Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
werden, nichts wird und ich mich am Ende aus purer Verzweiflung in eine Ehe flüchte und nicht mehr auf eigenen Beinen stehe.«
»Die Ehe macht Frauen zu Huren«, erklärt Miranda. »Bund fürs Leben, pah! Lebenslange Sklaverei ist das.«
»Hey, genau so sehe ich das auch!« Ich kann kaum glauben, dass ich endlich jemanden gefunden habe, der meine heimlichen Ansichten teilt. »Aber wenn du es wagst, so etwas laut auszusprechen, würden sie dich am liebsten auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Als wäre es nicht erlaubt, die Wahrheit zu sagen, weil man damit irgendeine heilige Institution verraten würde.«
»Keine heilige Institution – das von Männern erschafene Gesellschaftssystem«, erwidert Miranda düster. »Aber ich habe mir fest vorgenommen, etwas gegen die Unterdrückung der Frauen zu unternehmen.« Sie nimmt einen Zug von ihrer Zigarette und hustet. Überhaupt scheint sie nicht viel Übung mit dem Rauchen zu haben. Vielleicht hat sie nur deswegen damit angefangen, weil in New York so ziemlich jeder raucht.
»Und wie willst du das anstellen?«
»Das weiß ich noch nicht so genau, aber mir wird schon irgendwas einfallen.« Sie sieht mich an und lächelt. »Du könntest übrigens auch was dagegen tun. Als Schriftstellerin hast du die Möglichkeit, etwas in den Köpfen der Menschen zu verändern.« Plötzlich werden ihre Augen ganz groß und sie beugt sich aufgeregt zu mir vor. »Hey, ich habe eine Idee! Du könntest Bücher über die Ehe schreiben oder über … Sex!«
»Sex?« Ich drücke meine Zigarette im Aschenbecher aus.
»Ja! Ich meine, dieses ganze Gerede darüber, dass man sich für die Ehe aufsparen soll und wie schön und besonders das erste Mal für eine Frau ist – alles Lüge! Das Einzige, was ich danach gedacht habe, war: Was? Das ist alles? Und darum haben alle immer so ein Theater gemacht?«
Ich schlucke. »Na ja, also ich …«
»Jetzt sag bloß, dass es dir Spaß gemacht hat?«, unterbricht sie mich.
Ich verziehe unbehaglich das Gesicht. »Ehrlich gesagt … habe ich noch nie mit jemandem geschlafen.«
»Im Ernst?« Miranda ist überrascht, aber dann sagt sie ganz pragmatisch: »Ach, macht sowieso keinen Unterschied. Du hast nicht das Geringste verpasst. Genau genommen würde ich dir sogar raten, es gar nicht erst auszuprobieren.« Sie hält einen Moment nachdenklich inne. »Weißt du, was das Schlimmste daran ist? Wenn du erst mal mit einem Typen geschlafen hast, musst du es immer wieder tun, weil sie es dann von dir erwarten.«
»Und warum hast du es überhaupt gemacht?«
Sie zuckt mit den Achseln. »Ich war in der Highschool lange mit einem Jungen zusammen und irgendwann konnte ich nicht mehr Nein sagen. Wobei ich zugeben muss, dass ich schon auch neugierig war.«
»Und?«
»Alles außer dem eigentlichen Geschlechtsverkehr ist okay«, sagt sie. »Aber der ›Akt‹ an sich ist sterbenslangweilig. Das sagt einem vorher natürlich niemand. Und dass es ziemlich wehtut, darüber redet auch keiner wirklich.«
»Also eine Freundin von mir hat von ihrem ersten Mal total geschwärmt. Sie hat sogar behauptet, sie hätte einen Orgasmus gehabt.«
»Vom bloßen Geschlechtsverkehr?« Miranda schüttelt entschieden den Kopf. »Dann hat sie gelogen. Jeder weiß, dass man allein durch Penetration keinen Orgasmus haben kann.«
»Aber warum machen Frauen es dann?«
»Weil ihnen gar nichts anderes übrig bleibt!« Miranda hat sich so in Rage geredet, dass sie fast schreit. »Glaub mir, das einzig
Gute daran ist, dass bei den meisten Männern nach ein paar Minuten schon wieder alles vorbei ist.«
»Vielleicht wird es erst mit der Zeit besser, wenn man es öfter getan hat«, überlege ich laut.
»Vergiss es. Ich habe mindestens zwanzigmal mit meinem Freund geschlafen und es war jedes Mal genauso schlimm wie beim ersten Mal.« Sie verschränkt die Arme vor der Brust. »Und leider spielt es auch keine Rolle, mit wem man schläft. Vor ein paar Monaten habe ich es mit einem anderen Typen ausprobiert, um herauszufinden, ob es vielleicht bloß mit meinem Freund so langweilig war. Aber das war genauso schrecklich.«
»Und was ist mit älteren Männern«, sage ich und denke an Bernard. »Männern, die mehr Erfahrung haben?«
»Wie alt?«
»Dreißig?«
»Das ist wahrscheinlich noch schlimmer.« Sie schüttelt sich. »Allein die Vorstellung, so einen Schrumpelschwanz …«
»Schrumpelschwanz?«, unterbreche ich sie stirnrunzelnd. »Hast du denn schon mal einen gesehen?«
»Nein, und ich kann
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