Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
besser, als bei Peggy zu wohnen.«
»Diese Peggy scheint ja die reinste Hexe gewesen zu sein. Wenn du mich fragst, gehören solche Leute in Therapie.«
»Wahrscheinlich macht sie längst eine, aber sie nützt bei ihr nichts.«
»Dann sollte sie sich dringend einen anderen Therapeuten suchen«, keucht Miranda. »Ich könnte ihr meinen empfehlen.«
»Du machst eine Therapie?«
»Du etwa nicht?«
»Nein!« Ich sehe sie entsetzt an. »Warum sollte ich?«
»Weil jeder irgendwann im Leben eine Therapie machen sollte. Sonst fällt man nur immer wieder in die gleichen ungesunden Verhaltensmuster zurück.«
»Und wenn ich gar keine ungesunden Verhaltensmuster habe?« Ich schließe die Tür auf. Miranda schleppt sich mit letzter Kraft in die Wohnung und lässt sich auf den Futon fallen.
»Sich einzubilden, man hätte keine ungesunden Verhaltensmuster, ist an sich schon ein ungesundes Verhaltensmuster. Glaub mir, jeder trägt irgendwelche emotionalen Verletzungen aus der Kindheit mit sich herum. Wenn du nicht rechtzeitig anfängst, dich mit deinem Problem auseinanderzusetzen, kann es dir unter Umständen dein ganzes Leben versauen.«
Ich schiebe die Ziehharmonikatür auf, hinter der sich die winzige Küche verbirgt, und stelle die Einkäufe auf die schmale Ablage neben dem Spülbecken. »Und was ist dein Problem?«, frage ich.
»Meine Mutter.«
Ich bücke mich, um die tiefe Pfanne aus dem Ofen zu holen,
wo Samantha sie aus Platzgründen aufewahrt, gieße etwas Öl hinein und entzünde einen der beiden Gasbrenner mit einem Streichholz. »Wieso kennst du dich eigentlich so gut mit Psychologie aus?«
»Weil mein Vater Psychoanalytiker ist. Und meine Mutter ist Perfektionistin. Früher hat sie mir jeden Morgen eine Stunde lang die Haare gemacht, bevor sie mich zur Schule fuhr. Deswegen habe ich sie mir auch sofort abgeschnitten und gefärbt, als ich von zu Hause ausgezogen bin. Mein Vater ist der Meinung, dass sie einen Schuldkomplex hat, aber ich finde, sie ist eine klassische Narzisstin. Alles muss sich immer nur um sie drehen. Mich eingeschlossen.«
»Aber sie ist doch deine Mutter«, sage ich, während ich die gewürzten Hähnchenschenkel vorsichtig in das heiße Öl lege.
»Und ich hasse sie. Was völlig okay ist, weil sie mich auch hasst. Zu ihrer grenzenlosen Enttäuschung entspreche ich nämlich nicht dem Bild, das sie von einer perfekten Tochter hat. Was ist mit deiner Mutter?«
Während ich noch überlege, was ich darauf antworten soll, entdeckt Miranda die gerahmten Fotos auf dem Tischchen neben dem Futon und betrachtete sie mit dem Interesse einer Archäologin, die auf die Überreste einer antiken Vase gestoßen ist. »Ist das deine Vermieterin? Scheint ja eine ziemliche Egomanin zu sein oder warum hat sie bloß Fotos von sich selbst hier herumstehen? «
»Na ja, es ist ihre Wohnung.«
»Aber findest du es nicht ein bisschen merkwürdig, wenn jemand nur Bilder von sich selbst hinstellt? Als müsste sie sich beweisen, dass sie tatsächlich existiert.«
»So gut kenne ich sie nicht.«
»Was macht sie denn beruflich?«, fragt Miranda. »Warte, sag nichts! Ich tippe auf Schauspielerin oder Model. Warum sollte sie sonst fünf verschiedene Bikini-Fotos von sich haben?«
»Sie arbeitet in einer Werbeagentur.«
Miranda schnaubt. »Noch so eine Branche, die nur dazu da ist, Frauen zu verunsichern.«
Sie kommt in die Küche zurückgeschlendert und beugt sich über die Pfanne. »Mhm, das riecht lecker. Wo hast du so gut kochen gelernt?«
»Ich habe es mir selbst beigebracht. Mir blieb gar nichts anderes übrig.«
»Ich habe mich immer geweigert, wenn meine Mutter mir einen Kochlöfel in die Hand drücken wollte.«
»Dabei ist selber kochen viel billiger, als im Restaurant zu essen.« Ich lösche die Hähnchenkeulen mit einem Glas Wasser ab und gebe anschließend die klein geschnittenen Tomaten und eine Tasse Reis dazu, drehe die Hitze herunter und lege einen Deckel auf die Pfanne. »Wo kriegt man schon für vier Dollar eine Mahlzeit für zwei Personen?«
»Apropos …« Miranda zieht zwei Dollarscheine aus der Tasche. »Mein Anteil. Ich mache nicht gern Schulden. Mein größter Albtraum ist, eines Tages finanziell von jemand anderem abhängig zu sein.«
Während das Essen vor sich hin köchelt, machen wir es uns im Wohnzimmer auf der Futon-Couch gemütlich und rauchen eine Zigarette. Nachdenklich blase ich den Rauch an die Decke. »Meine größte Sorge ist, dass aus meinem Traum, Schriftstellerin zu
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