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Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Titel: Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Bushnell
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zögert. »Sie erinnert mich an eure Mutter.«
    Das ist das Sahnehäubchen auf diesem beschissenen Sonntag. »Sie ist kein bisschen wie Mom«, sage ich leise, aber mit wachsender Wut.
    »Doch, sie ist wie eure Mutter, als sie noch jünger war. Du kannst dich nicht daran erinnern, weil du noch so klein warst.«
    »Dad.« Ich lege eine Kunstpause ein und hofe, dass ihm gleich klar wird, wie abstrus diese Aussage ist. »Wendy steht auf Motorräder.«
    »Deine Mutter war auch sehr abenteuerlustig, als sie noch jung war. Bevor sie euch Kinder bekommen hat …«
    »Noch ein Grund, warum ich niemals heiraten will«, sage ich und steige aus dem Wagen.
    »Ach, Carrie.« Er seufzt. »Dann tust du mir leid. Ich fürchte, mit dieser Einstellung wirst du nie die wahre Liebe finden.«
    Wie bitte? Ich stehe wie versteinert da und bin kurz davor zu explodieren, aber aus irgendeinem Grund muss ich plötzlich an Miranda denken und wie sie die Situation einschätzen würde. Sie würde sagen, dass mein Vater derjenige ist, der fürchtet, nie wieder die wahre Liebe zu finden, aber zu große Angst hat, es zuzugeben, und seine Ängste deswegen auf mich projiziert.
    Ich ziehe meinen Kofer von der Rückbank.
    »Warte, ich helfe dir«, sagt er.
    Während ich neben meinem Vater hergehe, der meinen Koffer in das alte Bahnhofsgebäude schleppt, rufe ich mir in Erinnerung, dass er kein schlechter Kerl ist. Verglichen mit den meisten anderen Männern ist er sogar ein Prachtkerl.
    Er stellt den Kofer ab und breitet die Arme aus. »Bekomme ich zum Abschied eine Umarmung?«
    »Natürlich, Dad.« Ich drücke ihn fest an mich und atme einen Hauch Zitrone ein. Muss ein neues Aftershave sein, das Wendy ihm geschenkt hat.
    Gähnende Leere breitet sich in mir aus.
    »Ich möchte nur das Beste für dich, Carrie. Das musst du mir glauben.«
    »Ich weiß, Dad.« Ich fühle mich, als wäre ich eine Million Jahre alt, als ich nach meinen Kofer greife und zu meinem Gleis gehe. »Mach dir keine Sorgen«, sage ich mit so viel Inbrunst, als müsste ich nicht nur ihn, sondern auch mich selbst überzeugen. »Alles wird gut.«
     
    Kaum fährt der Zug aus dem Bahnhof, geht es mir schlagartig besser. Als wir fast zwei Stunden später in der Bronx an den großen
Backsteinkomplexen des sozialen Wohnungsbaus vorbeifahren, sprudle ich förmlich über vor guter Laune. Und dann, kurz bevor der Zug in den Tunnel einfährt, taucht für einen magischen Augenblick die New Yorker Skyline vor mir auf und ich weiß genau, ganz gleich welche Städte ich in meinem Leben noch bereisen werde – Paris, London, Rom –, mein Herz wird immer vor Glück höher schlagen, wenn ich nach New York zurückkehre.
    Als ich in der Penn Station im Aufzug stehe, fasse ich einen spontanen Entschluss. Statt sofort zu Samanthas Apartment zu fahren, werde ich Bernard einen Überraschungsbesuch abstatten.
    Ich muss herausfinden, was mit uns los ist.
    Um nach Sutton Place zu kommen, muss ich zweimal umsteigen und mit jeder Haltestelle, die hinter mir liegt, wächst meine Vorfreude, ihn wiederzusehen, ins Unermessliche. Als ich endlich an der unter Bloomingdale’s gelegenen Haltestelle an der 95. Straße ankomme, ist mir so heiß vor Aufregung, dass mich die Hitze, die durch meine Blutbahnen zirkuliert, von innen zu verglühen droht.
    Er muss einfach zu Hause sein.
    »Mr Singer ist leider nicht da, Miss«, verkündet der Portier mit einer — wie ich ihm unterstelle — gewissen Genugtuung. Keiner der Portiers in diesem Gebäude kann mich besonders gut leiden. Immer wieder habe ich sie dabei ertappt, wie sie mir missbilligende Seitenblicke zugeworfen haben.
    »Wissen Sie, wann er wiederkommt?«
    »Ich bin nicht seine Sekretärin, Miss.«
    »Natürlich nicht.«
    Ich sehe mich in der Lobby um. Vor einem dekorativen Kaminsims
stehen zwei Ledersessel, aber die Aussicht, unter den Blicken des Portiers dort zu sitzen und zu warten, ist nicht besonders verlockend. Also verlasse ich das Gebäude, setze mich auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf eine schmiedeeiserne Bank und lege die Beine auf den Kofer, als hätte ich alle Zeit der Welt.
    Ich nehme mir vor, höchstens eine halbe Stunde zu warten und dann zu gehen. Aus der halben Stunde werden fünfundvierzig Minuten und schließlich eine Stunde. Nach knapp zwei Stunden beginne ich mich zu fragen, ob ich in eine Liebesfalle getappt bin. Bin ich etwa eines dieser Mädchen geworden, die vor dem Telefon sitzen und verzweifelt darauf hofen, dass es endlich

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