Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
nur hofen, dass es auch so bleibt.«
Ich muss lachen. »Sollte ich jemals in die Verlegenheit kommen, mit einem älteren Mann zu schlafen, werde ich dir auf jeden Fall Bericht erstatten. Wer weiß, vielleicht stehe ich ja auf Schrumpelschwänze.«
Miranda prustet hinter vorgehaltener Hand. »Niemals!« Dann wird sie plötzlich wieder ernst und zeigt auf eines von Samanthas Fotos. »Wetten, sie findet es auch langweilig? Sie sieht zwar aus, als würde ihr Sex Spaß machen, aber ich garantiere dir, das täuscht sie nur vor. Genau wie jede andere gottverdammte Frau auf diesem Planeten.«
Zweiter Teil
Biss in den Big Apple
10
Er hat angerufen!
»Bernard … Bernard … Bernhard …« Leise seinen Namen vor mich hin singend tänzle ich die 45. Straße entlang Richtung Theater District. Da er von meinem Umzug nichts wusste, versuchte er es natürlich erst unter der Nummer von Peggy, die ihm in schnippischem Ton mitteilte, ich sei ausgezogen und sie hätte keine Ahnung, wo ich jetzt wohne. Erst als er ihr seinen Namen nannte, fiel ihr seltsamerweise plötzlich doch wieder ein, dass ich bei einer Freundin namens »Cindy oder … Sandy, ach nein, Samantha« untergekommen sei. Anschließend hatte sie sogar den Nerv, ihn zu fragen, ob sie irgendwann mal bei ihm vorsprechen dürfe, worauf Bernard nur kühl antwortete, es täte ihm leid, aber er sei nicht für die Besetzung zuständig und sie solle sich bitte auf normalem Wege beim Theater bewerben.
Bernard hat bei dem Namen Samantha natürlich sofort eins und eins zusammengezählt und mich unter ihrer Nummer angerufen. Dabei hatte ich schon alle Hofnung aufgegeben, dass er sich melden würde und war kurz davor gewesen, ihn selbst anzurufen.
»Kannst du mich morgen Mittag im Theater abholen?«, fragte er mich, nachdem er mir von seinem Anruf bei Peggy erzählt hatte.
Zuerst war ich zwar etwas überrascht, um nicht zu sagen enttäuscht – unter einem romantischen Date hatte ich mir eigentlich etwas anderes vorgestellt. Aber Bernard ist nun mal ein berühmter Bühnenautor, da kann ich wahrscheinlich nicht
erwarten, dass alles so konventionell abläuft, wie ich es bisher gewöhnt war.
Obwohl es abends, wenn die bunten Neonreklamen leuchten, bestimmt noch viel eindrucksvoller hier ist, klopft mir vor Aufregung das Herz schneller, als ich an all den großen Broadwaytheatern mit den riesigen Plakatwänden vorbeigehe. Die Straßen sind von hübschen kleinen Restaurants gesäumt, dazwischen werben schmuddelige Bars mit »LIVE GIRLS!«. Ich muss lachen. Dead Girls würde sich wahrscheinlich auch niemand ansehen wollen.
Als ich schließlich vor dem berühmten Shubert Theater stehe, in dem Bernard gerade sein neues Stück probt, stelle ich mir kurz vor, wie es wäre, wenn hier eines Tages ein von mir geschriebenes Theaterstück aufgeführt werden würde, und bekomme eine Gänsehaut.
Ich betrete das Theater durch den Bühneneingang, wie Bernard es mir aufgetragen hat, und finde mich in einem kleinen Vorraum mit grau verputzten Wänden und einem abgetretenen Linoleumboden wieder, wo ein Pförtner in einer kleinen verglasten Kabine sitzt. »Guten Tag«, sage ich höflich durch das Fensterchen. »Ich bin mit Bernard Singer verabredet.«
Der alte Mann, dessen Gesicht von etlichen feinen Äderchen überzogen ist, blickt von seiner Zeitung auf. »Sind Sie wegen eines Vorsprechens hier?«, fragt er und greift nach einem Klemmbrett.
»Nein, ich bin eine Freundin von ihm.«
»Ah, dann sind Sie sicher Carrie Bradshaw.«
»Genau.«
»Mr Singer musste leider noch mal kurz weg, ist aber gleich wieder zurück. Er hat mich gebeten, Sie in der Zwischenzeit
ein bisschen im Theater herumzuführen, wenn Ihnen das recht ist.«
»Und ob mir das recht ist!«, rufe ich begeistert. Ich bin im Shubert Theater! Backstage! Da, wo das Musical A Chorus Line seine ersten Erfolge feierte!
»Waren Sie schon mal hier?«, erkundigt sich der Pförtner.
Ich schüttle aufgeregt den Kopf. »Nein. Noch nie«
»Das Theater wurde 1913 eröfnet und trägt seinen Namen zu Ehren der Gründerfamilie Shubert«, erklärt er, während er mich einen schummrig beleuchteten Gang entlangführt, an dessen Ende er eine Stahltür öfnet. Dann zieht er einen schweren schwarzen Vorhang zur Seite und plötzlich stehen wir hinter der Bühne. »Hier hat Katharine Hepburn 1939 in der Komödie Nacht vor der Hochzeit gespielt, die später auch verfilmt wurde.«
»Wow«, hauche ich ehrfürchtig.
»Ich weiß noch genau, wie sie
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