Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
darstellen, also ein Zwischenspiel, aber das Publikum war so begeistert, dass er das Andante gleich noch als Zugabe hinterherspielte.«
Virginia lachte, schüttelte den Kopf. »Du bist wirklich ein faszinierender Mann, Don Walker. Kennen sich alle Superhelden so gut mit klassischer Musik aus?«
»Nur die besonders intelligenten.«
»Gut zu wissen. Großer Gott, ist das etwa die Schlange zur Damentoilette? Uhh.« Sie drückte meine Hand und sagte: »Wenn ich zu Beginn des zweiten Akts noch nicht auf meinem Platz sitze, dann schick einen Suchtrupp los.« Sie befreite sich aus meinem Griff und reihte sich in die Schlange der wartenden Damen ein.
Ich bewunderte ihren Gang, den Schwung ihrer Hüften und genoss es, wie der Saum ihres Kleids ihre Oberschenkel streifte. Ihre schwarzen Pumps waren schlicht, fast langweilig, aber sie betonten ihre vollen Waden und ihre zierlichen Fußgelenke, verliehen ihrem Gang einen verführerischen Schwung.
Wenn du mich heute Abend nicht küsst, werde ich vor Verlangen explodieren. Tod durch Kavaliersschmerzen …
Fliedergeruch mit einem Hauch von Frost.
Träge lächelnd drehte ich mich um und betrachtete den Cherub, der sich erneut in ein himmelweißes Abendkleid gehüllt hatte. Ich fragte mich, wie die Blondine wohl in Rot aussähe. Sicherlich nicht so unnahbar wie jetzt: Auf ihren Lippen lag ein hochmütiger Ausdruck; ihr von der Sonne geküsstes Haar war zu einer komplizierten Wellenfrisur gelegt, für die eine Sterbliche circa drei Tage gebraucht hätte, und ihre himmlisch babyblauen Augen hatten etwas Eisiges. Aber selbst in reines Weiß gehüllt, sah ihr schlanker Körper absolut exquisit aus. »Federweißchen. Was machst du denn hier? Solltest du nicht in der Warteschlange stehen, um deinen ersten Seelenfang einzureichen?«
»Mein Lord, ich habe eine Nachricht für Euch.«
»Aha?« Ich schlang ihr einen Arm um die Schulter und führte sie in einen etwas ruhigeren Bereich des Foyers. Sie begleitete mich mit steifem Gang und starrem Rücken. Ich sprach in einer Tonhöhe, die außerhalb des menschlichen Hörbereichs lag: »Schieß los.«
»Mir sind Dinge zu Ohren gekommen, mein Lord. Unten. Schreckliche Dinge.«
»Schätzchen, du arbeitest jetzt für die Hölle. Da dreht sich der Bürotratsch nun mal nicht um flauschige Häschen und Kinderlachen.«
»Das meine ich nicht.« Sie blickte zu Boden, während sie sprach. »Ich glaube, es wurde ein Preis auf Euren Kopf ausgesetzt.«
Ich konnte nicht anders, mir entfuhr ein verächtliches Schnauben. »Ach, was!«
Sie blieb stehen, stemmte sich mit beiden Füßen gegen den Boden. Ich ließ sie los und drehte mich um, sodass ich direkt vor ihr stand. Dann schob ich die Hände in die Hosentaschen. Wartete ab. Lächelte über ihr Unbehagen. Sie war hübsch, aber zugleich stolz genug, um jeden Arroganten in ein Geschöpf des Neids zu verwandeln. Ich will nicht behaupten, dass ich sie hasste – eine derart leidenschaftliche Empfindung war sie nicht wert –, aber ich muss zugeben, es machte mir Spaß, ihr auf den Wecker zu gehen.
Und es hätte mir noch viel mehr Spaß gemacht, ihr an die Wäsche zu gehen und ihre Hochmütigkeit in Heißblütigkeit zu verwandeln. Ich erinnerte mich an ihren Seufzer, als ich an ihren Titten genuckelt hatte. Sie geneckt hatte. Ihr gezeigt hatte, welche Wonnen ich ihr bereiten konnte …
Ich würde einen tollen Sukkubus aus dir machen …
Mit sanfter Stimme erwiderte sie: »Ihr braucht Euch nicht über mich lustig zu machen, mein Lord.«
»Nein«, stimmte ich ihr zu. »Aber du machst es mir auch leicht.«
Sie hob langsam den Kopf und sah mich an. Ihre porzellanfarbene Haut war makellos rein, von kühler Perfektion, abgesehen von dem feinen Hauch von Rosa, der sich über ihre Wangen gebreitet hatte. Ha. Sie stieß ein Schnauben aus – ein zarter Laut der Empörung, der mich zum Grinsen brachte. »Die Wahrheit tut wohl weh, Federweißchen?«
»Vielleicht hätte ich gar nicht herkommen sollen.« Sie klang kurz angebunden. Sauer.
»Bist du aber.«
Ihre Unterlippe zitterte. »Ein Fehler. Den ich sicher nicht wiederholen werde.«
»Schon gut«, sagte ich lachend. »Schon gut. Du musst meinetwegen nicht dein hilfsbereites Wesen aufgeben. Also, was hast du gehört?«
Sie hob ihr Kinn, runzelte verächtlich die Stirn. Solche Arroganz – so weit verbreitet unter ihresgleichen. »Vielleicht sollte ich Euch die Bedeutung meiner Worte selbst herausfinden lassen.«
»Ach, jetzt zieh mal deinen
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