Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
Theaterstücke geschrieben, die tatsächlich aufgeführt worden sind.
»Ja. Weil sie nämlich noch kein einziges Stück geschrieben hat«, rutscht es Miranda heraus.
»Um genau zu sein«, ich werfe ihr einen finsteren Blick zu, »schreibe ich gerade mein Erstes.«
»Wunderbar!«, jubelt Bobby. »Wenn du es fertig geschrieben hast, können wir hier eine Lesung veranstalten.«
»Im Ernst?« Dieser Bobby muss verrückt sein. Er kennt mich doch gar nicht.
»Aber sicher«, sagt er und macht eine weit ausholende Handbewegung. »Ich richte in meinen Räumen alle möglichen experimentellen Kunstprojekte aus. Dies hier ist ein Nexus – ein Nexus«, wiederholt er, als würde er dem Wort genüsslich nachschmecken, »der die Malerei, die Mode und die Fotografie miteinander verbindet. Theater hatten wir bisher noch nicht, aber die Idee ist grandios. Und für Publikum wäre gesorgt, unsere Events sind in der Szene die absoluten Renner.«
Während ich noch damit beschäftigt bin, Bobbys Angebot zu verdauen, schiebt er uns schon an den anderen Gästen vorbei durch den Raum. »Kennt ihr Jinx – die Modedesignerin? Wir zeigen heute Abend ihre neueste Kollektion. Ihr werdet begeistert sein«, verspricht er und führt uns auf eine gruselig aussehende Frau mit langen blauschwarzen Haaren, dickem schwarzem Eyeliner und schwarzem Lippenstift zu. Sie will sich gerade einen Joint anzünden, als Bobby sie unterbricht. »Jinx, Süße«, sagt er – was völlig absurd klingt, weil Jinx vieles sein mag, aber ganz bestimmt nicht süß –, »das hier ist …«, er kneift angestrengt
die Augen zusammen, während er sich an meinen Namen zu erinnern versucht, »ach ja … Carrie, und das ist … ihre Freundin.« Er deutet auf Miranda.
»Freut mich«, sage ich lächelnd. »Ich bin schon sehr gespannt auf Ihre Modenschau.«
»Und ich erst.« Sie hält die Flamme ihres Feuerzeugs an den Joint und nimmt einen tiefen Zug. »Noch steht in den Sternen, ob sie überhaupt stattfindet. Dafür müssten nämlich erst mal diese verdammten Models auftauchen. Gott, ich hasse Models!« Jinx hält uns ihre Faust unter die Nase, die ein Schlagring ziert. »Legt euch lieber nicht mit mir an, verstanden?«, knurrt sie.
»Das würde uns nicht im Traum einfallen.« Ich blicke mich hilfesuchend um, als ich plötzlich mitten im Gewühl Capote Duncan entdecke.
»Tja, wir müssen dann mal wieder … ich habe gerade gesehen, dass dahinten ein Freund von uns steht«, verabschiede ich mich von der Designerin und ziehe Miranda mit mir mit.
»Ein Freund von uns?«, fragt Miranda mürrisch. Vielleicht war es ein Fehler, sie zum Mitkommen überredet zu haben. Sie ist wirklich alles andere als partykompatibel.
»Das habe ich doch nur so gesagt. Nein, er ist bloß ein Typ aus meinem Kurs, aber ich freue mich, dass er auch hier ist.« Das ist zwar glatt gelogen, aber da Capote der einzige Mensch ist, den ich auf dieser Party kenne, kann ich es mir nicht erlauben, wählerisch zu sein. Während wir uns an den anderen Gästen vorbei zu ihm durchkämpfen, frage ich mich, ob das Leben in New York die Leute verrückt werden lässt oder ob sie schon immer verrückt waren und New York die Verrückten anzieht wie Honig Wespen.
Capote lehnt in der Nähe der Klimaanlage an der Wand und
unterhält sich mit einem stupsnasigen Mädchen mit blonder Wallemähne und dunkelbraunen Augen, was sehr ungewöhnlich und apart aussieht. Da sie sich außerdem in Capotes Gesellschaft befindet, nehme ich an, dass sie eines der verschollenen Models ist, über die Jinx eben so geflucht hat.
»Ich kann dir gern eine Liste von Autoren geben, die man meiner Meinung nach gelesen haben muss«, sagt Capote gerade zu ihr. »Darunter auf jeden Fall Hemingway, Fitzgerald und Balzac.«
Mir wird sofort schlecht. Beinahe jedes Mal, wenn ich Capote trefe, redet er über Balzac. Kein Wunder, dass ich ihn nicht ausstehen kann. Er ist einfach ein unerträglicher Angeber.
»Guten Abend, Capote«, begrüße ich ihn mit ausgesuchter Höflichkeit.
Capote dreht sich strahlend um, doch als er mich erkennt, verdüstern sich seine Züge. Er scheint kurz mit sich zu kämpfen, ob er mich ignorieren soll, aber dann siegt seine gute Erziehung und er ringt sich wenigstens ein Lächeln ab.
»Carrie Bradshaw«, sagt er mit seinem melodiösen Südstaatenakzent. »Mit dir hätte ich hier am allerwenigstens gerechnet.«
»Tja, Überraschung. Ryan hat mich eingeladen.«
Als das Mädchen Ryans Namen hört, horcht sie
Weitere Kostenlose Bücher