Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
Legte ihr Besteck beiseite. »Und Mr. Brooks ist einer deiner Kunden?«
»Vielleicht. Wenn wir uns jemals treffen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Empfehlungen eben«, erklärte ich vage.
»Verstehe.« Sie lächelte, aber ihre Mimik wirkte angespannt. Sie spielte mit ihrem nicht vorhandenen Ring. Offenbar fühlte sie sich nicht wohl.
Und ich mich ebenso wenig.
Wenn ich sie doch nur dazu bringen könnte, sich zu öffnen, mir etwas zu erzählen, womit ich arbeiten konnte. Wie sollte ich dieses Gespräch nur in eine Richtung lenken, die mich irgendwie weiterbrachte? Ich konnte sie mit meiner Magie nicht auflockern. Und so sicher wie die Tatsache, dass Engel dämlich waren, so sicher würde sie das Thema Sex abschrecken.
Was sollte ein Inkubus da schon machen?
Ich warf einen Blick auf Virginias nackte Finger. Wenn alle Stricke reißen, stürz dich auf das Naheliegendste. Mal sehen, ob ich sie dazu bringen konnte, zuzugeben, wie unglücklich sie mit dieser Niete von Ehemann war. »Wie lange ist es her?«
Sie blinzelte, lächelte. »Wie bitte?«
»Dass du verheiratet warst.«
»Oh.« Sie wurde bleich, starrte auf ihre Hände. »Zwei Jahre.«
Hm? Ich hatte erwartet, sie würde sich etwas Glaubhafteres einfallen lassen. Moment mal, können gute Menschen überhaupt lügen? »Ist eine lange Zeit«, sagte ich ruhig.
»Ja, ist es wohl.« Sie räusperte sich, aber sie blickte nicht zu mir auf. »Chris ist tot.«
Oh.
»Das tut mir leid.« Ich konnte die Überraschung in meiner Stimme nicht unterdrücken; ihre Enthüllung traf mich wie ein Schlag. Sie war seit zwei Jahren Witwe? Nichts in ihrem Haus ließ darauf schließen. Obwohl an ihren Wänden keine Fotos oder Bilder hingen, war doch die Kleidung ihres Mannes immer noch in seinem Schrank und ein Kopfkissen lag auf seiner Seite des Bettes. Verfluchte Hölle, sie trug sogar immer noch seinen Ring! Abgesehen von heute Abend. »Kam es überraschend?«
Sie schüttelte den Kopf. »Krebs.«
Verdammt, sie sank völlig in sich zusammen. Schottete sich ab. Ich hätte sie nicht drängen sollen. Ich streckte die Hand aus, legte sie auf die ihre, zeigte ihr meine Verbundenheit. Mit sanfter Stimme sagte ich: »Das muss hart für dich gewesen sein.«
Virginia schluckte, ohne zu antworten.
»Und für ihn«, setzte ich hinzu.
Sie sagte: »Er hat gekämpft.« Es klang, als würden die Worte sie ersticken. »Er hat ein Jahr lang dagegen gekämpft. Etwas mehr sogar. Vierzehn Monate.«
»Er muss sehr stark gewesen sein.«
Damit verdiente ich mir ihren Blick. »Das war er. Die Ärzte haben gesagt, er hätte nur wenige Wochen. Er hat sich geweigert, ihnen zu glauben. Chris war ein Sturkopf«, sagte sie mit einem Lächeln, das ihr das Herz brechen musste.
»Und ein Kämpfer«, sagte ich.
Sie nickte. Ihre Augen erstrahlten in einem außergewöhnlichen Glanz. »Ja. Er war ein Kämpfer.« Sie weinte nicht, aber ich hörte die Tränen in ihrer Stimme.
»Virginia. Es tut mir so leid.« Ich drückte ihre Hand.
»Danke. Ist schon in Ordnung. Ich …« Sie atmete tief ein. »Ich vermisse ihn nur manchmal.«
Manchmal? Ja sicher – wenn man manchmal als immer definierte. Sie verzehrte sich regelrecht nach ihrem Ehemann. Sie wollte ihn immer noch – das erkannte man deutlich an ihrem Traum und der Tatsache, dass sie zwar seine Bilder aus ihrem Haus entfernen konnte, aber nicht seine Besitztümer. Und aus dem Umstand, dass sie immer noch seinen Ring trug.
Verflucht, sie war immer noch in ihn verliebt.
Ich griff nach meinem Scotch und widerstand dem Drang, ihn in einem Zug runterzukippen. Stattdessen nippte ich maßvoll. Das Ganze sah nicht gut für mich aus. Es war eine Sache, sie einen Mistkerl vergessen zu lassen, der sie geliebt und dann verlassen hatte … aber eine ganz andere, sich mit der Erinnerung an einen liebenden Ehemann zu messen. Die Toten erhielten von den Lebenden geradezu mystische Bedeutung – sie konnten nichts falsch machen, sie waren immerzu perfekt. Unantastbar.
Ich fragte: »Wie habt ihr euch kennengelernt?«
»Auf der Highschool. Wir sind in der zehnten Klasse zusammengekommen und haben uns nie getrennt.«
Highschool-Liebe? Würg. »Ihr wusstet ganz einfach, dass ihr füreinander bestimmt wart?«
»Ja.« Ihre Stimme war erfüllt von Erinnerungen, während sie lächelnd an ihrem Ringfinger herumspielte. Nach einem Ring greifend, der nicht da war. »Es hat nie einen anderen gegeben. Immer nur Chris.«
Au Backe. Ihre wahre Liebe, ihre einzige Liebe, war
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