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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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deiner Seite! Bist einer der Guten. Würd mir wünschen ich könnte das auch eines Tages von mir behaupten.»
    Tony blickte ihn an. Sein Blick bebte für einen kurzen Moment.  
    Ich werde jetzt hier nicht in Tränen ausbrechen. Nein! Reiß dich zusammen!
    Als er wieder aufblickte, war Vince bereits verschwunden. Tony sah hastig nach links. Nichts. Nach rechts. Nichts. Ein kurzer Anfall von Panik ergriff ihn.
    «Hier, Boss! Gib mir deinen Beutel!»
    Erst jetzt realisierte Tony, wieso von links kein Regen und keine Gischt kam. In Griffweite schwankte eine gewaltige Wand aus schwarzem Stahl vor ihm auf und ab. Vielleicht war es auch der Kutter, der am stillstehenden Koloss auf und ab schlitterte. Wie eine Nussschale an einem Felsblock.  
    Tony blickte nach oben und bemerkte Vince, der die massive Sprossenleiter an der Außenwand des Tankers emporkletterte. Seine Hand ragte herab.  
    Tony hievte seinen Beutel hoch.  
    Vince packte die Schnur, und das Bündel wurde Tony aus den Händen gehoben. Bald war auch Vince verschwunden. Havering war ebenfalls nirgends mehr zu sehen, er war offenbar noch vor Vince auf die Klettertour gegangen. Tony sah die unterarmdicken Sprossen vor sich auf- und abfahren wie die Zylinder einer bizarren Maschine.  
    «Los! Los! Wir müssen hier weg. Nun mach schon!» Eine kräftige Hand schubste Tony nach vorn. Dieser verlor um ein Haar das Gleichgewicht und machte einen Satz nach vorn. Die linke Hand schloss sich um den nächstbesten Griff der Sprossenleiter, die Rechte rutschte ab. Für den Bruchteil einer Sekunde hing Tony an seiner schwächeren Hand und strampelte wie wild. Der Fischer hinter ihm schubste ihn erneut nach vorn, und diesmal war Tony froh darum. Seine rechte Hand schloss sich um eine Sprosse weiter oben; er kletterte los.  
    Nichts wie rauf! Verdammt, ist das hoch!
    Die Kletterei kam Tony endlos vor. Er kletterte und rutschte und kletterte und spie und prustete. Er wagte nicht nach unten zu blicken, wo der sichere Tod lauerte. Um ihn herum herrschte nichts als Dunkelheit. Sturm und Regen rissen an ihm wie mächtige Dämonen.
    Auf einmal wurde es hell.  
    Zwei Arme glitten unter seine Achseln und hievten ihn an Deck des Tankers. Es waren Havering und Vince.  
    Tony kauerte sich hin und hielt sich dabei an der Reling fest. Er war total fertig.
    «Gut, euch zu sehen, Jungs!», prustete er los, nachdem sein Herzschlag wieder in erträglichen Frequenzen gesunken war. «Nie wieder! Nie wieder!»
    «Gut gemacht, Boss! Wir haben’s geschafft. Da kommt der Captain.»
    Ein Hüne von einem Mann stapfte im pfeifenden Wind auf sie zu. Schwarzer Bart, behaarte Hände, Nacken wie ein Stier. Tony blickte in die Richtung, aus der der Mann daherkam, und musste unweigerlich an die Schatzinsel denken.
    Fehlt nur noch das Holzbein.
    «Ahoy, Landratten! Nun aber dalli dalli! Ich will euch nicht an Deck sehen, habt ihr verstanden?! Mitkommen!» Der Mann sprach mit einem schweren südfranzösischen Akzent.
    Tony und die anderen beiden durchnässten Männer folgten dem Meereskoloss-Gebieter auf der nächstbesten Stahltreppe unter Deck.
    «Ihr werdet die Überfahrt auf Achtern verbringen. Es gibt da im Heck genug zu tun für euch. Die Crew darf euch nicht sehen. Nur der Schiffskoch weiß von euch, er wird euch mit Fressen und Wasser versorgen. Aber erst geht’s zur Kontrolle. Nicht dass mir noch einer von euch eine Knarre mit an Bord bringt.» Der Captain blieb stehen, hustete wie ein Höllenhund und spuckte in die Ecke. «Verdammtes Dreckswetter! Los, hier hin mit euren Beuteln!»
    Der garstige Kapitän durchwühlte die Seesäcke, und tastete Tony und die anderen nach Waffen ab.
    «Sauber! Jetzt aber los!
    Er wies die nachfolgenden Männern mit einer forschen Geste zur Eile an. Er setzte dabei seinen finstersten Gesichtsausdruck auf und wandte sich wieder seines Weges.
    «Dieser verfickte Regen wäre ja schon übel genug, aber zu allem Bockmist hat sich auch noch ein Viertel meiner Besatzung mit Grippe krankgemeldet nach dem Aufenthalt in Marseille. Habe selbst nachgesehen, hat keiner was vorgespielt. Die waren echt übel dran, keine Tagesgrippe vom vielen Saufen. Hahaaa! Musste ein paar neue Matrosen anheuern. Teufelnocheiner! Auch das noch! Ich trau’ denen nicht über den Weg, und wenn ich euch wäre, würde ich das erst recht nicht tun. Am besten, ihr lasst euch gar nicht an Deck blicken, dann kriegt keiner was mit. Verstanden?»
    Tony wurde es mit jedem Schritt in die Tiefen des

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