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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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der Stelle getötet worden. Auch keiner der drei Kämpfer auf der Ladefläche hatte den Sturz in das Flussbett überstanden.  
    Nabadoon hingegen war wie durch ein Wunder am Leben geblieben. Zwei glatte Durchschüsse am linken Bein, drei Streifschüsse an Brust und Armen, Dutzende von Schnittwunden am ganzen Körper von der zersplitterten Frontscheibe, ein paar Prellungen vom Sturz. Nichts Lebensbedrohliches.  
    Es war nicht das erste Mal gewesen, dass er oder einer seiner Männer verwundet von einem Streifzug zurückgekehrt waren. Die Einkünfte aus früheren erfolgreichen Besetzungen kleinerer Frachter hatte Nabadoons Gefolge neben Waffen und Munition auch die Anschaffung von Antibiotika und weiteren überlebenswichtigen medizinischen Materialien ermöglicht. Einer von Nabadoons Männern, einer der ältesten, hatte vor den Bürgerkriegswirren in einem kleinen Krankenhaus in Moqdishu als Pfleger gearbeitet und kannte sich mit behelfsmäßiger Versorgung von kleineren Verletzungen aus. Was ihm an Fachausbildung fehlte, machte er durch seine langjährige Erfahrung wett.  
    Nabadoon blickte hinunter auf den Verband an seinem linken Bein.
    Manchmal meint er es etwas gar gut mit dem Verband, der alte Omar. Trotzdem ist er Gold wert.  
    Nabadoon rief seine beiden Kameraden Arif und Kalil zu sich, welche in einer Seitenstraße verschwunden waren um zu pissen. Der Vierte im Bunde – Abshir – war gemeinsam mit dem Rest der Truppe in Eyl an der Küste zurückgeblieben, um die Stellung zu halten.
    «Arif! Kalil! Wo bleibt ihr, verdammt? Ich muss auch was loswerden!»
    Nabadoon sehnte sich nach Erleichterung. Er sehnte sich nach einem schmerzfreiem Leben, ohne den ständigen Nachschub an Schmerzmitteln. Er sehnte sich nach der Nähe seiner Gespielinnen in Eyl. Und er sehnte sich wie nichts danach seine volle Blase zu leeren.
    Schon erstaunlich ,wie lächerlich einfach die Wünsche eines Mannes sein können! Wenn ich erstmal gepisst habe, werd ich mich wie neu geboren fühlen.
    Es war kurz vor Mitternacht. Die Straßen des ärmlichen Vorortes lagen verlassen da, nur wenige Lichter erhellten den einen oder anderen schäbigen Hinterhof. Die umliegenden Gebäude bestanden größtenteils aus Wellblech und schäbigen Lehmmauern. Die Umgebung der Stadt glich einer Mondlandschaft.  
    Verfluchte Drecks-Hitze den ganzen Tag! Endlich ist es kühler geworden. Wir müssen so schnell wie möglich rausfinden, wo genau im Hafen unsere Beute versteckt liegt.  
    Arif und Kalil kamen aus der dunklen Seitenstraße zurück und unterhielten sich lachend.  
    «Ihr verlausten Penner! Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht, mich so lange warten zu lassen? Passt auf den Wagen auf, aber richtig Mann!»
    Die beiden schmalen Somalis zuckten zusammen, verstummten und gingen eiligen Schrittes zum alten Geländewagen zurück. Die einst dunkelbraune Farbe des Toyotas war größtenteils abgeblättert, das Logo des Herstellers war bereits vor Jahren vom rostigen Bug abgefallen. Anstelle des Symbols prangte ein ausgefranstes Loch im Blech.
    Nabadoon lief so schnell es sein schmerzendes Bein zuließ in die Seitenstraße, um sich zu erleichtern. Dass er dabei leicht hinkte, missfiel ihm zutiefst und verletzte seinen Stolz. Der Boden war übersät von Plastikfetzen, Kunststoffmüll, alten Verpackungen und Schaumstoffschnipseln.  
    Die Gegend hier ist etwa so verlottert wie mein Körper.  
    Er trat ein paar Schritte in die Dunkelheit, öffnete seine Hose und pinkelte an einen Mauervorsprung, der im Dunkeln kaum zu erkennen war. Umgehend trat eine wohlige Entspannung an die Stelle des unangenehmen Harndrangs. Nabadoon lauschte dem leisen Plätschern und blickte nach oben. Der Nachthimmel war sternenklar.  
    Was die Zukunft wohl für uns bereithält? Heute Nacht wird es sich zeigen.
    Als er seine Blase geleert hatte, machte sich Nabadoon auf den Weg zurück zum Geländewagen. Arif und Kalil waren bereits damit beschäftigt, das Ortungsgerät auf Touren zu bringen.
    Nabadoon trat an den Wagen heran und war zufrieden mit sich. Er hatte den Jackpot damals nach dem Anlegen des Containerschiffes in Eyl nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Er wusste immer noch nicht genau, ob er aus Misstrauen, aus Vorsicht oder aus Cleverness gehandelt hatte, aber die Absicherung hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Während seine Männer sich bereits dem großzügigen Umtrunk hingegeben hatten, damals in der Nacht des Überfalls, war Nabadoon heimlich zum kleinen

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