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Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Titel: Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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keine Ahnung, was es heißt, Witwe zu sein.«
    Scheiße. »Stimmt«, sagte ich sanft. »Tut mir leid.«
    »Er war mein Ehemann, mein bester Freund. Meine Liebe.« Sie schluckte, fuhr fort: »Die letzten vierzehn Monate meines Lebens mit Chris waren ausschließlich ihm gewidmet. Ich war den ganzen Tag bei ihm, jeden einzelnen Tag. Ich habe mich um ihn gekümmert. Habe mich um die Familie gekümmert, die helfen wollte, aber ihn stattdessen mit ihren Besuchen, ihren Tränen und ihrer Wut über sein Sterben nur noch mehr erschöpft hat. Als wäre das alles seine Schuld. Sie haben überhaupt nicht gemerkt, wie sehr sie ihm damit wehtaten. Und, Gott, er hat sich so gequält.«
    Wie du, Virginia.
    Ich sagte nichts, sondern beschwor sie nur mit meinem Blick, fortzufahren, alles herauszulassen. Ich erwähnte nicht, dass mir auffiel, wie sie sich plötzlich anspannte, wie ihre Schultern in Kampfhaltung gingen, wie sich ihr Gesicht verzerrte. Wie sie mit ihrem Ehering spielte, daran zerrte, ihn tätschelte, als würde sie ihn zugleich hassen und lieben.
    Die Tränen flossen ihr nun ungehemmt über die Wangen, bildeten Pfade links und rechts ihres Mundes. »Ich konnte es in seinen Augen sehen, an seiner Haltung. Daran, wie er reagierte, wenn er dachte, ich würde nicht hinsehen. Er hat Höllenqualen gelitten.«
    Ach, Puppe. Hörst du dir eigentlich selbst zu? Merkst du nicht, dass du in Wirklichkeit von dir redest?
    »Aber er hat sich nie beklagt. Nie.« Ihre Augen glühten wie flüssiges Feuer. »Er hat unermüdlich dagegen angekämpft. Aber er hat nie gefragt, warum, oder sein Schicksal verflucht. Ganz anders als seine Familie. Anders als ich.« Ihr Atem stockte. »Er hat das alles so würdevoll ertragen. Gott, es hat mich fast umgebracht …«, flüsterte sie. »Dass er sich nie beschwert hat.«
    »Klingt, als wäre er ein außergewöhnlich starker Mensch gewesen.«
    »Das war er. Oh Gott, das war er. Aber das hat auch nichts geändert«, sagte sie. »Er ist trotzdem gestorben.«
    »Ja. Und du hast zwei Jahre lang um ihn getrauert. Es ist in Ordnung, dein Leben weiterzuleben.«
    Sie klammerte sich an ihren Ring, drehte an ihm herum. »Es tut mir leid. Chris war stark, aber ich bin es nicht. Ich kann das nicht, Don.«
    Heilige Eier, sie war wütend auf sich selbst, weil sie lebte, während ihr Mann tot war. Sie verschlief ihr eigenes Leben, sie versuchte nicht einmal, Spaß zu haben, wenn Terri oder ich sie ablenkten … sie bestrafte sich selbst. Sterbliche taten oft so hirnrissigen Scheiß: Sie gaben sich selbst die Schuld für Dinge, die außerhalb ihrer Kontrolle lagen. Gefühle zu empfinden konnte eine echt beschissene Sache sein. Ich war froh, dass ich keine hatte.
    »Du bist stärker, als du denkst, Virginia.«
    »Mm-hmm.« Sie wirkte matt. Leer. Und welkte vor meinen Augen dahin, wie eine Blume, die sich nach Sonne sehnte. Ich war kurz davor, sie zu verlieren.
    Mein Brustkorb fühlte sich verdammt eng an.
    »Du bist stark«, beharrte ich. »Als wir in dem Aufzug festsaßen, da bist du nicht panisch geworden so wie ich. Und als wir beinah überfallen wurden, bist du nicht weggerannt, obwohl ich es dir gesagt habe.«
    Die Tränen auf ihrer Haut funkelten wie Engelsflügel. »Das war was anderes.«
    »Nein, Puppe. War es nicht.«
    Ihre Lippen zuckten, aber sie sagte nichts.
    »Du bist stark, Virginia«, sagte ich erneut. »Aber was du hier tust, das hat nichts mit Stärke zu tun. Du klammerst dich an deinen Schmerz.«
    »Nein …«
    »Wenn ich von irgendetwas eine Ahnung habe, dann von Schmerz. Sieh dich an: Dein Nacken schreit vor Verspannung. Und seit du von Chris redest, rollst du mit den Schultern.«
    Nachdenklich nahm sie ihre hochgezogene Schulter zur Kenntnis, ließ sie sinken und verzog das Gesicht.
    »Na komm.« Ich streckte ihr die Hand hin.
    Sie blinzelte mich fragend an. »Was?«
    »Du hast Schmerzen. Ich bin Heilmasseur. Lass mich dir helfen.«
    »Ich weiß nicht …«
    »In voller Bekleidung«, sagte ich lächelnd. »Und absolut professionell. Versprochen.«
    Während sie über das Angebot nachdachte, biss sie sich auf die Unterlippe. Sie erinnerte mich verdammt an Jezebel.
    »Ich glaube, ich will keine Massage. Nicht … du weißt schon. Im Liegen. Ich kann das nicht.«
    »Dann eben eine kleine Nackenmassage. Hier in der Küche«, sagte ich.
    »Don …«
    »Vertrau mir.«
    Virginia schluckte, schloss die Augen. Fünf Herzschläge später flüsterte sie: »Okay.«
    Ich wollte vor Freude jauchzen. Stattdessen

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