Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
beruhigt haben. »Okay. Wo würdest du deine Medikamente aufewahren, wenn du Peggy wärst?« Mein Blick wandert zum Nachttisch, der wie
alle anderen Möbel im Apartment aus billigem Sperrholz ist. Ich ziehe die Schublade auf, die jedoch ein bisschen klemmt. Als ich etwas fester daran ziehe, fällt sie mir ganz entgegen und die darin liegenden Fotos fliegen zu Boden.
»Oh Gott, Peggy bringt uns um!«, stöhnt L’il.
»Quatsch. Das kriegt sie doch gar nicht mit«, beruhige ich sie, während ich mich bücke und die Fotos wieder einsammle. »Außerdem sind es bloß irgendwelche … Schnappschüsse.« Ich halte verdutzt inne. Schnappschüsse? Das hier sieht mir eher nach der Großaufnahme einer Brust aus.
Ich schaue noch etwas genauer hin.
»Großer Gott!«, schreie ich und lasse das Foto fallen, als stünde es in Flammen.
»Was ist?«, schreit L’il zurück.
Fassungslos hocke ich mich auf den Boden. Dann greife ich noch einmal zögernd nach dem Foto und betrachte es diesmal eingehend. Tatsächlich – eine weibliche Brust. Auf Knien krabble ich zu den anderen Fotos hin und fange an zu prusten. Das Motiv ist immer das Gleiche: Peggy nackt. Aber nicht einfach nur nackt, sondern so, als würde sie für den Playboy posieren.
Nur dass sie leider ganz und gar nicht wie ein Playmate aussieht.
»L’il?« Ich drehe mich kichernd um und will gerade mit ihr erörtern, warum Peggy sich für diese Bilder hergegeben haben könnte und wer sie wohl aufgenommen hat, als ich erstens feststelle, dass L’il nicht mehr da ist, und zweitens, dass gerade die Haustür aufgeschlossen wird. Vier Sekunden später steht auch schon Peggy vor mir.
Wir starren uns beide wie vom Donner gerührt an. Dann
wandert ihr Blick zu den Fotos in meiner Hand und ihre Augen weiten sich entsetzt, während ihre Gesichtsfarbe von kalkweiß zu dunkelrot wechselt und ich schon befürchte, sie könne jeden Moment einen Herzinfarkt bekommen. Plötzlich schnellt sie mit wutverzerrtem Gesicht auf mich zu, worauf ich die Bilder fallen lasse und hastig ein Stück rückwärts krabble.
»Raus hier! Sofort!«, brüllt sie und hebt den Arm, als wolle sie mich schlagen. So schnell ich kann, krieche ich zwischen ihren Beinen hindurch in den Flur, rapple mich dort auf, renne in mein Zimmer und werfe die Tür hinter mir zu.
Peggy reißt sie sofort wieder auf.
»Hör zu, Peggy … «, setze ich zu einer Erklärung an, aber sie lässt mich erst gar nicht zu Wort kommen.
»Von dem Moment an, als du vor meiner Tür gestanden hast, wusste ich, dass es mit dir nichts als Ärger geben würde!«, keift sie. »Was fällt dir ein, in meinen Sachen herumzuwühlen? Das ist wirklich das Allerletzte!«
Zu meiner Schande muss ich ihr recht geben. Ich habe ihre Privatsphäre verletzt, obwohl ich natürlich genau weiß, dass das eine Todsünde ist. Andererseits – der Anblick der Fotos ist es fast schon wieder wert gewesen.
»Du packst jetzt sofort deine Sachen und verschwindest!«
»Aber …«
»Nichts aber. Ich dulde dich keine Minute mehr länger als nötig in meiner Wohnung. Geschieht dir ganz recht, wenn du die Nacht auf der Straße verbringen musst. Das wird dir hofentlich eine Lehre sein, in Zukunft nicht mehr in anderer Leute Sachen herumzuschnüfeln!« Sie drängt sich aufgebracht an mir vorbei, zieht meinen Kofer unter der Liege hervor und klappt ihn auf. »Fang an zu packen«, befiehlt sie. »Ich gehe spazieren und wenn
ich in zwanzig Minuten wiederkomme, bist du verschwunden, sonst rufe ich die Polizei.«
Sie greift nach ihrer Handtasche, die sie auf dem Flurtischchen abgelegt hat, und stürmt aus der Wohnung.
Geschockt starre ich ihr hinterher. Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, kommt L’il aus ihrem Zimmer. Sie ist bleich wie ein Laken. »Oh Gott, Carrie«, flüstert sie. »Was willst du denn jetzt machen?«
»Gehen«, sage ich und beginne meine Klamotten in den Koffer zu werfen.
»Und wohin? Wir sind hier in New York. Da kannst du nicht einfach mutterseelenallein mit deinem Kofer durch die Gegend wandern. Schon gar nicht abends. Du hast ja selbst erlebt, dass man hier schon am helllichten Tag überfallen werden kann …«
Plötzlich steigt eine unglaubliche Wut auf Peggy in mir hoch. Wenn sie nicht so neurotisch, so unglaublich kleinkariert und geizig wäre, wäre es nie so weit gekommen. »Mir fällt schon irgendjemand ein, zu dem ich gehen kann.«
»Wer denn?«
Gute Frage.
L’il sieht hilflos und unglücklich zu, wie ich den Kofer zuklappe und
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