Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
wollen sie sich unterhalten?«
»Ich glaube nicht, dass es in so einer Beziehung darum geht, sich zu unterhalten«, bemerkt die zweite Frau mit vielsagend hochgezogener Braue.
»Hat dieses Mädchen keine Eltern? Wie können sie nur zulassen, dass ihre Tochter mit einem zehn oder fünfzehn Jahre älteren Mann zusammen ist?«
»Wir leben in den Achtzigern«, sagt die zweite Frau achselzuckend. »Die jungen Frauen von heute sind anders als wir damals. Irgendwie frecher.«
Teensie schnaubt. Dann steht sie auf und geht in die Küche. Ich strecke den Kopf so weit aus dem Fenster, um auch noch den Rest der Unterhaltung mitzuhören, dass ich mir schier den Hals verrenke. Vergeblich.
Mit vor Scham glühenden Wangen lasse ich mich wieder aufs Bett fallen. Wenn es stimmt, was sie gesagt haben, bin ich für Bernard nichts weiter als ein Requisit im Theaterstück seines Lebens, ein schnödes Hilfsmittel, das er benutzt, um über Margie hinwegzukommen.
Margie. Schon allein der Gedanke an sie treibt mich in den Wahnsinn.
Habe ich mir ernsthaft eingebildet, ich könnte mit ihr um Bernards Liebe konkurrieren? Teensie scheint jedenfalls der Meinung zu sein, dass ich gegen sie chancenlos bin.
Wütend schleudere ich ein Kissen an die Wand. Warum bin ich überhaupt hergekommen? Ich wusste doch von Anfang an, dass sie mich nicht ausstehen kann. Und wieso setzt Bernard mich einer solchen Situation aus? Wahrscheinlich hat Teensie recht. Er benutzt mich tatsächlich. Vielleicht ist es ihm selbst gar nicht bewusst, aber alle anderen wissen längst Bescheid.
Es gibt nur eine Möglichkeit, mein Gesicht zu wahren: Ich muss sofort meine Sachen packen und gehen. Ich werde Bernard bitten, mich zur Bushaltestelle zu fahren und ihm für immer Adieu sagen. Und wenn dann nach der Lesung meines Stücks die ganze Stadt über mich spricht, wird ihm klar werden, was für einen schrecklichen Fehler er begangen hat.
Ich werfe gerade meine Sachen in die Werkzeugtasche, als ich seine Stimme höre. »Teensie?«, ruft er. Ich spähe über den Fenstersims.
Bernard kommt mit besorgter Miene über den Rasen gelaufen. »Teensie!«, ruft er noch einmal, woraufhin die Dame des Hauses auf der Terrasse erscheint.
»Ja, Darling?«
»Hast du Carrie gesehen?«, fragt er.
Ich meine zu erkennen, wie ihre Schultern kaum merklich enttäuscht nach unten sacken. »Nein.«
»Wo steckt sie nur?« Bernard blickt sich suchend um.
»Was weiß ich?« Teensie wirft theatralisch die Hände in die Luft. »Ich bin doch nicht ihr Kindermädchen.«
Die beiden verschwinden im Haus, während ich mir triumphierend auf die Unterlippe beiße. Teensie hat sich geirrt. Bernard macht sich sehr wohl etwas aus mir. Das spürt sie genau und es macht sie ganz krank vor Eifersucht.
Armer Bernard, denke ich. Es ist meine Pflicht, ihn vor den Teensies dieser Welt zu retten.
Ich greife mir rasch ein Buch und werfe mich dekorativ aufs Bett. Keine Minute später klopft es an die Tür.
»Herein!«
»Carrie?« Bernard reißt die Tür auf. »Was machst du denn noch hier oben? Ich habe am Pool auf dich gewartet. Wir essen gleich.«
Ich lege das Buch zur Seite und lächle unschuldig. »Tut mir leid. Mir hat niemand Bescheid gesagt.«
»Manchmal könnte ich Teensie umbringen.« Er kommt zu mir, drückt mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und legt sich neben mich. »Gefällt mir, dein Bikini.«
Einen Augenblick später wälzen wir uns knutschend auf dem Bett, bis Teensie ungeduldig nach uns ruft. Bernard und ich kichern wie zwei pubertierende Teenager und in diesem Moment beschließe ich, meine eigene Regel zu brechen. Ich werde mit Bernard schlafen. Und zwar noch heute Nacht. Ich werde mich in sein Zimmer schleichen und dann werden wir es endlich tun. Direkt vor Teensies operierter Nase.
32
Teensies Mann Peter hat seine Drohung wahr gemacht und mich beim Abendessen neben den bolivianischen Präsidenten gesetzt. Er ist ein pockennarbiger, finster blickender Kerl, der mir mit seiner selbstverliebten, wichtigtuerischen Art ein bisschen Angst einflößt. Da ich nichts über Bolivien oder die dortigen politischen Verhältnisse weiß, beschließe ich, so wenig wie möglich zu sagen, um nicht in irgendein Fettnäpfchen zu treten. Ich habe nämlich das ungute Gefühl, andernfalls möglicherweise vor einem Exekutionskommando zu landen.
Zum Glück ist el presidente, wie Peter ihn beharrlich nennt, absolut nicht an mir interessiert. Wir haben kaum unsere Servietten aufgeschüttelt und sie auf
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