Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
Stirn. »Und jetzt sitzen wir schon seit Stunden hier fest. Eigentlich wollten wir schon längst wieder weg sein, aber die Scheißbullen haben Capote verdächtigt, als Plünderer unterwegs zu sein, deswegen mussten wir wieder in die Höhle zurückflüchten.« Er bricht in Lachen aus, und obwohl ich nicht wirklich verstanden habe, was passiert ist, stimme ich mit ein. Ofensichtlich leiden wir beide unter einem besonders schlimmen Fall von Lagerkoller. Wir können uns vor Lachen kaum noch auf den Barhockern halten und zeigen immer wieder mit dem Finger auf Capote, was nur noch heftigere Lachsalven zur Folge hat. Capote schüttelt den
Kopf, als sei es ihm ein Rätsel, wie er mit uns beiden befreundet sein kann.
»Aber jetzt mal im Ernst«, keuche ich. »Ich muss dringend irgendetwas Essbares auftreiben. Meine beiden Freundinnen sitzen zu Hause und …«
»Deine Freundinnen?«, fragt Ryan aufgeregt. »Was sitzen wir hier noch rum? Na los, nichts wie hin.« Er stolpert aus der Bar und Capote und ich rennen ihm hinterher.
Ich kann nicht mehr so ganz nachvollziehen, wie es genau dazu gekommen ist, aber eine Stunde später schwanken Capote, Ryan und ich die Stufen zu Samanthas Apartment hinauf. Ryan klammert sich verzweifelt am Treppengeländer fest, während Capote ihm Mut zuspricht, um ihn zum Weitergehen zu animieren. Ich betrachte die beiden seufzend. Samantha wird mich umbringen … obwohl, vielleicht auch nicht. Nach einem vierundzwanzigstündigen Stromausfall ist so ziemlich alles egal.
Immerhin kehre ich nicht mit leeren Händen zurück. Außer Ryan und Capote habe ich eine Flasche Wodka und zwei Sixpack Bier im Gepäck, die Capote dem Barkeeper abgeschwatzt hat. Unterwegs sind wir dann auch noch an einer Kirche vorbeigekommen, in deren Keller ehrenamtliche Helfer Wasserflaschen und Käse-Schinken-Sandwiches verteilt haben. Kurz darauf hatte Ryan die bescheuerte Idee, ausgerechnet in dem Moment in einen leeren Hauseingang zu pinkeln, als gerade ein Polizist auf einem Motorrad vorbeifuhr. Er hielt sofort an, um uns eine Standpauke zu halten und zu ermahnen, schleunigst nach Hause zu gehen. Nachdem er davongefahren war, lachten wir uns kaputt, obwohl ich den Verdacht habe, dass das Ganze eigentlich gar nicht so komisch war.
Als wir ins Wohnzimmer kommen, sitzt Samantha über den Couchtisch gebeugt und ist dabei, eine Liste zu schreiben. Miranda sitzt neben ihr. Ihr Gesichtsausdruck wechselt zwischen Betrofenheit, Bewunderung und blankem Entsetzen hin und her. Schließlich siegt die Bewunderung. »Das sind insgesamt zweiundzwanzig«, ruft sie ehrfürchtig. »Und wer war Ethan? Den Namen hab ich immer schon gehasst.«
»Er hatte karottenrote Haare. Das ist eigentlich alles, woran ich mich noch erinnern kann.«
Großer Gott. Wie es aussieht, haben die beiden ebenfalls bei der Wodkaflasche Trost gesucht.
»Wir sind wieder da«, rufe ich.
»Wir?« Samanthas Kopf schnellt in die Höhe.
»Ich hab meinen Freund Ryan mitgebracht. Und seinen Freund Capote.«
»Na, so eine Überraschung.« Samantha steht auf und nimmt meine beiden herrenlosen Zweibeiner anerkennend ins Visier. »Seid ihr hier, um uns zu retten?«
»Wohl eher, um von uns gerettet zu werden«, entgegne ich trocken.
»Herzlich willkommen.« Miranda winkt kokett von der Couch herüber.
Ich werfe ihr einen verzweifelten Blick zu und frage mich, ob es nicht ein Fehler war, die beiden Jungs mitgebracht zu haben. Vielleicht stimmt es ja, dass in Gefahrensituationen sämtliche Instinkte ganz besonders geschärft sind. Zumindest wirken Menschen ofensichtlich sehr viel attraktiver aufeinander, als es unter normalen Umständen der Fall wäre. Das hat wahrscheinlich etwas mit der Arterhaltung zu tun. Aber wenn es so ist, hätte Mutter Natur keinen ungeeigneteren Haufen zur Erhaltung der
Art auswählen können. Ich gehe mit meiner Beute in die Küche und mache mich daran, die Sandwichs auszupacken.
»Ich helfe dir«, erbietet sich Capote.
»Danke, das schafe ich gerade noch allein«, antworte ich schnippisch und schneide die Sandwichs in zwei Hälften, um den Rest als Proviant für später aufzuheben.
»Ich finde, du könntest dich ruhig ein bisschen entspannen.« Capote öfnet eine Dose Bier und schiebt sie mir hin.
»Ich bin entspannt. Aber irgendjemand muss ja einen kühlen Kopf bewahren.«
»Du machst dir zu viele Sorgen um alles.«
»Ich?«, frage ich verblüfft.
»Ja, du. Man erkennt das daran, dass du dann immer so einen säuerlichen
Weitere Kostenlose Bücher