Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
damit ich ungestört schreiben konnte.«
»Und? Warst du es?«, frage ich so beiläufig wie möglich. »Ungestört, meine ich.«
Er lacht. »Wenn ich gestört wurde, war es mir jedenfalls nicht unangenehm.«
Mir wird ganz schlecht. Heißt das, dass er mit Teensie geschlafen hat? Und wenn ja, warum hat er mir nichts davon erzählt? Er hätte mich wenigstens warnen können. Ich kann nur hofen, dass dieses Wochenende nicht noch weitere unerfreuliche Informationen ans Tageslicht bringt.
»Ich weiß nicht, wo ich ohne Teensie heute stehen würde«, sagt er und legt mir den Arm um die Schulter.
Als wir auf das Haus zugehen, kommt Teensie uns auch schon auf einem Steinplattenpfad, der um das Gebäude herumführt, entgegengeeilt. Sie trägt ein weißes Tennisröckchen, und obwohl ich im Gegensatz zu Bernard nichts über die Größe ihres Herzens sagen kann, lässt sich nicht leugnen, dass ihre Brüste riesig sind. Sie wölben sich wie zwei zum Bersten reife Wassermelonen unter ihrem strafanliegenden Poloshirt. »Da seid ihr ja!«, ruft sie strahlend und schirmt die Augen gegen die Sonne ab.
»Ich würde Ihnen ja die Hand geben«, sagt sie zu mir, als sie vor uns steht, »aber ich bin so schrecklich verschwitzt, dass ich es lieber lasse. Peter treibt sich irgendwo im Haus herum, wenn ihr irgendetwas braucht, fragt einfach Martha.« Dann joggt sie auf den Tennisplatz zurück und hebt winkend die Hand, ohne sich noch einmal umzudrehen.
»Sie scheint nett zu sein«, sage ich, nachdem ich beschlossen habe, wenigstens zu versuchen, sie zu mögen. »Und sie hat beeindruckende Brüste.« Ich frage mich, ob Bernard sie schon mal in natura gesehen hat.
Bernard grinst. »Die sind nicht echt.«
»Nicht echt?«
»Silikon.«
Also hat er sie gesehen. Woher wüsste er sonst solche intimen Details? »Gibt es sonst noch etwas an ihr, das nicht echt ist?«
»Ihre Nase. Sie würde gern wie Brenda Patimkin aussehen. Du weißt schon, die Brenda aus dem Film ›Zum Teufel mit der Unschuld‹. Ich sage ihr immer, dass sie eher der Typ Mrs Robinson aus ›Die Reifeprüfung‹ ist.«
»Und was sagt ihr Mann dazu?«
Bernard grinst wieder. »Das, was sie von ihm hören möchte, glaube ich.«
»Ich meine, was er von den Schönheitsoperationen hält.«
»Ach so«, sagt er. »Keine Ahnung. Aus Peter wird man nicht immer so ganz schlau. Er kann ziemlich sprunghaft sein.«
»Sprunghaft in dem Sinn, dass er sich ab und zu einen Seitensprung gönnt?«
Bernard lacht. »Nein eher geistig. Er erinnert mich oft an den weißen Hasen aus Alice im Wunderland, immer zerstreut und in Eile. Alles, was ihm noch fehlt, ist die Taschenuhr.« Er öfnet die Eingangstür und ruft »Martha?«, als sei er hier der Hausherr.
Was angesichts seiner Vorgeschichte mit Teensie wahrscheinlich gar nicht so abwegig ist.
Wir betreten den Anbau des Hauses und finden uns in einem riesigen Wohnzimmer mit Kamin und einer gemütlichen Sofaecke wieder, von dem mehrere Türen abgehen. Plötzlich fliegt eine der Türen auf und ein kleiner Mann mit fast schulterlangen Haaren und einem Gesicht, das früher wahrscheinlich einmal mädchenhaft hübsch gewesen ist, kommt hereingerauscht. Er steuert schnurstracks auf eine der anderen Türen zu, als sein gehetzter Blick auf uns fällt, worauf er seinen Kurs ändert und auf uns zueilt.
»Hat jemand meine Frau gesehen?«, fragt er mit britischem Akzent.
»Sie spielt Tennis«, sage ich.
»Ach ja.« Er schlägt sich an die Stirn. »Sehr aufmerksam von Ihnen. Sehr aufmerksam. Tennis«, er schüttelt hektisch den Kopf, »Teufelsspiel. Fühlt euch bitte wie zu Hause. Du weißt ja, wie hier alles läuft, Bernard, nur keine Förmlichkeiten. Mi casa es su casa und so weiter, und so fort. Wir erwarten den Präsidenten von Bolivien zum Abendessen, deswegen dachte ich, ich poliere mal ein bisschen mein Spanisch auf.«
»Gracias«, sage ich.
»Oh, Sie sprechen Spanisch«, ruft er. »Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Ich werde Teensie auftragen, Sie heute Abend neben el presidente zu setzen.« Und bevor ich irgendwelche Einwände erheben kann, ist er auch schon wieder aus dem Zimmer geflitzt und Teensie kommt herein.
»Bernard, Darling, sei so lieb und bring Cathys Tasche auf ihr Zimmer, ja?«
»Cathy?«, fragt Bernard. Er sieht sich um. »Wer ist Cathy?«
Teensies Gesicht verzieht sich zu einer unwilligen Grimasse. »Ich dachte, du hättest gesagt, sie hieße Cathy.«
Ich schüttle den Kopf. »Carrie. Carrie Bradshaw.«
»Wie soll man denn
Weitere Kostenlose Bücher