Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
du jetzt plötzlich allwissend, bloß weil du Sex hattest?«
»Ich hatte nicht bloß Sex, ich hatte einen Orgasmus«, antwortete ich stolz.
»Oh Süße, willkommen im Club«, rief Samantha gerührt, dann drehte sie sich zu Miranda um und fügte tröstend hinzu: »Keine Sorge. Du wirst eines Tages auch einen haben.«
»Woher weißt du, dass ich noch nie einen hatte?«, rief Miranda entsetzt.
Ich lehne mich ins Polster zurück und schließe die Augen. Vielleicht ist es ja auch in Ordnung, so wie es ist. Das mit Capote, meine ich. Dass etwas nicht ewig währt, heißt nicht, dass es nichts bedeutet hat. Dass es nicht wichtig war.
Denn was könnte wichtiger sein als der Junge, mit dem man sein erstes Mal erlebt hat? Hey, ich hätte es auch sehr viel schlimmer erwischen können.
Und plötzlich fühle ich mich frei.
Ich hole die Zeitungen aus der Tasche, schlage den Lokalteil der New York Post auf – und mir stockt der Atem.
Da steht mein Name!
In einem Artikel mit der Überschrift: Wollen ist nicht gleich Können.
Ich lasse die Zeitung fallen, als hätte mich etwas gebissen.
Als der Zug in New Haven einen zwanzigminütigen Zwischenstopp einlegt, stürze ich aus dem Waggon, rase zur nächsten Telefonzelle auf dem Bahnsteig und rufe Samantha in ihrem Büro an. Mit zitternder Stimme frage ich, ob sie heute schon die Post gelesen hat.
»Gerade eben, Carrie. Ist der Artikel nicht großartig?«
»Was?«, krächze ich.
»Beruhige dich, Liebes. Du darfst solche Dinge nicht so persönlich
nehmen. Ich sage immer, lieber schlechte Presse als gar keine Presse.«
»Aber die Autorin hat geschrieben, dass die Lesung sie an eine missglückte Schülertheaterauführung erinnert hat.«
»Na und?«, lacht sie. »Glaub mir, das ist der pure Neid. Dein erstes Stück ist in einer der größten Tageszeitungen New Yorks erwähnt worden. Was willst du mehr? Ich an deiner Stelle wäre vor Freude außer mir.«
»Ich bin außer mir – aber vor Scham!«
»Schade. Cholly Hammond hat nämlich angerufen. Er versucht anscheinend schon seit Tagen, dich zu erreichen. Du sollst dich so bald wie möglich bei ihm melden.«
»Warum?«
»Ach, Küken«, seufzt sie. »Woher soll ich das wissen? Aber er meinte, es sei wichtig. Ich muss jetzt auflegen, Harry Mills ist gerade reingekommen …« Und weg ist sie.
Ich starre ratlos den Hörer in meiner Hand an. Cholly Hammond? Was kann er nur von mir wollen?
Ich krame noch mehr Münzgeld heraus. Normalerweise würden die Kosten für ein Ferngespräch von einem Münztelefon aus mein Budget sprengen, aber wie es der Zufall will, bin ich gerade flüssig. Ganz dem Beispiel Samanthas folgend, habe ich meine brandneue, nie benutzte Chanel-Tasche für zweihundertfünfzig Dollar an den netten Mann in meinem Lieblings-Secondhandladen verkauft. Natürlich ist das nur ein Bruchteil dessen, was sie ursprünglich gekostet hat, aber was soll ich an der Brown mit einer sündhaft teuren Designertasche anfangen? Außerdem habe ich mich unglaublich befreit gefühlt, als ich sie los war.
Wie hat Samantha es noch gleich genannt? Ballast.
Ich werfe mehrere Fünfundzwanzigcentstücke in den Schlitz und wähle Chollys Nummer. Eine junge Frau meldet sich.
»Hallo. Ich würde gerne mit Mr Hammond sprechen«, sage ich und nenne ihr meinen Namen.
Sie verbindet mich sofort weiter.
»Kindchen!«, ruft er, als wäre ich eine lange verschollene Freundin.
»Cholly!«, rufe ich genauso begeistert zurück.
»Ich habe den Artikel über Sie in der Post gelesen und in dem Moment war mir klar, dass ich dringend mit Ihnen sprechen muss«, schwärmt er. »Zumal Sie mir schon seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf gehen. Genau genommen seit dem Abend, an dem ich bei Barry Jessen neben Ihnen saß.«
Meine Stimmung sinkt in den Keller. Jetzt geht das schon wieder los. Der nächste alte Lustmolch, der mir an die Wäsche will.
»Ich denke immer wieder an unsere Unterhaltung zurück. Ich fand Sie so unglaublich erfrischend, Kindchen.«
»Tatsächlich?«, frage ich und versuche mich daran zu erinnern, was ich wohl so Unvergessliches gesagt haben könnte.
»Hören Sie zu, Carrie. Ich überlege schon seit Längerem, wie ich eine jüngere Zielgruppe für die New Review interessieren könnte und da kam mir die Idee, Sie als Autorin zu verpflichten. Die Leser brauchen jemanden, mit dem sie sich identifizieren können. Mir schwebt eine regelmäßige Kolumne vor – New York aus dem Blickwinkel eines unbedarften jungen Mädchens aus der
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