Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
sagen lässt …
»Nein, denn weißt du was? Ich bin die Einzige, die sich das traut. Jeder andere versucht, das Thema zu vermeiden, so als würdest du gleich zusammenbrechen, sobald Chris’ Name auch nur erwähnt wird. Aber du bist stärker, als es den Anschein hat. Wie lange willst du noch die Märtyrerin spielen?«
Virginia durchzuckte ein scharfer Schmerz, der mir den Atem raubte.
»Du bist fünfunddreißig, Vee. Viel zu jung, um aufzuhören, dein Leben zu leben.«
Ich fühlte, wie Virginias Schmerz zerbrach und in einen eisigen Ozean stürzte. Fühlte, wie ihr Herz gefror und ihr Gesicht zu einer harten, emotionslosen Maske erstarrte.
Was hat dich so brutal verletzt, Virginia?
Und wie kann ich es zu meinem Vorteil nutzen?
Sie schnaubte – ein verächtliches Geräusch, das jeden Engel mit Stolz erfüllt hätte. Sie sagte: »Ich geh jetzt nach Hause. Um Trübsal zu blasen.«
»Ach, bitte, Vee. Virginia, es tut mir leid! Komm zurück!«
Zu spät – meine Auserwählte stürmte bereits aus der Bar. Offensichtlich litt sie Qualen. Vermutlich brauchte sie jetzt eine starke Schulter, an der sie sich ausweinen konnte. Kein Problem, Puppe. Ich habe die stärkste Schulter diesseits der Schöpfung.
Sie atmete hörbar aus, als ihre Stiefel die Treppe hinunterstolzierten. Eine gigantische Winterjacke verhüllte ihre Kurven, vergrub ihre wundervollen Brüste unter Lagen von Füllmaterial und Synthetikfasern. Ihre üppigen Locken wurden vorübergehend von einer Kapuze gezähmt. Sie versteckte sich förmlich in ihrer Kleidung, in der Hoffnung, nur ja nicht beachtet zu werden. Ich fragte mich, welche Form wohl ihre Beine hatten, wie sie ohne diese weite Hose aussehen mochten … wie sie sich anfühlen mochten, wenn ich mit den Händen über die Innenseiten ihrer Schenkel fuhr.
Der Wind nahm zu, und sie zog den Kopf ein, während sie an mir vorbeimarschierte. Ich erhaschte einen flüchtigen Eindruck von eisigem Zorn: ein Aufblitzen grüner Augen, ein Zucken blasser Lippen.
Oh, verdammt, es ging doch nichts über eine wütende Frau.
Deine Emotionen überschlagen sich, nicht wahr, Puppe? Ich wette, du bist jetzt empfänglicher für gewisse … Anregungen. Auf dem Weg nach Hause, wie? Nun, dann sollte ich dafür sorgen, dass du sicher und wohlbehalten dort ankommst. Ich verließ meinen Posten bei der Treppe und folgte ihr. Beschattete sie.
Während ich mir überlegte, mit welchem Haken ich mir ihr Interesse wohl angeln könnte, heftete ich mich an ihre Fersen und schlängelte mich um die vereinzelten Sterblichen herum, die sich mir in den Weg drängten. Drei Blocks weiter betrat Virginia einen öffentlichen Parkplatz. Ich folgte ihr und beobachtete, wie sie sich zwischen den Autoreihen hindurchschob, bis sie schließlich vor einem graublauen Auto stehen blieb. Während sie in ihrer Tasche kramte, prägte ich mir das Modell und das Nummernschild ihres Wagens ein. Absolut unscheinbar, genau wie sie selbst – ein langweiliges Auto ohne Wunschkennzeichen. Und ohne jeden Schnickschnack. Absolut anonym. Aber ich hatte sie gefunden, sie markiert und all ihre erbärmlichen Anstrengungen, unbeachtet zu bleiben, zunichtegemacht.
Du kannst mir nicht entkommen, Virginia. Ich werde dafür sorgen, dass du dich gründlich amüsierst, ob du es willst oder nicht. Ich werde deinen Körper vor Freude jubeln lassen, bis du meinen Namen schreist.
Während Virginia ihren Autoschlüssel hervorkramte, schlängelte ich mich an einer lila gekleideten Amazone vorbei, die eine Einkaufstasche trug. Ich hätte mich körperlos machen und die Sterbliche einfach durchdringen können, aber davon bekam ich immer so ein kribbelndes Gefühl, so ein irres Verlangen, mich in einen sterblichen Körper zu stürzen. Aber obwohl Besessenheit mir immer einen besonderen Kick verpasste, war meine Zielperson gerade im Begriff zu verschwinden, und ich konnte mir den Luxus nicht erlauben, in gestohlenem Fleisch zu wandeln, wenn ich Virginia dadurch verlor. Daher war es sinnvoller, unsichtbar zu bleiben und organischen Hindernissen einfach aus dem Weg zu gehen. Sobald Virginia die Autotür öffnete, würde ich gespenstische Gestalt annehmen und mich auf den Rücksitz schleichen. Und wenn sie den Motor anließ, würde ich wieder auf unsichtbar schalten und die Fahrt genießen.
Und wenn wir erst einmal bei ihr zu Hause wären, würde ich ernsthaft mit der Verführung beginnen.
Ich spürte ein Brummen im Kopf, aber ich ignorierte das Gefühl und folgte unbeirrt
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