Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
schob. »Nur zurzeit nicht ganz bei der Sache. Normalerweise passiert ihm so was nicht, aber er ist gerade Vater geworden. Bekommt wohl nicht viel Schlaf ab.«
Wie süß war das denn? Sie verteidigte ihren Chef. Absolut loyal, selbst wenn niemand da war, um es zu würdigen. Du bist wirklich ein braves Mädchen, nicht wahr, Virginia?
»Ah.« Ich nickte, als könnte ich das verstehen oder nachempfinden, zuckte mit den Schultern, so à la »da kann man nichts machen«. »Na denn, trotzdem danke. Ich werde ihn einfach am Montag anrufen und fragen, ob er einen neuen Termin vereinbaren will.«
»Er kommt meist so gegen zehn«, sagte sie.
Sie konnte richtig hilfsbereit sein, wenn sie einem nicht gerade ihr Getränk ins Gesicht kippte. Wo Schmeicheleien versagten, schien Ratlosigkeit Wunder zu wirken. Vielleicht stand sie ja auf große, dumme Typen.
Ich lächelte anerkennend. »Danke für den Tipp.«
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen irgendwie behilflich sein«, erwiderte sie aufrichtig. Ich spürte, dass sie neugierig war, um was für einen Termin es sich wohl handelte, aber sie war zu höflich, um zu fragen. »Tut mir leid wegen der Unannehmlichkeiten. Ich hoffe, sie hatten keinen allzu weiten Weg.«
»Nicht Ihre Schuld.« Ich steigerte die Wattzahl meines Lächelns und fragte: »Soll ich den Lift für Sie aufhalten?«
»Danke, das wäre toll. Ich muss nur noch abschließen. Bin sofort fertig …«
»Lassen Sie sich Zeit. Ich warte.« Verlass dich drauf, Puppe. Ich werde warten.
Sie strahlte mich an, dann rannte sie zurück ins Büro, um irgendetwas zu holen, das sie offenbar vergessen hatte.
Na schön, sie half also gern anderen Menschen. Damit konnte ich etwas anfangen. Definitiv.
Ich drückte den Knopf, um den Aufzug zu rufen; dann wippte ich auf den Absätzen vor und zurück und wartete. Ja, ich konnte ohne Weiteres von ratlos auf hilflos umschalten, um zu sehen, wie sie darauf ansprang. Das entsprach zwar nicht gerade meiner Mentalität eines Alphatiers, aber für meinen Job war ich bereit, Opfer zu bringen. Ich musste sie nur wirkungsvoll ablenken, damit sie nicht wieder in Abwehrhaltung ging und sich vor mir abschottete. Ein kleiner Notfall sollte ausreichen.
Der Aufzug kam, als Virginia gerade abschloss. Ich spielte den perfekten Gentleman und hielt ihr die Tür auf, indem ich einen der Knöpfe drückte. Sie huschte mit wehender Jacke in den Aufzug, ihre Handtasche über die Schulter geworfen.
Lächelnd schnappte sie nach Luft, während sich die Türen schlossen. »Danke«, sagte sie atemlos. »Der Aufzug hier braucht immer ewig.«
»Sie hätten aber nicht zu rennen brauchen«, erwiderte ich, während ich die Röte auf ihren Wangen bewunderte. »Ich habe doch gesagt, ich warte.«
»Es ist fast halb sieben an einem Freitagabend. Sie haben sicherlich etwas Besseres zu tun.«
»Genau wie Sie«, erwiderte ich, während ich die Taste fürs Erdgeschoss drückte. »Was machen so ein paar Sekunden da schon groß aus.«
»Trotzdem. Ich weiß das echt zu schätzen.«
Ich lächelte sie freundlich an. »Das nächste Mal dürfen Sie mir die Tür aufhalten.«
Sie lachte. »Einverstanden.«
Es war ein warmes, angenehmes Lachen, das mich in der Brust berührte und nicht im Schritt. Anders, aber nett. Das Geräusch verklang allmählich, so als wollte die kleine Kabine das Lachen festhalten. Ich wollte dieses Geräusch erneut hören. Mehr noch: Ich wollte wissen, was dieses Lachen in ihr auslöste, welche Dinge sie witzig fand. Und sexy. Und angenehm. Ich wollte ihr Vergnügen bereiten, wollte dieses Lachen hören, wenn ich sie neckte und mit meinen Fingern ihre Schenkel hinauffuhr. Ich wollte hören, wie ihr Lachen stockte und sich in einen sanften Seufzer verwandelte, wenn meine Hand den empfindlichen Punkt zwischen ihren Beinen berührte.
Bald.
Wir schwiegen, während der Aufzug langsam nach unten fuhr. Fünfzehn. Vierzehn. Zwölf. (Himmelherrje, ich würde den Aberglauben der Menschen nie verstehen. Was, um alles in der Hölle, war so schlimm an der Zahl dreizehn?) Elf.
Neben mir warf Virginia einen Blick auf die Uhr und stieß einen Seufzer aus. Hast du es etwa eilig, nach Hause zu kommen, Puppe? Ein eindeutigeres Zeichen konnte ich mir nicht wünschen. Innerlich lächelnd, reckte ich meine Macht, spannte sie an, konzentrierte mich auf die gleichmäßige Bewegung des Aufzugs, die träge Bewegung des Flaschenzugs.
Und trat auf die Bremse. Und zwar heftig.
Die Kabine kam mit einem Ruck zum Stehen.
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