Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
Meine Wange und meine Nase pochten. Wäre ich ein Mensch, wären meine Knochen garantiert gebrochen und meine Haut geschwollen gewesen. Ein kurzes Aufflammen meiner Hitzeaura ließ die Kammreste in meinem Hals und in meiner Brust verpuffen und ersetzte den Schmerz durch eine unangenehme Taubheit. Der Kratzer an meinem Hals brannte, aber das Gefühl ließ bereits nach. Am schlimmsten war es um meine linke Hand bestellt; sie blutete so heftig, dass Uvalls Handgelenk bereits glitschig wurde.
»Silber«, sagte sie mit matter, heiserer Stimme. Uvall würde es in ihrem menschlichen Körper garantiert nicht mehr lange aushalten. »Die Kämme … aus Silber.«
»Das habe ich bemerkt.«
Ich beugte mich über sie und flüsterte: »Ich verrate dir ein Geheimnis, Schlampe: Meine Schwäche ist nicht Silber.«
Sie stieß einen eigenartigen Laut aus – halb Knurren, halb Wimmern.
»Weißt du was?«, fuhr ich fort. »Da du mich grundlos angegriffen hast, kann ich deinen Menschen nun für mich beanspruchen und seine Seele dem Stolz wegschnappen. Und wenn es dann an den Papierkram geht, werde ich die Nachricht verbreiten, dass Uvall, Herzogin der Hölle, den Inkubus Daunuan angegriffen hat … und an ihm gescheitert ist. Ich wette, du würdest dir vor Wut in den Arsch beißen, stimmt’s?«
Sie wand sich unter mir, versuchte mich abzuschütteln. Aber ich rührte mich nicht von der Stelle. Ebenso wenig wie sie. Stattdessen schenkte ich ihr einen Luftkuss. »Du wirst die absolute Lachnummer sein.«
»Ich bring dich um!«
»Warum? Was hab ich dir getan?«
Ihre Augen funkelten boshaft und geheimnisvoll. »Das wirst du nie erfahren.«
Verfickt noch mal, warum wollten mich heute alle umbringen?
In meiner Erinnerung hörte ich die höhnische Stimme des Tobsüchtigen: Kann ich nicht verraten.
Scheiße. Mein Magen verkrampfte sich, als mir bewusst wurde, dass sich hier irgendetwas zusammenbraute, etwas Bedeutendes. »Du wurdest dazu beauftragt, mich anzugreifen. Du, genauso wie dieser Tobsüchtige.«
Sie sagte nichts, sondern sah mich nur an, während ich die Puzzleteile zusammenfügte.
»Was geht hier vor sich, Uvall?«
»Verpiss dich, Köter. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.«
»Sag es mir, oder ich berichte jedem im Land des Hochmuts von deiner Niederlage. « Ich zog das Wort bewusst in die Länge. Die schlimmste Qual für einen Vertreter des Stolzes war es, anderen eine Niederlage eingestehen zu müssen.
Der Dämon grinste. »Ich weiß etwas, das du nicht weißt.«
Fick dich.
Ich ließ ihren Arm los, um stattdessen mit den Fingern in ihr blondes Haar zu fahren und sie am Scheitel zu packen. Knurrend hob ich ihren Kopf, um ihn kraftvoll zu Boden zu schmettern. Ich hörte ein wohltuendes Knirschen, als ihr Hinterkopf hart gegen den Asphalt prallte. Ihre Augen verdrehten sich, und ihr Körper erschlaffte unter mir. Licht aus, Puppe. Sie atmete noch; ich hatte mich in letzter Sekunde gebremst, um ihren Schädel nicht zu zertrümmern. Wenn ich eine Frau nicht mithilfe meiner Lust töten konnte, dann war sie die Mühe nicht wert.
In einem Dunst von brennendem Schwefel verschwand Uvall aus ihrem Wirtskörper.
Silber. Ich schüttelte angewidert den Kopf. Wie war die Arrogante nur an derart minderwertige Informationen gekommen? Silber war für mich so gefährlich wie Zahnseide.
Ein verklingendes Motorengeräusch verriet mir, dass Virginia gerade weggefahren war. Und ich wusste nicht das Geringste über sie – nicht, wo sie lebte, nicht, wie sie mit Nachnamen hieß. Nichts.
Heilige Höllenscheiße.
Vielleicht waren ihre Freundinnen ja noch in der Bar; mindestens eine von ihnen musste definitiv Informationen über meine Auserwählte haben. Informationen, die ich brauchte. Und zwar dringend. Aber bei meinem derzeitigen Glück wären sie sicherlich längst verschwunden, wenn ich dort ankam.
Die Amazone lag reglos am Boden, scheintot. Glück für die Schlampe. Wenn ich diesen ganzen Papierkram nicht so hassen würde, wäre sie jetzt mausetot. Ich starrte ihr ins Gesicht und überlegte, ob ich ihr die Nase abschneiden sollte, einfach so zum Spaß. Die Luft prickelte vom Gestank verbrauchter Magie und verbrannten Bluts.
Ach, sie war es nicht wert. Uvall konnte sie ruhig haben. Mir war nicht nach schmuddeligem Nachtisch.
Ich stand auf und schüttelte meine Glieder. Meine Hand blutete immer noch, aber aus dem Triefen war ein harmloses Tropfen geworden. Und auch das würde sich bald legen. Mein Gesicht, mein Hals und
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