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Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)

Titel: Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Bushnell
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ich beschwingten Schrittes in meinem neuen Sommerkleid den Laden und mache mich wieder auf den Heimweg.
    Heute Morgen hatte ich mich mit dem festen Vorsatz an die Schreibmaschine gesetzt, endlich meine Kurshausaufgabe in Angrifzu nehmen und die erste Geschichte zum Thema Familie zu Papier zu bringen. Aber in meinem Hirn hatte nichts als gähnende Leere geherrscht. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, etwas über meine eigene Familie zu schreiben, doch je länger ich über meinen Vater und meine Schwestern nachdachte, desto fremder erschienen sie mir. Sie hätten genauso gut auf einem anderen Planeten leben können oder zumindest auf einem anderen Kontinent – Europa zum Beispiel. Von Europa aus kam ich irgendwie auf Frankreich und von dort auf das La Grenouille, wo ich mit Bernard zu Abend gegessen hatte, was mich wiederum zu der Frage führte, warum er sich eigentlich immer noch nicht gemeldet hatte. Ich zog kurz in Erwägung, mich von der nervenaufreibenden Warterei zu erlösen und einfach selbst bei ihm anzurufen, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder. Hey, ich habe schließlich auch meinen Stolz.
    Stattdessen schnitt ich mir die Zehennägel, flocht mir die Haare zu einem Zopf, löste ihn wieder auf und suchte mein Gesicht nach Mitessern ab.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte L’il.
    »Schreibblockade«, antwortete ich düster.
    »Soll ich dir mal was sagen? Ich glaube nicht an Schreibblockaden«, teilte sie mir ungerührt ihre Meinung mit. »Wenn du nicht schreiben kannst, liegt das daran, dass du nichts zu sagen hast oder dich dagegen sperrst, dich mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen.«
    »Hm.« Ich drückte weiter in meinem Gesicht herum und fragte mich, ob ich vielleicht tatsächlich nichts zu sagen hatte und mir am Ende nur einbildete, Schriftstellerin werden zu können.
    »Hände weg vom Gesicht«, befahl L’il. »Dadurch machst du es nur schlimmer. Warum gehst du nicht einfach ein bisschen an die frische Luft und lässt dir den Kopf frei pusten? Das wirkt manchmal Wunder.«
    Und so kam es, dass ich eine Dreiviertelstunde später den chinesischen Morgenrock in dem Secondhandladen anprobierte, den ich schon vor ein paar Tagen in der Nähe von Samanthas Apartment auf der Seventh Avenue entdeckt hatte.
    Als ich nach meinem erfolgreichen Beutezug nach Hause schlendere, fällt mein Blick im Vorbeigehen auf mein Spiegelbild in einem Schaufenster und ich bleibe einen Augenblick stehen, um meine neueste Errungenschaft zu bewundern. Hofentlich bringt es mir Glück und inspiriert mich zum Schreiben. Allmählich werde ich nämlich nervös. Ich möchte auf keinen Fall zu den neunundneunzig Prozent gescheiterten Schriftstellern in Viktor Greenes Privatstatistik zählen.
    »Was ziehst du denn für ein Gesicht!«, ruft L’il, als ich in die Wohnung komme. »Du siehst aus, als wäre jemand gestorben.«
    »Genauso fühle ich mich auch. Aber schau, was ich mir gekauft habe!« Ich drehe eine kleine Pirouette, um ihr meine modische Neuerwerbung zu präsentieren.
    L’il zieht skeptisch die Brauen hoch und ich bekomme sofort ein schlechtes Gewissen. Bestimmt fragt sie sich jetzt, warum ich meine Zeit damit vergeudet habe, shoppen zu gehen, statt den Spaziergang für ein paar konstruktive Gedanken zu nutzen. Und die Frage ist berechtigt. Was ist los mit mir? Habe ich womöglich Angst, mit meinem eigenen Unvermögen konfrontiert zu werden?
    »Puh …« Ich lasse mich aufs Sofa fallen und streife mir die Sandalen von den Füßen. »Der Laden liegt am anderen Ende von Manhattan. Meine Füße brennen wie Feuer und ich bin völlig verschwitzt. Aber ich finde, es hat sich gelohnt«, füge ich hinzu, als müsste ich mich selbst überzeugen.
    »Ich habe mein erstes Gedicht fürs Seminar fertig«, erzählt L’il.
    »Hey, das ist toll!«, rufe ich und meine es auch so, obwohl ich mich sofort noch ein bisschen schlechter fühle. Bin ich denn die Einzige, die sich so schwer tut? L’il jedenfalls scheint das Schreiben ganz leichtzufallen. Wahrscheinlich hat sie einfach viel mehr Talent als ich.
    »Danach habe ich mir was vom Chinesen kommen lassen«, sagt sie. »Mu-Shu mit Schweinefleisch. Falls du Hunger hast – es ist noch reichlich übrig.«
    »Das ist wahnsinnig nett, L’il, aber ich will dir nichts wegessen. «
    »Erstens bin ich total satt«, sie klopft sich auf ihren nicht vorhandenen Bauch, »und zweitens bestehe ich darauf, dass du etwas
isst. Mit leerem Magen lässt es sich nämlich nicht gut arbeiten.

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