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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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war fast greifbar.
    Nur Tonys Augen waren weit aufgerissen, und auch er brachte kein Wort heraus. Vor seinem geistigen Auge sah er ein klares Bild, sein Kopf fühlte sich heiss an wie von einer Fieberattacke.  
    Meine kleine Bibliothek. Im Anbau meines Strandhauses in den Hamptons. An der Küste.   Das Buch von Arturo Pérez-Reverte. Aber das kann doch nicht …

    6

    «Kranyek lässt sich nicht lumpen, so viel steht fest.» Havering betrachtete den geöffneten Umschlag, den sie im Schließfach am Flughafen vorgefunden hatten. Der Papierbehälter war mit Euro-Banknoten vollgestopft, zwei Bündel mit 100er-Scheinen. Havering strich mit seinem rechten Daumen über das Papier, während seine Linke das Geld fest umschlossen hielt.
    «Das dürfte ein ordentlicher Zustupf zu unserem Ermittlungs-Budget bedeuten. Damit sollte sich etwas anfangen lassen.» Havering machte einen zufriedenen Eindruck, und das erste Mal seit langer Zeit huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
    Vince saß neben ihm auf dem Rücksitz und blickte mürrisch drein. Sein linker Arm ruhte in einer Schleife, welche unter seinem Jackett um den Hals hing. Es war ihm von oben bis unten anzusehen, dass ihm ein unbewaffneter Besuch bei Kranyek überhaupt nicht in den Kram passte.  
    Auf dem Umschlag mit dem Bargeld waren von Hand eine Uhrzeit, dazu eine Straße, Nummer und eine Ortschaft vermerkt worden, welche in der Nähe von Cannes am Meer lag.  
    Dahin waren sie unterwegs, weit konnte es nicht mehr sein. Es war seit zwei Stunden dunkel. Der vorgegebene Termin rückte näher.  
    Takeda lenkte den dunkelgrauen Citröen.  
    Tony sass auf dem Beifahrersitz und blickte in die Nacht hinaus. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an den Hinweis seines Bruders. Nicht einmal der bevorstehende Besuch vermochte ihn vollständig von dem Gedanken und Sorgen abzubringen, was mit Carl geschehen war.
    Der Wagen bog auf eine steinige SeitenStraße ab, an deren Mündung zur Hauptstraße sich ein Schild mit einer Nummer und einem kleinen Pfeil befunden hatte.  
    Dieselbe Nummer wie auf dem Umschlag.
    Haverings Puls stieg. Er war hochkonzentriert. Die Anspannung im Fahrzeug war fast greifbar, nur Tony schien geistesabwesend.  
    Havering blickte schräg nach vorn und musterte den Banker.  
    Hoffen wir mal, dass er nicht umkippt. Muss alles ziemlich viel sein für ihn. Gott. Meine Hände zittern schon wieder. Ich brauche dringend eine Pille.
    Takeda lenkte den Wagen einige hundert Meter und verlangsamte allmählich. Er fuhr auf eine trockene Grasfläche neben der schotterigen Zufahrt zu Kranyeks Anwesen und stellte das Fahrzeug außer Sichtweite der Straße ab. Fünfzig Schritt weiter der Zufahrt entlang befand sich ein massives, feingliedrig geschmiedetes Doppeltor aus edlen Stahlstrukturen. Auf den beiden mannshohen Steinpfeilern, welche die beiden Flügel des Zufahrtstores hielten, brannten tropfenförmige Lampen. Ein paar Grillen zirpten.
    «Was nun? Kranyek scheint uns nicht gerade herzlich willkommen zu heißen. Einer der Torflügel ist ein Spalt breit offen, der andere ist fest verriegelt mit Bodenanker. Hier stimmt doch was nicht.» Vinces Misstrauen war mit jedem Meter gestiegen, welchen der Wagen näher an Kranyeks Anwesen herangerollt war.
    «Wir haben keine Wahl. Ich schlage vor, wir gehen hinein auf den Vorplatz. Dann schauen wir weiter.» Takeda machte keinen Hehl aus seiner Entschlossenheit.
    «Ja, lasst uns der Sache auf den Grund gehen! Hoffentlich dauert das Ganze nicht allzu lange, vielleicht hat Natalia Neuigkeiten für uns wenn wir zurückkehren.» Havering brannte darauf, im Fall endlich weiterzukommen.
    «Wenn wir’s grad von der Langbeinigen haben: Wo iss’ die Tante eigen’lich?» Vince machte nie einen grossen Hehl daraus, wen er leiden konnte und wen nicht.
    «Sie wollte sich nochmals vertieft der Analyse der gesammelten Fakten widmen. Ansonsten wäre sie das Risiko eingegangen, dass Kranyek oder einer seiner Gefolgsleute sie wiedererkannt hätte nach der Nacht in Bratislava. Das hätte uns wohl in Erklärungsnot gebracht.» Tony sprach ruhig. Er war aus seiner Gedankenversunkenheit aufgetaucht und öffnete langsam die Tür auf der Beifahrerseite.
    Als alle aus dem Wagen ausgestiegen waren, traten sie näher an das Gatter heran, welches oben von goldverzierten Spitzen gekrönt war.  
    Es war totenstill.  
    Vielleicht täuscht sich Vince doch nicht? Wäre nicht hie und da ein Zirpen von Heuschrecken zu hören, könnte man meinen,

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