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Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Titel: Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackie Kessler
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wie Saugnäpfe an mir hafteten. »Runter von mir!« Hände klammerten sich an meine Brüste, meinen Hintern, meine Hufe, meine Handgelenke; Finger krümmten sich auf meiner Haut, bogen meine Lippen auseinander. »Hört auf damit, ihr schwachsinnigen Elfen! Lasst mich los!«
    Hände verstopften meinen Mund, legten sich um meine Kehle.
    Sie kreischt und schreit.
    Nur rät sie nicht.
    Gebt acht, was sie träumt.
    Gebt acht, was sie spricht.
    Unzählige Hände hievten mich hoch – flach auf dem Rücken liegend, die Arme seitlich ausgebreitet, trugen sie mich wie ein Kruzifix. Ringsum Hände und körperlose Stimmen, kichernd, flüsternd, rätselnd, in den Tiefen der Hölle.
    Wann ist ein Dämon kein Dämon?
    Als Sterbliche am anderen Orte.
    Was wird sie sehen, was hören …
    Beim Blitz, beim Anblick der Pforte?
    Ich wand mich, trat um mich, warf meinen Kopf hin und her und bleckte meine Fangzähne, doch vergebens – die unsichtbaren Hände der Reimlinge trugen mich davon, tiefer und tiefer in die Dunkelheit.
    Wann ist eine Wahl keine Wahl?
    Wenn man nicht weiß, was man wählt.
    Steht einer wie ihr die Wahl auch frei,
    Heißt frei vielleicht, dass sie nicht zählt.
    Bitte. Haltet mir die Ohren zu. Wenn ich mir diese dämonischen Kinderreime noch länger anhören muss, verliere ich den Ve r stand.
    Um mich von ihren Spötteleien abzulenken, konzentrierte ich mich auf diverse Songtexte von Shakira, erst auf Spanisch, dann auf Englisch, schließlich auf Spenglisch. Als ich gerade bei »Suerte« war, schleuderten mich die Hände vorwärts. Ich knallte hart zu Boden; die Tatsache, dass dieser immerhin glatt war, machte es nicht viel besser – die Bruchlandung tat trotzdem scheiße weh.
    »Ein Licht, welch Gedicht«, tönte eine Stimme, »gebt uns ein Licht.«
    Um mich herum flackerten Fackeln auf, deren unerwartetes Aufflammen mir in den Augen schmerzte. Ich schloss sie refl e xartig und betrachtete die orangefarbenen Staubpartikel, die hinter meinen Lidern tanzten. .
    »Welch hübsche Maskerade und doch nur Fassade – wie sch a de.«
    Ich biss mir auf die Lippe und öffnete vorsichtig die Augen. Ich war umfangen von Grau, das allmählich die Struktur von Gestein annahm. Na schön, das musste der Boden sein. Steh auf, Jesse. Ich stemmte meine schmerzenden Handflächen gegen das G e stein und stützte mich auf die Ellbogen. Als ich den Kopf hob, sah ich einen haarigen Elfen, der eine schwarze Waffe auf mich gerichtet hielt. Nein, keine Waffe. Einen … Fotoapparat?
    Er sagte: »Lächeln.«
    Blitz!
    Tausend Sonnen erstrahlten direkt vor meiner Nase. Ich warf den Kopf zur Seite und kniff die Augen zu. Staub rieselte auf mich herab und legte sich über meine Haut. Im Anschluss an den p u derigen Niederschlag schössen mir Farben durch den Kopf – glühendes Gelb, vermischt mit kühlem Blau, durchzogen von leuchtendem Orange und stolzem Rot, ein Wirbel aus bu n tem Licht, der mich blendete, mich ertränkte.
    »Die Pforte, die Pforte«, psalmodierte der Elf; seine Stimme klang verzerrt, blechern. »Möge sie unsterblich werden an di e sem Orte.«
    Hände hoben mich an, trugen mich vorwärts, während ich in den Farben dahintrieb und zugleich versuchte, mich ihnen zu en t ziehen. Ich schrie sie an, sie sollten aufhören – ich musste Paul finden, ich brauchte ihn. Meine Stimme erfüllte sich mit Far b partikeln, meine Worte färbten sich bunt.
    »Sie braucht, sie braucht. Stets geht’s ums Brauchen. Doch seht, was sie will.«
    Die Hände stellten mich ab, hielten mich aufrecht, drehten meinen Kopf nach vom und zwangen meine Augen auf. Hinter dem Schleier fließender Farben erblickte ich einen Spiegel.
    »Wähle mit Bedacht, doch gib acht. Wollen heißt nicht bra u chen.«
    Im Spiegel erblickte ich einen grauen Raum aus kaltem Gestein.
    »Wer wählt, verliert. Auf wen sie wohl hört?«
    Und in dem Raum war eine Tür, und ich wusste, dass sich hinter dieser Tür alles verbarg, was ich mir je gewünscht hatte, alles, wovon ich je geträumt hatte, in den tiefsten, dunkelsten A b gründen meines Herzens. Ich musste nichts weiter tun, als die Tür zu öffnen …
    Die Hände gaben mich frei, und ich trat durch den Spiegel.
    Meine Hufe klappern auf dem steinernen Boden wie Absätze auf Linoleum, sie trommeln einen Rhythmus, während ich auf die einfache Holztür zugehe. Die Luft drängt sich dicht gegen me i nen Körper, so als würde ich mich durch eine Wolke kämpfen. Ich strecke den Arm aus, bereit, die Tür aufzustoßen, und en t

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