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Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Titel: Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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erbracht wurde.«
    »Als würden die Leute aus Neid Opfer bringen.«
    »Unterschätze nie die Macht von Neid, Lord Lüstling. Ein Racheschwur ist mächtig.«
    »Aber ist Rache nicht eigentlich eine Handlung aus Stolz, Prinzessin?«
    Eris lächelte – verbittert, ja, aber zugleich unbarmherzig. Berechnend. »Vielleicht ist Stolz ja nichts anderes als der Neid auf den Erfolg eines anderen?«
    Sie war genauso egozentrisch wie die Arroganten, so viel musste ich ihr lassen.
    Wir gingen zurück zu unseren Plätzen, um uns den zweiten Akt von Don Giovanni anzusehen. Und während ich zusah, wie Leporello damit drohte, seinen Herrn zu verlassen, um dann für ein lächerliches Säckchen Gold doch in seinen Diensten zu verweilen, musste ich an Eris’ Worte denken. Besonders an Aida.
    Ich lächelte und lehnte mich entspannt in meinem Sitz zurück. Lady Missgunst hatte mich auf eine Idee gebracht, wie ich meine fromme Virginia kennenlernen und ihre Abwehr durchdringen konnte. Wenn diese ganze Sache vorbei wäre, müsste ich mich Eris gegenüber irgendwie erkenntlich zeigen.
    Mein Lächeln weitete sich zu einem breiten Grinsen. Mir würde schon etwas Passendes einfallen.

ZWEITER TEIL
DIE VERFÜHRUNG

Kapitel 10
Inkubus trifft Sterbliche
    Virginias Bürogebäude war vergleichsweise unbeeindruckend: groß und rot und gegenüber einer Kaffeebar gelegen. Das war’s. Keine architektonische Meisterleistung wie etwa das Taipeh Financial Center mit seinen aus jeweils acht Etagen bestehenden acht Absätzen aus Glas und Stahl. Nein, dieses Gebäude durfte sich nicht einmal Wolkenkratzer nennen; wenn das Ding zwanzig Stockwerke hatte, würde ich Engelsfedern fressen.
    Achtzehn Uhr achtzehn. Feierabend für Virginia. Nach drei Tagen gründlicher Überwachung wusste ich, dass sie nach einem langen Arbeitstag hinter den Kulissen erschöpft sein würde, ermattet von der Aussicht, fünfzig Minuten lang nach Hause zu pendeln, wo sie nichts als ein leeres Gebäude erwartete. Sie war um diese Zeit anfälliger als tagsüber, wenn sie sich mit Kaffee vollpumpte und bei allem, was sie tat, extrem vorsichtig war. Später wiederum, wenn sie zu Hause ankäme, wäre sie erschöpft bis auf die Knochen – ein Zombie, der kaum mehr in der Lage war, sich etwas zu essen zu suchen und ins Bett zu kriechen. Im Moment hatte sie noch nicht vollständig auf Autopilot geschaltet, war aber auch nicht mehr konzentriert genug, um ihre Abwehr mit rasierklingenscharfer Präzision aufrechtzuerhalten.
    Mit anderen Worten: Dies war der ideale Zeitpunkt, um in Aktion zu treten.
    Während ich durch die Tür des Haupteingangs trat, trainierte ich mein entwaffnendes Lächeln. Kein Sicherheitspersonal am Eingang. Vermutlich gab es in diesem Teil von Albany außerhalb der Geschäftszeiten kein Verbrechen. Von mir einmal abgesehen, war die Lobby wie ausgestorben. Was auch nicht weiter verwunderlich war; das Wochenende hatte offiziell vor über einer Stunde begonnen. Jeder, der irgendetwas vorhatte, war entweder bereits damit beschäftigt oder bereitete sich gerade darauf vor.
    Nicht so meine Lady. Das Einzige, womit sie sich beschäftigen würde, war ein unerwarteter Besucher. Mein Lächeln wurde zu einem hungrigen Grinsen. Nachdem ich den Aufzugknopf gedrückt hatte, brachte ich meinen Gesichtsausdruck wieder in Form – ein großspuriges Grinsen war im Moment nicht angesagt. Um Virginia zu bezirzen, brauchte ich etwas Entspannteres. Etwas Schlichtes, Ehrliches.
    Ha. Typisch ich: immer gnadenlos ehrlich.
    Ich hatte mir viele Gedanken darüber gemacht, mit welchem Outfit ich sie wohl am besten beeindrucken konnte. Ich wollte sie auf gar keinen Fall mit einem zu perfekten Aussehen verschrecken; der Vorfall in der Bar hatte bewiesen, dass sie auf blonde, blauäugige Modeltypen nicht stand. Einen auf Adonis zu machen fiel also flach. Und falls sie auf jüngere Männer stehen sollte, so zumindest nicht auf Pizza-Typen im Surfer-Look, ganz gleich, welche Garnierung sie ihr auch versprachen. Die einzige Information, die ich ansonsten hatte, entstammte ihrem Traum: Sie schien auf kompaktere Typen zu stehen. Die zudem gut mit ihren Händen umgehen konnten.
    Hier stand ich also, in der Eingangshalle ihres Bürogebäudes, in einer absolut durchschnittlichen Gestalt. Anfang vierzig, eher klein als groß, eher stämmig als schlank. Braunes Haar, Richtung kastanienfarben, vorne etwas länger und ausgefranst. Große grünbraune Augen, schwere, schläfrige Lider. Römernase, schmaler Mund.

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