Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
Schwierigkeiten geratener Teenager aussehen, den er an der Penn Station aufgelesen hat. Plötzlich muss ich an Teensie denken.
»Ich hab übrigens deine Agentin kennengelernt. Auf einer Party«, sage ich wie nebenbei, um die Stimmung nicht zu ruinieren.
»Tatsächlich?«, fragt er lächelnd und wirkt nicht im Mindesten beunruhigt. »Und? Hat sie sich wie ein Drache aufgeführt?«
»Sie hat mich mit ihren Klauen praktisch in Stücke gerissen«, sage ich grinsend. »Ist sie immer so unausstehlich?«
»Kann man wohl sagen.« Er zaust mir durch die Haare. »Vielleicht sollten wir mal mit ihr zu Abend essen. Dann könnt ihr beiden euch besser kennenlernen.«
»Was immer Sie wünschen, Mr Singer«, schnurre ich und krabble auf seinen Schoß. Wenn er möchte, dass ich mit ihm und seiner Agentin essen gehe, bedeutet das, dass unsere Beziehung nicht nur wieder auf dem richtigen Weg ist, sondern Fahrt aufgenommen hat wie ein Hochgeschwindigkeitszug. Ich gebe ihm einen sehr langen, sehr innigen Kuss und stelle mir vor, Katharine Hepburn in einem romantischen Schwarz-Weiß-Film zu sein.
25
Als ich etwas später auf dem Weg zurück nach Downtown bin, komme ich an einem Geschäft für Berufsbekleidung vorbei. Die drei Schaufensterpuppen, die im Fenster stehen, sind nicht so hübsch wie die bei Saks oder Bergdorf’s, die echten Frauen nachempfunden sind, sondern sehen eher aus wie überdimensionale Zombiepuppen aus den Fünfzigerjahren. Sie tragen OP-Kittel, und plötzlich kommt mir der Gedanke, dass diese Kittel die perfekte New-York-Uniform sind: billig, leicht zu reinigen und verdammt cool.
Außerdem sind sie fein säuberlich in Kunststoffolie verpackt. Ich kaufe drei Stück in unterschiedlichen Farben, als mir Bernards Bemerkung bezüglich einer angemessenen Reisetasche einfällt.
Ein Gutes hatte mein Besuch in Castlebury – fast bin ich versucht zu sagen, dass es das einzig Gute war –, ich habe nämlich auf dem Speicher über der Garage ein altes ledernes Fernglas-Etui gefunden, das meiner Mutter gehörte und sich wunderbar als kleines Umhängetäschchen nutzen lässt. Vielleicht gibt es ja noch andere Dinge, die man als modische Accessoires zweckentfremden kann. Und tatsächlich: Als ich ein paar Minuten später an einem Baumarkt vorbeikomme, entdecke ich das perfekte Reiseutensil.
Es ist eine Werkzeugtasche wie sie Zimmerleute benutzen, aus Segeltuch mit einem Boden aus echtem Leder, die groß genug ist für ein Paar Schuhe, ein Manuskript und eine Garnitur Kittel. Und sie kostet nur sechs Dollar. Ein echtes Schnäppchen.
Nachdem ich die Werkzeugtasche gekauft habe, verstaue ich meine Handtasche und die Kittel darin, greife nach meinem Kofer und mache mich auf den Weg zur U-Bahn.
Es ist schwül gewesen in den letzten Tagen, und in Samanthas Apartment schlägt mir heiße Luft entgegen, die sämtliche Gerüche dieser Stadt in sich zu vereinen scheint. Ich schließe die Augen und atme tief ein, nicht nur, weil ich erleichtert bin, wieder hier zu sein, sondern auch, weil mich dieser Geruch immer an New York und Samantha erinnern wird. Es ist eine Mischung aus Autoabgasen, Parfüm, Duftkerzen, Zigarettenrauch und noch etwas anderem, das ich nicht genau bestimmen kann: eine Art tröstender Moschusduft.
Ich ziehe den blauen Kittel an, mache mir eine Tasse Tee und setze mich an die Schreibmaschine. Den ganzen Sommer über hatte ich Angst davor, mich den leeren weißen Seiten zu stellen. Aber jetzt freue ich mich richtiggehend darauf, loszulegen. Vielleicht liegt das daran, dass mir mein Besuch zu Hause klargemacht hat, dass es ganz andere Dinge gibt, vor denen ich Angst haben muss – zum Beispiel davor, zu versagen und so zu enden wie Wendy. Vor mir liegen Stunden um Stunden, in denen ich nichts anderes tun muss, als zu schreiben. Zähigkeit, rufe ich mir meine neue Parole in Erinnerung. Ich werde so lange hier sitzen bleiben, bis ich das Theaterstück zu Ende geschrieben habe. Und ich werde nicht ans Telefon gehen, wenn es klingelt. Um nicht wortbrüchig zu werden, stöpsle ich es sogar aus.
Ich schreibe vier Stunden durch, bis mich schließlich mein knurrender Magen aus dem Haus treibt. In Gedanken immer noch ganz mit den Figuren meines Stücks beschäftigt, kaufe ich mir im nächstbesten Deli eine Dosensuppe, kehre schnurstracks nach Hause zurück, mache die Suppe warm und stelle sie neben
meine Schreibmaschine, um gleichzeitig essen und arbeiten zu können. Als ich schließlich irgendwann das Gefühl habe,
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