Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
beeil dich gefälligst«, füge ich hinzu, um auch etwas zur Unterhaltung beizutragen.
L’il tupft sich den Mund mit der Serviette ab und lächelt. »Genau das ist eurer Problem. Wenn ihr schon von vorneherein davon ausgeht, dass es schrecklich ist, kann es gar nicht schön werden.«
»Und warum nicht?« Ich tauche meine Gabel vorsichtig in das rote Curry, um die Schärfe zu testen.
»Wenn man zu verkrampft ist, wird es für den Mann schwieriger einzudringen, und in der Regel tut es dann auch weh. Deswegen ist es auch besser, wenn die Frau vorher schon einen Orgasmus gehabt hat«, verkündet L’il lässig.
Miranda, die gerade ihr Bier ausgetrunken hat, winkt nach dem Kellner. »Das ist ja wohl das Dümmste, was ich je gehört habe. Ich glaube sowieso, dass der weibliche Orgasmus nur eine Erfindung ist. Woher soll man denn bitte schön wissen, ob man überhaupt schon mal einen gehabt hat?«
L’il verschluckt sich beinahe vor Lachen.
»Sie hat recht«, sage ich. »Woher?«
L’il lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und sieht uns fassungslos an. »Ihr wollt mich auf den Arm nehmen, oder?«
»Also ich nicht«, antworte ich und sehe Miranda fragend an, deren Miene wie versteinert ist.
»Selbst ist die Frau«, sagt L’il geheimnisvoll.
»Was soll das denn schon wieder heißen?«
»Habt ihr etwa noch nie was von Selbstbefriedigung gehört?«
»Jetzt wird es mir aber wirklich ein bisschen zu persönlich.« Miranda verschränkt die Arme.
»Selbstbefriedigung ist nichts, wofür man sich schämen sollte«, meint L’il streng. »Im Gegenteil. Sie gehört zu einer gesunden Sexualität einfach dazu.«
»Sagt deine Mutter, nehme ich an.« Miranda lächelt spöttisch.
L’il zuckt mit den Schultern. »Sie ist Krankenschwester und der Meinung, dass man über den Körper und seine Bedürfnisse ofen sprechen sollte. Sex gehört so selbstverständlich zum Leben dazu wie Schlafen und Essen.«
»Wow.« Ich bin beeindruckt.
»Anfang der Siebzigerjahre hat sie an verschiedenen Seminaren teilgenommen, in denen Frauen ihren Körper erforscht haben«, erzählt L’il. »Ihr wisst schon. Da saßen alle nackt mit Spiegeln im Kreis und …«
»Natürlich«, sage ich, um mir weitere Details zu ersparen.
»Und jetzt ist sie lesbisch«, fügt L’il hinzu.
Miranda öfnet den Mund, als wollte sie etwas sagen, klappt ihn dann aber unverrichteter Dinge wieder zu. Es ist das erste Mal, seit ich sie kenne, dass ich sie sprachlos erlebe.
Nach dem Essen entschuldigt sich L’il mit Kopfschmerzen und bittet uns, ohne sie auf die Party zu gehen. Miranda möchte am liebsten auch nach Hause, lässt sich aber schließlich doch von mir überreden, nachdem ich sie eine langweilige Spielverderberin geschimpft habe.
Die Party findet in einem ehemaligen Bankgebäude an der Ecke Broadway und 17. Straße statt. Als der Pförtner nicht nach unserer Einladung fragt, sondern uns mit den Worten »Vierter Stock« direkt zum Aufzug weiterwinkt, schließe ich daraus, dass es eine ziemlich große Party sein muss.
Oben angekommen, entlässt uns der Aufzug in einen riesigen weiß gestrichenen Raum mit moderner Kunst an den Wänden, in dem sich bereits etliche Partygäste drängen. Als wir uns suchend umsehen, eilt ein kleiner, dicklicher Mann mit maisblonden Haaren auf uns zu und schüttelt uns strahlend die Hand.
»Hallo! Ich bin Bobby«, stellt er sich vor. »Und wer seid ihr?«
»Ich bin Carrie Bradshaw und das ist meine Freundin Miranda Hobbes.« Miranda lächelt steif, während Bobby uns eingehend mustert.
»Carrie Bradshaw«, sagt er schließlich, als wäre er absolut hingerissen, mich kennenzulernen. »Und was machst du so, Carrie?«
»Warum muss das eigentlich immer die allererste Frage sein, wenn man auf einer Party jemanden kennenlernt?«, murmelt Miranda.
Ich zwinkere ihr zu, um ihr zu zeigen, dass ich ganz ihrer Meinung bin und behaupte dann kühn: »Ich? Ich schreibe Theaterstücke. «
»Du schreibst!«, ruft Bobby entzückt. »Und dann auch noch für die Bühne! Das ist fantastisch! Ich liebe Schriftsteller. Ich habe ja selbst auch geschrieben, bevor ich Galerist wurde.«
»Sie sind Galerist?«, fragt Miranda ungläubig.
Bobby überhört ihre Frage. »Du musst mir unbedingt die Titel deiner Stücke sagen. Vielleicht habe ich ja schon mal eines gesehen.«
»Oh, ähm … das kann ich mir nicht vorstellen«, winde ich mich verlegen, weil ich niemals damit gerechnet hätte, er könnte annehmen, ich hätte in meinem Alter schon
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