Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
Neonschildern und die Bretterbuden, in denen Fisch verkauft wird, ein bisschen schäbig und heruntergekommen, aber dann wird die Landschaft allmählich grüner und lieblicher. Als wir eine Brücke überqueren und an einer Blockhütte vorbeifahren, vor der Totempfähle und ein Schild mit der Aufschrift EINE STANGE ZIGARETTEN 2 $ stehen, beginnt praktisch eine neue Welt. Alte Eichen und gepflegte Hecken säumen die Straße, hinter denen ich einen Blick auf elegante Strandvillen erhasche.
Ein paar Minuten später schlängelt sich der Bus durch ein malerisches Städtchen. Hübsche weiß gestrichene Geschäfte mit grünen Markisen säumen die Straßen. Ich entdecke eine Buchhandlung, einen Tabakladen, eine Lilly-Pulitzer-Boutique, einen Juwelier und ein altmodisches Kino, vor dem der Bus schließlich zum Stehen kommt.
»Southampton«, ruft der Fahrer, worauf ich mir meine Handwerkertasche greife und aus dem Bus springe.
Bernard wartet bereits auf mich und lehnt lässig, die nackten, in Gucci-Slippern steckenden Füße überkreuzt, an der Motorhaube eines kleinen bronzefarbenen Mercedes. Miranda hat recht gehabt: Das Plastikkleid und die Fiorucci-Stiefel sind vielleicht perfekt für die Großstadt, aber in diesem idyllischen kleinen Ort wirken sie völlig deplatziert. Zum Glück scheint Bernard sich nicht daran zu stören. Er nimmt mir die Tasche ab und gibt mir einen Kuss. Seine Lippen, durch die ich beim Küssen immer seinen leicht schiefen Schneidezahn spüre, fühlen sich wunderbar vertraut an.
»Wie war die Reise?«, fragt er und streicht mir zärtlich die Haare aus der Stirn.
»Großartig«, sage ich atemlos und denke daran, wie viel Spaß wir haben werden.
Er hält mir galant die Wagentür auf und ich gleite auf den Beifahrersitz. Das Auto ist ein Oldtimer aus den Sechzigerjahren mit poliertem Holzlenkrad und vernickelten Armaturen. »Dein Wagen?«, frage ich ihn neckend.
»Er gehört Peter.«
»Peter?«
»Teensies Mann.« Er lässt den Motor an, legt den Gang ein und stößt ruckelnd aus der Parklücke.
»Tut mir leid«, lacht er. »Ich bin ein bisschen fahrig.« Dann sieht er mich etwas unbehaglich von der Seite an und sagt: »Ich hofe, du verstehst das jetzt nicht falsch, aber Teensie hat darauf bestanden, dir ein eigenes Zimmer zu geben.«
»Wieso das denn?«, frage ich stirnrunzelnd, obwohl ich insgeheim erleichtert bin.
»Sie hat mich die ganze Zeit gelöchert, wie alt du eigentlich bist, und als ich ihr irgendwann gesagt habe, dass sie das verdammt noch mal nichts angeht, ist sie erst recht misstrauisch geworden. Du bist doch über achtzehn, oder?«, fragt er halb scherzend, halb ernst.
Ich seufze, als wäre die Frage mehr als lächerlich. »Ich hab dir doch erzählt, dass ich schon im vierten Semester studiere.«
»Ich wollte mich nur noch mal vergewissern, Kätzchen«, sagt er mit einem Zwinkern. »Lass dir von Teensie bloß nicht alles gefallen, okay? Sie kann manchmal ziemlich einschüchternd sein, aber sie hat ein riesiges Herz.«
Mit anderen Worten: Sie ist ein absolutes Miststück.
Wir biegen in eine geschwungene, kiesbedeckte Aufahrt ein und parken vor einem mit Schindeln verkleideten Sommerhaus. Angesichts der gigantischen Ausmaße der Villen, die ich auf dem Weg hierher gesehen habe, ist es zwar nicht ganz so pompös, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber es kann – nicht zuletzt dank eines hoch aufragenden, scheunenartigen Anbaus – trotzdem durchaus als groß bezeichnet werden.
»Hübsch, nicht?«, sagt Bernard und blickt am Haus empor. »Hier habe ich mein erstes Stück geschrieben.«
»Wirklich?«, frage ich und steige aus dem Wagen.
»Genauer gesagt, überarbeitet. Die erste Fassung ist zu einer Zeit entstanden, als ich nachts in einer Abfüllanlage gejobbt habe. Dadurch konnte ich tagsüber in Ruhe schreiben.«
»Wie romantisch.«
»Damals habe ich das nicht so gesehen. Aber stimmt, rückblickend hat es tatsächlich etwas Romantisches.«
»Und vielleicht auch etwas leicht Klischeehaftes?«, ziehe ich ihn auf.
»Eines Abends bin ich mit Freunden durch Manhattan gezogen«, erzählt er, während er den Koferraum öfnet, »und bin in einem der Clubs Teensie in die Arme gelaufen. Sie erzählte mir, sie sei Agentin und bestand darauf, dass ich ihr mein Stück schicke. Damals wusste ich noch nicht einmal, was eine Agentin überhaupt macht. Aber ich habe ihr mein Stück trotzdem geschickt und kurz darauf rief sie an und stellte mir ihr Haus für den Sommer zur Verfügung,
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