Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
Bücher. Bei Samantha stehen bloß ein paar über Astrologie, das Kamasutra und mehrere Selbsthilferatgeber im Regal. Am liebsten liest sie Zeitschriften.
Ich zünde mir eine Zigarette an, dann stehe ich wieder auf, gehe zum Bücherregal, lese ein paar der Titel und ziehe schließlich ein Buch von einer Autorin namens Andrea Dworkin heraus, von der ich noch nie etwas gehört habe. Wahllos schlage ich eine Seite auf, als mein Blick auf folgende Passage fällt: »… nass, schmierig und besudelt. Sein Samen klebt an dir, seine Pisse läuft dir die Schenkel hinab …«
»Was liest du da?« Miranda späht mir über die Schulter. »Ah! Das ist ein ganz großartiges Buch!«
»Im Ernst? Also, ich habe zwar nur die Stelle mit dem klebrigen Samen gelesen, aber …«
»Ich finde die Beschreibung unglaublich realistisch. Besonders den Satz, wo das Sperma raustropft und die Schenkel runterläuft. «
»Hier steht, dass es Pisse ist.«
»Sperma, Pisse – ist doch letzten Endes alles dasselbe«, entgegnet Miranda achselzuckend. »Es geht einfach darum, dass Sex ekelhaft und erniedrigend ist.« Sie schlingt sich eine braune Satteltasche über die Schulter. »Gibt’s eigentlich was Neues von deinem Typen?«
»Der Typ hat zufällig einen Namen, nämlich Bernard. Und ja, wir haben uns getrofen. Ich glaube, ich bin ein bisschen verrückt nach ihm. Wir waren Möbel für ihn kaufen.«
»Ach? Hat er dich also schon zu seiner Sklavin gemacht.«
»Jetzt sei nicht so eine Spielverderberin«, sage ich vorwurfsvoll. »Wir hatten einen total netten Tag, Bernard und ich.«
»Und? Hat er versucht, dich ins Bett zu kriegen?«
»Nein, hat er nicht«, behaupte ich trotzig. »Ich muss mir vorher erst noch die Pille besorgen. Außerdem habe ich beschlossen, dass ich nicht vor meinem achtzehnten Geburtstag mit ihm schlafe.«
»Hört, hört. Volljährigkeit und Entjungferung an einem Tag – das Datum muss ich mir unbedingt im Kalender markieren!«
»Ha, ha. Vielleicht möchtest du ja dabei sein und mir moralische Rückendeckung geben?«
»Apropos – weiß Bernie schon, dass du ihn als Deckhengst missbrauchen willst?«
»Deckhengst ist vielleicht nicht ganz der passende Ausdruck. Ich habe nämlich nicht vor, schwanger zu werden.«
»Hast du nicht gesagt, dass er schon etwas älter ist? Da würde der Ausdruck Klappergaul sowieso viel besser passen.« Miranda lacht.
»So viel älter ist er nun auch wieder nicht«, sage ich beleidigt. »Außerdem ist er ein erfolgreicher Theaterautor und …«
»Und was? Macht ihn das jetzt schon automatisch zum Sexgott? «
»Na ja, wenn er mit seinem Schwert genauso gut umgehen kann, wie mit der Feder …«
»Dann wollen wir mal hofen, dass du keine Enttäuschung erlebst.«
Miranda reckt den Zeigefinger in die Höhe und biegt ihn dann langsam nach unten. Wir brechen beide in Prusten aus.
»Also der Preis ist schon mal unschlagbar«, sagt L’il, während sie die Speisekarte liest.
»Sag ich doch.« Miranda nickt zufrieden. »Hier kriegt man für drei Dollar eine komplette Mahlzeit.«
»Und eine ganze Flasche Bier kostet nur fünfzig Cent«, staune ich.
Wir sitzen in dem indischen Restaurant, von dem Miranda uns vorgeschwärmt hat, an dessen Namen sie sich aber leider nicht mehr erinnern konnte, weshalb es gar nicht so einfach zu finden war. Dreimal sind wir die Straße auf und ab gelaufen, in der sich ein Inder an den anderen reihte, bis Miranda plötzlich eine Vase mit drei Pfauenfedern im Fenster entdeckte, die sie wiedererkannte.
»Ich fühle mich hier fast wie zu Hause«, sagt L’il und rückt
das Plastikkörbchen mit billigem Alubesteck zurecht, das auf der rot-weiß karierten Tischdecke steht.
»Du kommst aus Indien?«, fragt Miranda erstaunt.
L’il lacht. »Nein, aber aus North Carolina.« Sie sieht sich um und nickt. »Hier sieht es genauso aus wie in den kleinen Barbecue-Restaurants abseits des Freeway.«
»Des Freeway?«, fragt Miranda stirnrunzelnd.
»Highway«, übersetze ich und hofe, dass das heute Abend das einzige Verständigungsproblem bleiben wird. Auf ihre Art sind Miranda und L’il beide sehr starke Frauen, weshalb ich mir eigentlich sicher war, dass sie sich mögen würden. Jedenfalls wünsche ich es mir. Ich vermisse die Momente, in denen man mit ein paar guten Freundinnen zusammensitzt und sich vollkommen verstanden und geborgen fühlt. Von den Leuten, die ich bis jetzt in New York kennengelernt habe, scheint keiner so richtig zum anderen zu passen. Es ist fast
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