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Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Titel: Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Minuten, bis sie hier sind.«
    »Dreißig Minuten?«, stöhnte Virginia.
    »Tut mir echt leid. Ich halte euch auf dem Laufenden.«
    Das Rauschen riss ab und ließ uns im finsteren, reglosen Fahrstuhl allein.
    Virginia blickte sich um, rieb ihre Arme. »Ich hasse es, irgendwo festzustecken.«
    »Wir stecken nicht fest«, erwiderte ich. »Wir können die Türen aufstemmen und den Aufzugschacht hinunterklettern.« Sollte sie sich wider Erwarten für diese Option entscheiden, würde ich mit meiner Magie dafür sorgen, dass die Türen fest verschlossen blieben. Aber das musste Virginia schließlich nicht erfahren. Sie sollte ruhig meinen Einfallsreichtum bewundern.
    Sie blickte zu mir auf, um mein Gesicht zu mustern. Schließlich strich sie sich die Haare aus den Augen und kommentierte: »Sie haben Ihr Handy vergessen, aber an den Einsatzgürtel haben Sie gedacht, wie?« Auf ihren Lippen lag ein süffisantes Grinsen.
    Ich brauchte einen Moment, um die Anspielung zu verstehen; während meiner jahrtausendelangen Praxis hatten nur drei meiner Kundinnen etwas für Batman übrig gehabt. Superman war da weitaus beliebter – aus Gründen, die sich mir vollständig entzogen. »Ich sehe mich eher als Spion denn als Superheld«, erwiderte ich.
    »Dann krabbeln Sie wohl auch keine Wände runter, nehme ich an.« Sie seufzte wehmütig. »James Bond hat immerhin ein Telefon im Schuh …«
    »Und Sie haben eins in der Hand. Ohne Empfang.«
    »Genau deshalb wünsche ich mir ja, Sie wären ein Superheld und kein Spion. Versuchen Sie doch mal, sich an die Wand zu heften«, sagte sie amüsiert. »Vielleicht krallen sich ihre Hände ja daran fest.«
    »Ich könnte uns auch einfach hier rauszaubern.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Klar doch. Ist auf jeden Fall einen Versuch wert, Mr. Potter.«
    Ich wedelte mit dem Finger. »Hokuspokus!«
    Wir warteten gespannt ab. Als nichts geschah, warf sie mir einen vielsagenden Blick zu. »Sie haben Ihren Zauberstab wohl zu Hause neben dem Handy liegen lassen, wie?«
    »Genau wie meinen Einsatzgürtel.«
    »Nichts für ungut, aber ich glaube, Sie sind nicht gerade der geborene Spion. Oder Superheld.«
    »Oder Magier?«
    Sie lachte leise; ihre Augen funkelten im schwachen Licht. Ja, ich wollte definitiv mehr von diesem Lachen hören. »Eher nicht, bedaure.«
    Ein geeigneter Zeitpunkt, um auf meine Hintergrundgeschichte einzugehen. Lächelnd fragte ich: »Und was ist mit Heilmasseur?«
    Sie betrachtete meine behandschuhten Hände. Fiel ihr wohl auf, wie groß meine Hände waren? Fragte sie sich, wie sich meine Hände auf ihrem Körper anfühlen würden? »Ja«, sagte sie, »das würde ich Ihnen abkaufen.«
    Ich streckte ihr die Hand entgegen. »Ich heiße übrigens Don.«
    »Virginia.« Sie nahm meine Hand, und Schockwellen tanzten über meinen Arm, durch meinen Körper und verwandelten meine gesamte Welt in ein prasselndes Feuer.
    Mein, Virginia. Du bist mein. Bald wirst du mich küssen und dann …
    Oh, und dann.
    Ich legte meine linke Hand auf ihre, fing sie zwischen meinen Handflächen ein. »Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte ich.
    Und ich meinte es absolut ernst.
     
    Wir saßen auf dem Fußboden des Lifts, die Handschuhe ausgezogen, die Jacken geöffnet. Und das seit circa zwanzig Minuten. Um uns die Zeit zu vertreiben, spielten wir »schlimmstes Fahrstuhlerlebnis aller Zeiten«. Ich war mir ziemlich sicher, dass Virginias Geschichten alle der Wahrheit entsprachen. Ich hingegen dachte mir meine spontan aus. Die Herausforderung bestand natürlich nicht darin, zu lügen, sondern die Lüge möglichst glaubhaft zu gestalten. Und unterhaltsam.
    »Ich weiß noch eine schlimmere«, sagte Virginia mit einem breiten Grinsen. »Ich war mal mit einem Jungen im Aufzug, der jeden angeknurrt hat.«
    Meine Schultern zuckten vor Lachen, während ich mir die Szene vorstellte. Ich liebte bösartige Kinder. Vorzugsweise geröstet, mit ein bisschen Salz. »Vielleicht war er ja tollwütig.«
    »Jetzt wo du’s sagst … er hat auch dauernd nach den Fingern seiner Mutter geschnappt …«
    Verdammt, was es mir für eine Freude bereitete, sie zum Lachen zu bringen. Das war einmal eine ganz andere Art von Vorspiel: ausschließlich verbale Berührungen, die keinen Höhepunkt, sondern Heiterkeit hervorrufen sollten. Und das Ganze bei physischer Distanz – sie im Schneidersitz, ich auf den Fersen hockend. Obwohl sich unsere Körper nicht berührten, fühlte ich mich umfangen von ihrer Gegenwart; ihre Unruhe und

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