Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
sich von mir verführen lassen.
Sie hatte sich von einem Inkubus vögeln lassen und war somit zur Hölle verdammt, Ich musste sie nur noch töten und ihre Seele einkassieren.
Doch selbst wenn ich sie nicht tötete, wenn ich jetzt ginge und sie nie wiedersehen würde, wäre sie für die Hölle bestimmt.
Und wie ich so neben ihr saß, in der Dunkelheit ihres Zimmers, schwor ich bei allem, was mir unheilig war, dass ich mein Möglichstes tun würde, um sie zu retten.
DRITTER TEIL
DAS NACHSPIEL
Kapitel 19
Offenbarung
Das Voodoo Café war nahezu leer – eine angenehme Überraschung. Ich blieb dennoch auf der Hut und ließ mein Radar aktiviert, aber immerhin musste ich kein Meer von Gesichtern beobachten, während ich in meiner Ecke saß und nach einer Lösung für mein Problem suchte.
Vielleicht sollte ich die Lösung im Alkohol suchen. Ich nippte an meinem Scotch und zermarterte mir das Hirn und war Stunden später immer noch genauso ratlos wie in dem Moment, als ich an Virginias Seite gesessen und sie beim Schlafen beobachtet hatte.
Ich konnte sie nicht ent-dammen.
Ich konnte meinen Auftrag nicht vermasseln.
Und ich konnte mich nicht einmal besaufen, was mir im Moment am allermeisten auf den Zeiger ging. Ich hatte Randolph aufgefordert, mir gleich die ganze Flasche stehen zu lassen, und er hatte meinem Befehl gehorcht. Kluger Junge. Aber inzwischen war das Behältnis nur noch als gläserner Briefbeschwerer zu gebrauchen, und der Alkohol hatte nichts weiter bewirkt, als sich über meine Zunge zu legen und meinen Hals zu wärmen, während er die Gedanken, die mir tausendfach durch den Kopf schossen, gekonnt ignorierte. Gedanken, die allesamt auf zwei unvereinbare Tatsachen hinausliefen: Ich musste Virginia töten, und ich konnte Virginia nicht töten. Mich beschlich ein wachsendes Gefühl von Unruhe, das mich mit jedem Schluck mehr verwirrte und einen metallischen Nachgeschmack hinterließ, den selbst der erdige, rauchige Geschmack des Scotchs nicht überlagern konnte.
Eine Verschwendung sondergleichen.
Und dann kam sie hereinstolziert, wie immer in eisige Perfektion und himmlische Reinheit gehüllt. Während ich zusah, wie sie an die Bar ging und Randolph anlächelte, kam die Lösung meines Problems wie die Apokalypse über mich.
Ich sitze auf Jezebels Hüften, die Ellbogen auf ihre Schultern gestützt, und streichele ihr das Gesicht, und sie sagt, ich solle sie verführen und töten, damit sie in die Hölle kommt, und zum Engel sagt sie, er solle diese »Schneewittchen-Nummer« mit ihr abziehen, damit sie hinterher in ihren Körper zurückkehren kann.
Der Cherub konnte Virginia beschützen.
Randolph schob der Blondine ein Glas hin, und sie legte ihre kleine Hand auf seine große und streifte seine Finger, bevor sie sich den Drink nahm. Er grinste verzückt, aber eher wie ein Schuljunge als ein Mann, der sie auf die Theke werfen und an Ort und Stelle vögeln wollte. Sie lächelte und nippte zart an ihrem Drink. Sie sagte irgendetwas, und er errötete, nickte. Er grinste immer noch wie ein Vollidiot, als er ans andere Ende der Bar ging, um einen Kunden zu bedienen, während sein verliebter Blick immer wieder zu ihr zurückkehrte, ohne dass sie etwas davon bemerkte; sie hatte sich auf ihrem Stuhl herumgedreht und ließ die Augen schweifen. Blond und blauäugig und mit einer Figur, die keine sterbliche Frau je besitzen würde, es sei denn mit Hilfe von Magie oder Silikon. Sie hatte die Schultern zurückgezogen, sodass ihr Busen gegen die weiße Seide ihres Kleids drängte. Ein Lächeln breitete sich über ihr Porzellangesicht, während sie ihr sonnenverwöhntes Haar über ihre schwanenhafte Schulter warf. Sie hob ihr Glas, um erneut daran zu nippen. Dann leckte sie sich den Geschmack von den Lippen – mit einer rosigen Zunge, die mich an andere Regionen ihres Körpers denken ließ: ebenso rosig und ebenso feucht.
Der Cherub war auf Beutefang. Wenn sie nicht die ganze Zeit nervös mit dem Bein geschaukelt hätte, wäre sie glatt als passable Verführerin durchgegangen. Für einen Möchtegern.
Engel als Verführer, Sukkuben als Albträume. Ich war mir nach wie vor unschlüssig, ob dies ein Geniestreich des Königs war oder ein Beweis seiner Unzurechnungsfähigkeit.
Ihr Blick schweifte weiter, suchend. Musternd. Scheinbar immer noch am Üben, wie? Du musst wohl erst mal genügend Mut zusammenraffen, ehe du einen ernsthaften Verführungsversuch startest, ehe du einen bösen Menschen zu einer Nacht wilder
Weitere Kostenlose Bücher