Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
starrte mich an, fragte: »Daun?«
»Leibhaftig.«
»Eigentlich sollte es mich nicht wundern.« Sie versuchte, ihre Stimme ruhig zu halten, aber ich spürte ihre Leidenschaft und roch die Angst, die plötzlich aus ihren Poren strömte. Hörte, wie ihr Herz in der Brust pochte.
Grrrrr.
Sie rieb sich den Hals, als könnte sie meinen Knutschfleck wegrubbeln. »Was willst du?«
»Dich.«
»Nicht interessiert.«
Ich lächelte. »Lügnerin.«
Sie biss sich auf die Lippe, ehe sie sich von mir abwandte. »Dann eben nicht zu haben.«
»Ach, richtig. Du bist ja verliebt. L’amour. Weißt du was«, ich sprach langsam und ruhig, »dafür, dass du deine Sahneschnitte angeblich so sehr liebst, macht es dir erstaunlich wenig aus, dich von mir aufgeilen zu lassen.«
Jezebel schlang sich die Arme um den Körper, als wäre ihr kalt. »Verschwinde, Daun. Lass mich in Buhe.«
»Sei nicht zu streng mit dir selbst, Baby. Du kannst gar nicht anders, als mich zu wollen.«
»Du bist so von dir eingenommen, du müsstest eigentlich zu den Arroganten gehören.«
»Ooh, da habe ich wohl einen Nerv getroffen. Genau wie ich eben deine sensibelste Stelle getroffen habe.«
»Bastard.«
»Schmeichlerin.«
»Was willst du, Daun?«
»Dich, Jezzie. Dich.« Meine Stimme klang wie ein Schnurren, sinnlich, maßgefertigt für ein verbales Vorspiel. »Wir haben immer so gut zusammengepasst, über einen so langen Zeitraum hinweg. Unsere Körper gehören zueinander, ganz gleich in welcher Gestalt.«
»Hör auf. Bitte hör auf.« Sie sah mir fest in die Augen. Ihre Augen glänzten wie Mondschein auf einer Klinge. »Ich bin nicht mehr dieselbe. Das hast du selbst gesagt. Weißt du noch? Du hast gesagt, ich wäre dir zu menschlich.«
Ich ließ mich von ihrem Blick durchbohren, genoss die ungestümen Emotionen in ihrem Gesicht. »Dämonen lügen.«
»Fick dich.«
»Ich würde viel lieber dich ficken.«
»Träum weiter, Inkubus.« Aber ich hörte das Zittern in ihrer Stimme, sah den Schimmer von Angst und Sehnsucht in ihren Augen.
Du bist mein, Jezebel. Auch wenn du es nicht zugibst.
»Ich sag dir was«, erwiderte ich. »Wenn du mir hilfst, lasse ich dich in Buhe.« Vorerst.
Sie runzelte die Stirn. Dachte nach. Schließlich fragte sie: »Wobei soll ich dir helfen?«
»Herauszufinden, wie ich eine Sterbliche verführen kann, die für den Himmel bestimmt ist.« Sie riss die Augen auf. Ich setzte hinzu: »Bilde dir bloß nichts ein, Jezebel. Ich spreche nicht von dir.«
Eine bedeutungsschwere Stille breitete sich zwischen uns aus, voller unausgesprochener Worte. Ich wartete ab. Nach mehreren Tausend Jahren Berufserfahrung hatte ich reichlich Übung im Warten.
Schließlich nickte sie sich selbst zu und griff nach ihrem Getränk. »Jemand Gutes verführen? Ist mal was anderes. Die neuen Sukkuben färben wohl ab, wie?«
»Bitte. Es gibt nur eine Art und Weise, wie die an mir abfärben könnten, und die hat mit meinem Schwanz zu tun.«
»Reizend. Ich wette, dein braves Mädchen wird nur so dahinschmelzen, wenn sie solch süße Worte von dir hört.«
»Ich kann mit Engelszungen reden, wenn es darauf ankommt.«
»Hmmm.« Sie nippte an ihrem Glas und sah mich nachdenklich an. »Warum jemand Gutes? Hast du nicht schon genug um die Ohren, jetzt, da die Höllengeschöpfe die Menschen aktiv zum Sündigen anstiften?«
»So lautet mein Auftrag«, sagte ich schulterzuckend. Ich hatte nicht vor, ihr die volle Wahrheit zu sagen – das widersprach meiner dämonischen Natur –, aber indem ich ihr einige kleine Häppchen darbot, würde ich sie vermutlich so weit besänftigen, dass sie ihre Deckung fallen ließ und mir alles gab, was ich brauchte. »Wenn der König der Lust mich auffordert, eine Sterbliche zu verführen, die für den Himmel bestimmt ist, sage ich eben: ›Ja, mein Herr.‹ Wir fragen und zagen nicht.«
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Gehorchen ist die einzige Pflicht.«
Wir lachten leise. Das Geräusch klang wie Musik.
Meine Jezebel.
Ich sagte zu ihr: »Du hattest schon immer einen Hang, Tennysons Worte zu verdrehen.«
»Dichtung ist dann am besten, wenn sie eine freie Interpretation zulässt.« Ihr Blick wurde sanfter, und sie lehnte sich bequem zurück. Entspannt. Nippte an ihrem Drink. »Na schön. Was genau sollst du denn tun? Wie sollst du sie verführen?«
»Sie soll einen Akt der Lust begehen, der schwer genug wiegt, um sie zur Hölle zu verdammen.«
»Und sie einfach nur zu verführen soll ausreichen?«
»Wenn
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