Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
zu essen entdeckt!«, ruft Miranda und wirft eine Packung Ritz-Cracker aufs Bett. Wir stürzen uns darauf wie ausgehungerte Wölfe.
»Ich finde, wir sollten zu Charlie gehen«, sage ich und wische die Krümel vom Laken. »Er hat das größte Apartment.« Wir sitzen jetzt schon den ganzen Tag hier fest und ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte.
»Auf keinen Fall.« Samantha schüttelt entschieden den Kopf.
»Lieber verhungere ich, als zuzulassen, dass er mich in diesem Zustand sieht. Meine Haare sind total fettig.«
»Wir haben alle fettige Haare«, entgegne ich. »Charlie bestimmt auch.«
»Hört mal …«, sagt Miranda plötzlich. »Worüber wir gestern Nacht gesprochen haben … das bleibt doch unter uns, oder?«
»Ich kann immer noch nicht fassen, dass Marty nur einen Hoden hat.« Ich nehme mir noch einen Cracker. »Das hätte dir eine Warnung sein sollen.«
»Wenn ihr mich fragt, ist das ein Vorteil«, sagt Samantha. »Dadurch muss er sich als Liebhaber um so mehr ins Zeug legen. «
Ich taste in der Packung blind nach dem nächsten Cracker, aber sie ist leer. »Wir brauchen Nachschub.«
»Ich rühre heute keinen Finger.« Samantha gähnt ausgiebig. »Kein Strom. Keine Arbeit. Kein Harry Mills, der versucht, mir unter den Rock zu schielen.«
Ich seufze und schlüpfe in meinen letzten sauberen OP-Kittel.
»Hast du beschlossen, Ärztin zu werden?«, fragt Samantha.
»Wo ist dein Stethoskop?«, johlt Miranda.
»Diese Kittel sind der letzte Schrei, glaubt mir«, versichere ich den beiden.
»Seit wann denn das?«
»Seit ich sie trage.« Na toll. Ofensichtlich machen weder meine sexuellen Erfahrungen noch meine innovativen Outfits hier sonderlich Eindruck.
Miranda beugt sich verschwörerisch zu Samantha vor und fragt kichernd: »Okay, was war dein schlimmstes Sex-Erlebnis aller Zeiten?«
Ich werfe resigniert die Hände in die Luft. Als ich die Wohnungstür
hinter mir zuziehe, brüllen die beiden vor Lachen über etwas, das sie »Das Bleistiftstummel-Syndrom« nennen.
Während ich ziellos durchs Village streife, bemerke ich, dass die Tür des White Horse Tavern ofen steht und beschließe, einen Blick hineinzuwerfen.
In dem schummrigen Licht im Innenraum sind ein paar Leute auszumachen, die an der Theke sitzen. Im ersten Moment bin ich erleichtert, dass die Bar ofen hat, dann erkenne ich, wer dort sitzt: Capote und Ryan.
Ich blinzle. Was haben die beiden hier zu suchen? Das ist mein Territorium. Capote wirft gerade den Kopf in den Nacken und lacht schallend, während Ryan ziemlich schief auf seinem Barhocker hängt. Sie sind ofensichtlich betrunken. Um nicht zu sagen, sternhagelvoll.
Mir fällt ein, dass Capote nur wenige Blocks entfernt wohnt. Es ist gut möglich, dass Ryan gerade bei ihm war, als der Strom ausfiel. Trotzdem überrascht es mich, sie hier anzutrefen, schließlich hat Capote eine mehr als gut bestückte Hausbar. Aber anscheinend ist ihnen der Stofausgegangen.
Ich hole tief Luft und gehe auf die beiden zu. Wenn ich ganz ehrlich bin, freue ich mich insgeheim sogar darüber, sie zu treffen.
»Ist hier noch frei?«, frage ich und setze mich auf den Barhocker neben Ryan.
»Hey, was …?« Er starrt mich überrascht an und fängt fast an zu schielen. Dann breitet er die Arme aus und zieht mich überschwänglich an sich. »Carrie Bradshaw!« Er stößt Capote mit dem Ellbogen an. »Wenn man vom Teufel spricht. Wir haben nämlich gerade über dich geredet.«
»Gerade?«
»Na ja, stimmt doch, oder?«, fragt Ryan verwirrt.
»Das ist ungefähr zwölf Stunden her«, antwortet Capote, der im Gegensatz zu Ryan einen geradezu nüchternen Eindruck macht, was vermutlich damit zu tun hat, dass ein »wahrer Gentleman« sich niemals betrunken in der Öfentlichkeit zeigen würde. »Seitdem haben wir uns über diverse andere Themen unterhalten.«
»Hemingway?«, fragt Ryan.
»Dostojewski«, entgegnet Capote.
»Irgendwie kann ich diese verdammten Russen nie auseinanderhalten, du?«, fragt Ryan mich.
»In nüchternem Zustand schon«, scherze ich.
»Du bist nüchtern? Oh nein.« Ryan lehnt sich zurück, landet dabei beinahe in Capotes Schoß, und schlägt dann mit der flachen Hand auf die Theke. »Hallo? Wir haben Stromausfall. Da darfst du nicht nüchtern sein! Das ist verboten. Barkeeper, ein Drink für die Lady!«, lallt er.
»Was machst du überhaupt hier?«, fragt Capote.
»Eigentlich bin ich auf der Suche nach etwas zu essen.«
»Ha! Genau wie wir.« Ryan klatscht sich an die
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