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Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Titel: Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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gestand jene Wahrheit, die mir den Magen zuschnürte und sich in meiner Brust festkrallte wie Virginias Fingernägel in meinen Schultern: Ich konnte sie nicht töten. Ich konnte ihre Seele nicht stehlen. Meine Hände zitterten. Ich zwang sie, stillzuhalten, aber ich war unfähig, meinen Kiefer zu entkrampfen. Jetzt ist sie verdammt, aber nicht tot; der Hölle geweiht, aber noch nicht einkassiert.
    Während ich sprach, wurden die Augen des Engels immer sanfter, und nun funkelten darin Tränen, die wie Sternenstaub schimmerten. »Oh, Lord …«
    Und ich muss sie heute töten, bevor der König beschließt, dass meine Zeit abgelaufen ist und ich versagt habe.
    Seufzend schüttelte der Cherub den Kopf. »Eine schmerzliche Entscheidung, mein Lord.«
    Und du wirst mir helfen.
    Sie quiekte: »Ich?«
    Auf die gleiche Art und Weise, wie du Jezebel geholfen hast, als ihr Typ gestorben ist. Du wirst Virginia beschützen, ihren Körper und ihre Seele.
    Ihre Augen wurden glasig, und sie nippte an ihrem Getränk, bevor sie mir antwortete. »Ich wünschte, das könnte ich, mein Lord.«
    »Du kannst nicht Nein sagen.«
    »Ich kann nicht Ja sagen.« Es gibt Regeln, mein Lord, besonders für Geschöpfe wie mich, die zwischen Himmel und Hölle verkehren. Ich kann Leben erhalten, das ja. Aber ich kann keiner Seele helfen, die zur Hölle verdammt ist.
    Bei Jezebels Typ hast du es auch getan. Dieser prüde Apostel, dessen Schultern ausgeprägter waren als seine Fantasie.
    Seine Seele war rein, mein Lord. Was man ihm angetan hatte, war Frevel.
    »Und das hier ist kein Frevel?«
    »Was ich von Eurem Auftrag halte und was die offiziellen Regeln besagen, sind zweierlei Dinge.«
    Nüchtern. Die Worte des Engels klangen nüchtern. Mein Verstand sendete ihr die nüchterne Antwort: Virginia ist für den Himmel bestimmt.
    »Sie war es.« Bis Ihr sie vom rechten Weg abgelenkt habt.
    Bring sie zurück auf diesen Weg.
    Das kann ich nicht, mein Lord. Ihre eigene Lust hat sie verdammt. »Ich kann nichts für sie tun.«
    Ich schloss die Augen und atmete zischend aus.
    Vielleicht, schlug der Engel vor, könnt ihr ja ihre Folter beaufsichtigen? Ihre Höllenqualen ein wenig lindern?
    »Das Feuer der Scheiterhaufen kennt keine Gnade«, knurrte ich. Ich werde nicht zulassen, dass sie leidet.
    »Ihr liebt sie«, sagte der Engel.
    Ich schlug die Augen auf. »Pass auf, was du sagst!«
    Sie runzelte ihre blasse Stirn und sah mich verständnislos an. »Warum? Was habe ich denn gesagt?«
    Mein Körper verkrampfte sich, erstarrte vor Wut. Dämonen lieben nicht.
    Natürlich tun sie das. Seit ich Euch das erste Mal begegnet bin, seid Ihr in Jesse Harris verliebt.
    Jezebel schreitet auf das Bergmassiv des Pandämoniums zu, und ich betrachte ihre Bewegungen, bin fasziniert von jedem ihrer Schritte, wie immer. Ich weiß nicht, warum sie eine solche Anziehungskraft auf mich ausübt.
    Nein.
    Es ist etwas, das ganz typisch sie selbst ist, etwas, das ich nicht benennen kann, was aber dennoch da ist – in allem, was sie tut, in allem, was sie sagt, in jeder Bewegung ihres Körpers. Es ist befremdlich und berauschend. Es ist sie selbst.
    Jezebel.
    Bei allem, was mir unheilig war, nein.
    Jezebel, die mich anfleht, ihren Typen zu retten, ihren prüden Apostel, der sie mit seiner Menschlichkeit verführt hat, Jezebel, die mir erklärt, dass sie ihn liebt.
    Rasende Wut kochte in mir hoch, tauchte die gesamte Welt in ein Blutbad.
    Meine Hände packten den weißen Hals des Engels.
    Sie wehrte sich, schlug auf meine Arme ein, zerrte an meinen Fingern. Dämonen lieben nicht.
    Ihr Gesicht lief blau an, was eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Engel atmen nicht.
    Und Dämonen lieben nicht.
    Es musste daran liegen, dass sie menschliche Gestalt angenommen hatte, beschloss ich, während sich meine Finger in ihre kalte weiße Haut drückten; daher konnte sie menschliche Empfindungen wahrnehmen oder zumindest ein Echo derselben. Aus meiner Sicht ein Konstruktionsfehler. Der unweigerlich zu Betriebsstörungen führte. Nichts anderes waren diese sogenannten Gefühle: ein Konstruktionsfehler.
    Ich liebte Virginia nicht.
    Ich liebte Jezebel nicht.
    »Und ich werde es dir beweisen«, verkündete ich dem Engel. Ich stieß sie von mir, und sie fiel hustend gegen die Bar.
    Ich spürte den Blick der übrigen Voodoo-Gäste auf mir, roch ihre Zustimmung, ihre Gleichgültigkeit oder, in einigen Fällen, ihre Angst. Ihr könnt mich alle mal kreuzweise. Ihr seid mir absolut gleichgültig. Das

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