Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
dem Schoß ausgebreitet, als er mich mit einem kurzen Blick taxiert, als unbedeutend einstuft und sich der Dame zu seiner Linken zuwendet. Teensie sitzt am anderen Ende des Tischs und hat Bernard zu ihrer Rechten platziert. Ich bin zu weit entfernt, um hören zu können, worüber sie sich unterhalten, aber den interessierten und lächelnden Gesichtern ihrer Tischnachbarn nach zu urteilen, ist Teensie eine reizende Gastgeberin. Tatsächlich hat sie sich seit dem Eintrefen des ersten Gasts in einen völlig neuen Menschen verwandelt. Von der subtilen, berechnenden Gehässigkeit, die sie am Nachmittag noch ofenbart hat, ist nichts mehr zu bemerken.
Um mich zu beschäftigen und mir nicht anmerken zu lassen, dass ich mich jetzt schon zu Tode langweile, koste ich von dem Fisch, der gerade von mehreren beflissenen Kellnern aufgetragen
wurde, und beschäftige mich in Gedanken mit Bernard und dem, was wir später tun werden.
Ob Peter von der Sache zwischen Teensie und Bernard weiß? Ich trinke einen Schluck Wein, seufze leise und betrachte unschlüssig den Fisch auf meinem Teller. Er ist trocken und schmeckt so fade, als hätte der Koch beschlossen, dass Fisch keine Delikatesse, sondern eine Bestrafung sein soll.
»Mögen Sie den Fisch nicht?« Die Stimme kommt von meiner Linken und gehört Peter.
»Um ehrlich zu sein, nicht so sehr«, antworte ich lächelnd, erleichtert darüber, dass jemand das Wort an mich gerichtet hat.
»Soll ich Ihnen etwas verraten? Ich auch nicht.« Er schiebt den Fisch an den Tellerrand. »Das liegt an dieser neumodischen Diät, die meine Frau gerade macht. Keine Butter, kein Salz, keine Haut, kein Fett und keine Gewürze. Alles Bestandteil eines unsinnigen Versuchs, ewig zu leben.«
Ich kichere. »Ich bin mir nicht sicher, ob ewiges Leben tatsächlich erstrebenswert ist.«
»Nicht sicher?«, entgegnet Peter. »Glauben Sie mir, es ist sogar alles andere als erstrebenswert. Was hat Sie überhaupt hierher verschlagen?«
»Bernard hat mich gefragt, ob ich …«
»Nein, ich meine, was machen Sie in New York?«
»Oh, ich schreibe.« Ich setze mich ein bisschen aufrechter hin und füge hinzu: »Ich studiere noch an der New School, aber nächste Woche findet meine erste szenische Lesung statt.«
»Nicht übel.« Er klingt beeindruckt. »Haben Sie sich schon mit meiner Frau darüber unterhalten?«
Ich starre auf meinen Teller. »Ich glaube nicht, dass Ihre Frau
sich für mich oder für das, was ich schreibe, interessiert.« Ich spähe über den Tisch zu Teensie hinüber. Der Rotwein hat ihre Lippen violett verfärbt, was sie noch gruseliger aussehen lässt. »Aber zum Glück, bin ich ja nicht auf die Fürsprache Ihrer Frau angewiesen, um Erfolg zu haben.«
Oha. Mein Ego hat das Embryonalstadium ofensichtlich überwunden.
»Sie sind ja eine recht selbstbewusste junge Dame«, bemerkt Peter und schenkt mir – wie um die Tatsache zu unterstreichen, dass ich ein Stückchen zu weit gegangen bin – eines dieser vernichtend höflichen Lächeln, das vermutlich selbst die Königin von England in die Schranken verweisen würde.
Ich sinke beschämt in mich zusammen. Warum habe ich nicht einfach den Mund gehalten? Peter hat lediglich versucht, freundlich zu sein, und wie habe ich es ihm gedankt? Indem ich seine Gattin beleidigt und die für Frauen – zumindest in diesen Kreisen – unverzeihliche Sünde des Hochmuts begangen habe.
Ich berühre ihn zaghaft am Arm.
Er dreht sich zu mir um. »Ja, bitte?« In seiner Stimme liegt keine Schärfe, höchstens mildes Desinteresse.
Eigentlich will ich ihn fragen, ob er mich genauso streng verurteilt hätte, wenn ich ein Mann wäre, aber sein Gesichtsausdruck lässt mich innehalten. »Könnten Sie mir das Salz reichen? «, frage ich kleinlaut und füge leise hinzu: »Bitte?«
Es gelingt mir, den Rest des Dinners zu überstehen, indem ich vortäusche, mich für die langatmige Beschreibung eines Golfurlaubs in Schottland zu interessieren, mit der Peter unser Ende des Tischs unterhält. Als die Teller abgeräumt werden, hofe ich, dass Bernard und ich uns endlich zurückziehen können, doch stattdessen werden wir auf die Terrasse hinausgeführt, wo Kafee
und Nachtisch serviert werden. Anschließend wird in den Salon zum Schach gebeten. Bernard tritt gegen Peter an, während ich auf der Lehne von Bernards Sessel sitze und mich absichtlich unwissend stelle. In Wirklichkeit kann jeder, der halbwegs gut in Mathe ist, Schach spielen. Und ich bin gut in Mathe. Nachdem
Weitere Kostenlose Bücher