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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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kahler Kopf, dunkle Krawatte, weißes Hemd. Dunkel verfärbter Stoff auf Brusthöhe, ein klaffendes Loch in der Stirn, zwei große dunkle Flecken an der hellen Wand über dem Toten.
    Gott! Das darf doch nicht wahr sein!
    Tonys Knie wurden weich. Er wich ein paar Schritte zurück und starrte auf die Leiche. Dann schaute er sich hastig um, in der Angst, der Täter könnte noch vor Ort sein.
    Als er sich vom ersten Schock erholt hatte, machte er ein paar vorsichtige Schritte auf den Toten zu und hob dessen Jackett ein Stück an. Eine Pistole steckte im Brusthalfter.  
    Tony nahm die Waffe an sich, schaute nach, ob sie geladen und entsichert war – so viel hatte er von Vince gelernt – und machte sich auf den Weg zum nächsten Trakt des Gebäudes.  
    Der Gang vor ihm lag komplett im Dunkeln. Ein Dutzend Schritte weiter vorn schimmerte ein schwaches Licht um eine Biegung. Als sich seine Augen daran gewöhnt hatten, ging er weiter. Mit einem Mal stieß er mit den Füßen an etwas Schweres, das am Boden lang. Tony konnte sich gerade noch zusammenreißen, um nicht einen Satz nach hinten zu machen. Er duckte sich und ertastete einen weiteren Körper.  
    Anzug. Waffe im Halfter.  
    Die Leiche war nicht kalt, also konnte der Mann noch nicht lange tot sein.  
    Tony vernahm leise Musik. Er konnte das Stück nicht genau einordnen, es handelte sich um ein klassisches Klavierkonzert. Der Sound war kristallklar und gleichzeitig angenehm zurückgenommen. Fast schon festlich.
    Rachmaninoff vielleicht?  
    Er lief durch einen offenen Durchgang mit gewölbter Decke und gelangte in ein riesiges Wohnzimmer. Direkt neben dem Eingang fand sich ein weiterer Mann in dunklem Anzug, Knopf im Ohr, Loch in Brust und Kopf. Auch dieser Tote hatte seine Waffe nicht gezückt.
    Auf der anderen Seite des Raumes erstreckte sich eine zwei Dutzend Schritt breite Glasfront mit dahinterliegender Veranda, von wo sich ein fantastischer Blick auf das Ligurische Meer bot.  
    Das Wohnzimmer war dezent beleuchtet wie die Korridore. Etwa ein Drittel davon, bestehend aus einer langen Esstafel aus massivem Holz und dahinterliegender Luxus-Küche, lag im Dunkeln.  
    Tony richtete seinen Blick auf den erhellten Teil, wo sich eine gediegene Lounge aus schweren Ledermöbeln fand. Eine Person hockte mit dem Rücken zu Tony in einem der schweren Sessel, erschlafft. Ein Loch klaffte auf der Rückseite des Schädels, Blut und Knochenteile hatten sich im halben Raum verteilt.  
    Noch ein Toter. Mein Gott! Wo ist Kranyek?
    Tony pirschte sich näher an die Sitzgruppe heran. Zur Linken des Toten hing eine weitere Leiche in einem breiten Sessel, ein Mann Ende dreißig. Dunkeloliver Anzug. Schlank.  
    Schaut nach einem Geschäftsmann aus. Keiner von Kranyeks Gorillas zumindest. Loch in der Brust, Loch im Schädel. Wie eine Hinrichtung.
    Auf dem edlen Salontisch, welcher nach einem Unikat eines ausgesuchten Möbeldesigners aussah, fanden sich Blutspritzer und drei noch fast volle Champagnergläser.
    Tony ging um den Toten im Sessel herum und blickte in dessen Gesicht. In sich zusammengesunken im eigenen Blut, saß Yuri Kranyek da. Der Blick erstarrt, der Mund geöffnet, also wolle er noch etwas äussern.

    2

    «Die haben ihren Tod nicht kommen sehen.» Havering stand mit nachdenklicher Mine an die voluminöse Ledercouch angelehnt.  
    «Sehe ich auch so. Es muss sich beim Täter um einen Gast oder um einen Verräter gehandelt haben.» Tony stimmte Havering zu.
    «Kranyek, der Geschäftsmann und die Sicherheitsleute sind regelrecht hingerichtet worden.» Havering kniff die Augen zusammen und betrachtete die Leichen.  
    «Das war ein Profi. Keine Frage. Sternum und Frontis. Brustschuss und eine zweite Kugel in den Stirnlappen. Da wollte jemand sehr sicher gehen. Solche Tötungen kommen eigentlich nur in zwei Fällen vor: Das riecht nach einem hochspezialisierten Auftragskiller oder nach einem Todesengel irgendeines Geheimdienstes. Solch kaltblütigen und präzisen Tötungen von mehreren Zielpersonen gibt es nur sehr selten, zumindest, was die offiziellen Meldungen angeht. Wenn ich auf mein Bauchgefühl vertrauen müsste, würde ich sagen, Mossad.» Havering’s Stimme klang wenig verheißungsvoll.
    Die Schiebetür der Veranda öffnete sich. Alle Köpfe drehten sich in diese Richtung. Vince trat ein. Er hatte die Tür mit dem Ellbogen seines gesunden Armes aufgeschoben, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. «Draußen ist alles sauber. Keine weiteren Leichen, keine

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