Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
meine Brust waren schon fast verheilt; in ein paar Minuten wären sie wieder wie neu. Meine Hand hingegen würde mir vermutlich noch einen guten Tag lang Ärger bereiten. Ich krümmte die Finger und verzog vor Schmerz das Gesicht. Mein Blick wanderte zu dem Diamantring am Finger der Amazone, und mir wurde schlagartig bewusst, wie übel das Ganze hätte enden können.
Uvalls Angriff verriet mir eines: Was sich am frühen Abend im Haus meiner Kundin ereignet hatte, war kein Zufall gewesen.
Wenn mir ausschließlich Verführer an den Kragen gewollt hätten, wäre ich zu der Überzeugung gelangt, dass Callistus einfach nur angepisst war, weil man nicht ihn als neuen Prinzen der Lust nominiert hatte. Aber was auch immer hier vor sich ging, war bedeutend genug, um einen Dämon des Zorns und ein Elitemitglied des Stolzes in mörderischer Absicht auf mich anzusetzen. Keines der beiden Lager würde jemals einem geprellten Prinzeps der Lust helfen; Zorn und Stolz würden sich vielmehr ins Fäustchen lachen, wenn im Herzland Zwietracht entstünde.
Nein, was hier passierte, war eindeutig eine Nummer größer als Callistus’ Versuch, einen auf Machiavelli zu machen.
Irgendjemand in der Hölle hatte es auf mich abgesehen.
Und ich hatte, verfickt noch mal, nicht die geringste Ahnung, wer … oder warum.
Kapitel 6
Ein Hauch von Spice
Mitternacht in New York City. Hexenstunde, wie man so schön sagt. Oder in meinem Fall: Glücksstunde, da ich gerade in einem Stripclub saß und auf meine Lieblingstänzerin wartete. Allein die Vorstellung, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich im Takt der Musik die Klamotten vom Leib schälte, bereitete mir eine berauschende Qual. Ich war noch nie gut darin gewesen, nur zuzugucken und nichts anzufassen.
Die Musik spielte mit meinem Herzschlag und pulsierte mir auf der Haut. Der Song war laut und lüstern – genau die Art von Musik, die einem in die Glieder kriecht, bis diese sich plötzlich bewegen, als führten sie ein Eigenleben. Ich trommelte mit den Fingern auf den kleinen runden Tisch vor mir und mischte meinen eigenen bescheidenen Beat unter den allgemeinen Rhythmus der Verführung, der sich in der sexuell aufgeladenen Luft ausbreitete. Der rote Plüschsessel, in dem ich saß, war sündhaft weich und dekadent. Die anderen beiden Sessel an meinem Tisch waren noch frei, obwohl der Club an sich gut besucht war; mindestens fünfzig Gäste redeten und tranken und träumten von attraktiven Ladys mit üppigen weiblichen Reizen. Anscheinend strahlte ich irgendetwas aus, das die anderen Männer abschreckte.
Na ja, zumindest die meisten. Einer der Rausschmeißer hatte mir in den letzten zehn Minuten wiederholt schöne Augen gemacht. Ich hätte mir glatt seinen Namen notiert, um ihm später mal einen Besuch abzustatten, aber er stank geradezu nach Güte. Keine Überraschung. Die meisten Schwulen zählten zu den Guten.
Auf der Bühne tanzte gerade eine platinblonde Versuchung, deren geschmeidiger Körper, angestrahlt von gelbem und rotem Scheinwerferlicht, das Publikum mit seinen verführerischen Bewegungen verzauberte. Faith, wie der DJ soeben verkündet hatte. Glaube – welch süßer Name. Genau wie sie selbst. Aber sie war nicht die, die ich sehen wollte. Nicht die, die ich brauchte.
Und die mir sagen konnte, wie man jemanden verführte, der für den Himmel bestimmt war.
Faith’ Auftritt endete in donnerndem Applaus und in einem wahren Geldregen. Als sie die Bühne verließ, wechselte die Musik ihren Rhythmus: Er wurde schneller, und ein schwerer Schlagzeug-Beat mit dunklem Unterton fegte durch den Club und erfüllte den Raum mit freudiger Erregung. Der DJ faselte irgendetwas vom Traum aller schlaflosen Geschäftsleute, aber ich hörte nicht länger hin, da ich sie entdeckte, wie sie am hinteren Bühnenrand stand, die eine Hand in die Taille gestützt, die andere an ihrem Kragen, während ihre Finger den Rhythmus der Musik trommelten; sie verströmte einen Hauch von Verruchtheit. Schwarz gerahmte Brillengläser verdeckten ihre Augen, und ihre dichten Locken waren im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden. Ein schwarzes Jackett verhüllte ihren Oberkörper, und ein dazu passender Rock umschmeichelte ihre Hüften. Ihre Nylonstrümpfe schimmerten durchsichtig und betonten ihre starken, geschmeidigen Beine; ihre Füße steckten in schwarzen Stilettos, die an den Zehen so spitz zuliefen, dass sie ihr ohne Weiteres als Waffen dienen konnten. Das Scheinwerferlicht verwandelte ihr Haar in Satin, ihre
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