Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
Capote Duncan scheint er wirklich in Ordnung zu sein.
Wir gehen gemeinsam zur Kasse und als wir unsere Bücher bezahlt haben und auf die Straße treten, bleibt Ryan plötzlich unschlüssig stehen und sagt: »Hast du vielleicht noch Lust, irgendwo einen Kafee trinken zu gehen?«
»Klar, warum nicht?«
»Ich trefe mich später mit meiner Verlobten und muss bis dahin noch ein bisschen Zeit totschlagen«, meint er.
Ich sehe ihn erstaunt an. »Du bist verlobt?« Ryan kann höchstens Anfang zwanzig sein und ist damit meiner Meinung nach definitiv zu jung fürs Heiraten.
Er kratzt sich am Kinn. »Sie ist Model«, sagt er stolz und gleichzeitig ein bisschen verlegen. »Und ja, wir sind verlobt. Ich finde, wenn eine Frau sich etwas in den Kopf gesetzt hat, sollte man ihr ihren Willen lassen. Macht das Leben auf lange Sicht wesentlich leichter.«
»Das heißt, du willst eigentlich noch gar nicht heiraten?«
Er lächelt unbehaglich. »Na ja, die Sache ist die. Sobald ich ein paarmal mit einem Mädchen geschlafen habe, fühle ich mich praktisch verpflichtet, sie zu heiraten. Keine Ahnung, steckt irgendwie so in mir drin. Ich kann nicht anders. Wenn sie durch ihren Job nicht ständig so viel zu tun hätte, wären wir schon längst verheiratet.«
Wir schlendern den Broadway entlang und setzen uns in ein nettes kleines Diner. »So einen Typen wie dich würde ich auch gern mal finden«, sage ich lachend. »Einen, der mir immer meinen Willen lässt.«
Er sieht mich verwundert an. »Dürfte für eine Frau wie dich doch eigentlich kein Problem sein.«
»Oh, ich glaube, da überschätzt du mich. Der Gattung männermordender Vamp gehöre ich jedenfalls nicht an.«
»Also ich finde dich ziemlich heiß.« Er greift geistesabwesend nach einer Gabel und testete die Schärfe der Zinken an seinem Daumen.
Ich lache. Bei jedem anderen hätte ich das als Anmache verbucht, aber Ryan ist anders. Er scheint einer dieser Typen zu sein, die immer sagen, was sie denken, und sich hinterher über die Reaktionen wundern.
»Wie hast du deine Verlobte denn kennengelernt?«, frage ich, nachdem wir uns Kafee bestellt haben.
Er grinst. »Capote hat sie mir vorgestellt.«
»Der unwiderstehliche Capote«, seufze ich.
»Jetzt sag nicht, dass du auch auf ihn stehst.«
Ich verdrehe die Augen. »Ich kann den Kerl nicht ausstehen. Aber ich habe gehört, dass die Frauen ihm scharenweise hinterherlaufen. «
»Ist auch so.« Ryan schüttelt den Kopf. »Dabei sieht er nicht mal besonders gut aus.«
»Er ist der Typ, in den alle Mädchen seit der sechsten Klasse verknallt sind und keiner kann sich erklären, warum.«
Ryan lacht. »Ich dachte immer, ich wäre dieser Typ.«
»Warst du es denn?«
»Irgendwie schon, ja.«
Das kann ich mir sogar ziemlich gut vorstellen. Mit seinem dunklen Wuschelkopf und den blauen Augen war Ryan als Zwölfjähriger bestimmt ein echter Mädchenschwarm. »Kein Wunder, dass du jetzt mit einem Model verlobt bist.«
»Als wir uns kennengelernt haben, wollte sie noch Tierarzthelferin werden.«
Ich trinke einen Schluck von meinem Kafee. »Die klassische Notlösung für Mädchen, die nicht wissen, was sie werden wollen, aber ein Herz für Tiere haben.«
»Hart, aber wahr.«
»Und wie kam es dazu, dass sie jetzt Model ist?«
»Sie ist entdeckt worden«, antwortet Ryan. »Als sie mich in New York besucht hat, war sie bei Bergdorf’s shoppen und plötzlich kam ein Scout von einer Agentur auf sie zu und hat ihr seine Karte in die Hand gedrückt.«
»Und sie hat natürlich sofort dort angerufen.«
»Wollen nicht alle Mädchen Model werden?«, fragt er.
»Nein. Aber ich bin mir sicher, dass alle Männer mit einem Model zusammen sein wollen.«
Er lacht. »Hey, hast du Lust, heute Abend auf eine Modenschau mit anschließender Party mitzukommen? Sie führt dort die neue Kollektion irgendeiner angesagten New Yorker Designerin vor. Capote ist auch da.«
»Capote ist auch da – wie könnte ich da widerstehen?«, sage ich ironisch, notiere mir aber trotzdem die Adresse auf eine Serviette.
Nachdem Ryan sich verabschiedet hat, mache ich mich auf den Weg zur New School, um Viktor Greene dazu zu überreden, mich ein Theaterstück schreiben zu lassen. Wenn er spürt, wie ernst es mir damit ist, muss er es mir einfach erlauben.
Diesmal steht die Tür seines Büros weit ofen, als würde er jemanden erwarten. Ich zögere kurz, bevor ich eintrete. Als er mich sieht, wirkt er einen Moment lang überrascht und fährt sich nervös
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