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Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Titel: Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Gefühle. Was ich da fühlte, war nichts.
    »Lord Daunuan?«
    »Es ist nichts«, fuhr ich sie an. »Nichts.« Es musste eine physische Reaktion auf den Stress sein, unter dem ich zurzeit litt. Ich war permanent angespannt, hielt immerzu die Augen auf, ob sich irgendwelche Höllengeschöpfe in der Nähe befanden, versuchte verzweifelt, Virginia dazu zu bringen, mich freiwillig zu küssen.
    Und ich dachte an Jezebel und ihren prüden Apostel, den sie angeblich liebte.
    »Mein Lord? Eure Faust …«
    Ich blickte nach unten, sah, dass ich die Hand zur Faust geballt hatte … und dass meine Magie sie mit einem leuchtenden Kokon umsponnen hatte, rot flackernd und elektrisiert von der Macht potenzieller Zerstörung.
    Mist.
    Ich atmete tief ein und verscheuchte meine Magie, schüttelte meine Hand, bis sie wieder eine ganz gewöhnliche Menschenhand war, ohne jeden Hinweis auf eine jenseitige Macht.
    Ich brauchte verdammt noch mal Urlaub.
    »Vermutlich täusche ich mich«, sagte der Engel leise. »Oder vielleicht war von einem ganz anderen Inkubus die Rede.«
    Ich begegnete ihrem besorgten Blick und erwiderte: »Erzähl es mir. Worüber haben sie gesprochen?«
    »Es gibt eigentlich nicht viel zu erzählen. Als ich in der Schlange stand, um meinen Seelenfang einzureichen …« Ihr Gesichtsausdruck wirkte bestürzt. »Ach, übrigens, noch mal vielen Dank dafür …«
    »Keine Ursache«, erwiderte ich. Sie starrte mich mit ihren unergründlichen blauen Augen an, auf der Suche nach etwas, das ich ihr nicht geben konnte, das ich nicht mal verstand.
    Mit einem Schulterzucken, das deutlich machte, wie unbedeutend die ganze Sache war, sagte ich: »Diese nervige Kundin wollte einfach nicht die Klappe halten. Sie an dich abzutreten hat mir die Sache nur erleichtert.«
    »Natürlich«, entgegnete sie nickend; ihr Blick wirkte kühl und doch voller Wärme. Wie schön sie ausgesehen hatte, als dieser Blick von Leidenschaft erfüllt gewesen war, von Lust … Sie räusperte sich. »In der Schlange hörte ich, wie andere davon sprachen, dass … na ja, dass der König der Lust eine neue Nummer eins hat. Und was sie machen würden, wenn sie ihn vor der Elite fänden. Wie sie ihre Prämie nutzen würden.«
    Prämie?
    Nur Könige konnten eine Prämie gewähren. Hatte einer der Könige über Land und Sünde etwa ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt? Ging es um mich persönlich oder darum, Pans Qualitäten als Herrscher der Lust auf die Probe zu stellen?
    DU SOLLTEST WISSEN, LÜSTLING, DASS SICH DIE VÖLLEREI NICHT DARAN BETEILIGEN WIRD, hatte Beelzebul gesagt. UND EBENSO WENIG DIE TRÄGHEIT.
    Wer von ihnen wollte mich wohl hinters Licht führen?
    »Sie sagten so furchtbare Dinge.« Der Engel rieb sich die Arme. »Mein Lord, die Hölle ist hinter Euch her.«
    »Vermutlich ist das Ganze halb so wild«, sagte ich, während ich mir ans Kinn tippte. »Welche Dämonen haben denn was gesagt?«
    »Ich weiß nicht so genau, mein Lord. Für mich sehen alle Höllengeschöpfe gleich aus.«
    »Reizend.«
    »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Umso reizender. Verrate mir eins, Federweißchen«, sagte ich, während ich sie genau musterte. »Weshalb die Warnung?«
    Ihre Lippen zuckten – ein Zeichen von Belustigung? Bei ihr? Es geschahen noch Zeichen und Wunder. »Niemand soll behaupten, ich hätte nie etwas für Euch getan. Wir sind quitt, mein Lord.«
    Beelzebuls Worte hallten mir durch den Kopf: DU BIST MIR WAS SCHULDIG, DAUNUAN, AUSERWÄHLTER PANS.
    »Du lernst rasch dazu, Cherub.«
    »Ich gebe mir Mühe, mein Lord.«
    Mit einem engelhaften Lächeln auf den Lippen verschwand sie und hinterließ einen aufreizenden Duft von winterlichem Flieder.
     
    Was mich, im Nachhinein betrachtet, besonders wütend machte, war die Tatsache, dass ich den Angriff nicht kommen sah. Okay, ich war ziemlich mit der Frage beschäftigt, ob Virginia wohl noch mehr tun würde, als mir einen keuschen Kuss auf die Wange zu drücken – doch das war keine Entschuldigung.
    Aber, verdammt, was war das für ein Kuss gewesen! Angeheizt von der kühlen Nachtluft, die ihr Haar gegen meine Wange peitschen ließ wie die Liebesbekundungen einer Domina, umgeben und umringt von anderen Konzertgängern, während wir das Civic Center allmählich hinter uns ließen und durch den Saratoga Park schlenderten, um über einen kleinen Umweg zu dem Parkplatz zu gelangen, wo ich mein (geliehenes) Auto geparkt hatte, einfach so: Virginia, die sich auf Zehenspitzen stellte und mit ihren Lippen meine Wange

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