennen einander intuitiv, ganz gleich, in welcher Gestalt sie gerade auftreten. Aber du? Du warst nur ein Sukkubus fünfter Ebene. Eine Nullnummer. Du würdest solche Erhabe n heit doch nicht einmal erkennen, wenn sie dich auf den Rücken werfen und vergewaltigen würde.«
Während sie ihren Monolog fortsetzte, schob ich mich ganz unauffällig zur Tür, streng darauf bedacht, Augenkontakt zu halten. Beachte mich einfach gar nicht, ich will deine Hasstirade nicht unterbrechen …
»Er kam regelmäßig zu mir, und jedes Mal, wenn ich dachte, ja, jetzt ist der Moment gekommen, da ich Seine Lippen auf meinen spüren werde, erkundigte Er sich nach dir. Nach deiner Ku n dentrefferrate. Nach deinem Status. Nach dir«, sie spuckte das Wort aus. »Und jetzt weiß ich auch, warum. Du warst bereits vor mir zu Ihm durchgedrungen. Du zähltest zu Seinen Günstli n gen.«
Ich blinzelte sie einfach nur an, derart perplex, dass ich vor ü bergehend vergaß, um mein Leben zu fürchten. Um meinen Tod. Um was auch immer. »Du glaubst, Luzifer und ich … heilige Scheiße, du glaubst, wir hatten Sex?«
Mit einem Fauchen, vor dem selbst ein tollwütiger Wolf z u rückgeschreckt wäre, setzte sie zu einem neuerlichen Angriff an. Ich
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