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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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Leck irgendwo, da war er sich sicher. Bald reichte ihm das eiskalte Atlantikwasser bis zu den Knien. Höher und höher. Er versuchte krampfhaft, sich an den Weg nach oben zu erinnern, auf welchem sie der Kapitän hergeführt hatte. Er wusste nicht mehr wo er war. Es wurde dunkler. Etwas näherte sich von hinten. Er hatte das Gefühl, bereits seit Stunden durch die Gänge zu irren.
    Eine Pranke packte ihn an der Schulter.
    Sie haben mich erwischt! Nein! Er hat mich erwischt. Der Killer. Ich werde sterben. Jetzt ist’s aus!
    Er schlug wild um sich und versuchte, sich zu befreien. Ein dumpfer Schlag traf ihn am Nacken; es wurde dunkel um ihn.

    10

    Tony erwachte auf seiner miefenden Matratze. Sein Kopf schmerzte, sein Nacken fühlte sich steif an. Vince beugte sich über ihn und hielt ihm eine Tasse heißen Tee unter die Nase. Havering stand etwas abseits und musterte ihn aufmerksam. Der Sturm war vorbei, die Wände bebten nicht mehr, das Wasser war verschwunden.
    «T’schuldige Boss, aber du wolltest abhauen. Mussten dich zu zweit in die Koje zurückzerren, sonst wär’ dir noch was passiert. Fast hätten wir dich verloren in den Korridoren. Bist einfach weggerannt. Bei dem Seegang. Und mit dem Killer da draußen. Mann! Was hat denn dich geritten?»
    «Sorry …, es kam einfach so über mich. Der Sturm hat mich in Panik versetzt. Soll nicht wieder vorkommen, ich habe sowas noch nie erlebt.»
    «Schon okay. Bist ’n bisschen rumgetorkelt, hast wildes Zeug gelabert. Sag einfach das nächste Mal rechtzeitig Bescheid, bevor du schon halbwegs auf der anderen Seite bist, okay?» Vince tippte sich mit dem Zeigfinger an die Stirn und lächelte.  
    «Alles klar, danke. Hab wohl dringend Urlaub nötig.»
    Tony nahm einen Schluck von der Tasse, verbrannte sich die Zunge und war froh um die Empfindung. Vince und Havering schienen erleichtert über Tonys zurückkehrte Vernunft. Sie ruhten sich ein paar Stunden aus, ohne ein Wort zu sprechen.
    Der Kapitän informierte sie am späten Nachmittag darüber, dass die Küste bald erreicht sei. Der Tag schleppte sich dahin.
    Es war spätabends. Tony saß auf dem schäbigen Stuhl im Korridor und hielt Wache.
    Eine Nacht noch. Das ist ja schlimmer als im Knast! Ach, ich hab ja keine Ahnung wie es da ist, aber viel schlimmer als das hier kann’s nicht sein.  
    Er kämpfte gegen den Schlaf. Über ihm schwebte eine surrende Glühbirne, welche den Bereich um ihn herum hell erleuchtete. Weiter links und rechts lag der Korridor in schummrigem orangem Notlicht.  
    Reiß dich zusammen! Sonst war alles vergebens. Und du bist hin. Nicht aufgeben! Niemals.  
    Er gähnte und starrte Löcher in die kühle Luft des Schiffsrumpfes. Er streckte seine Arme aus, dehnte seinen Rücken und blinzelte müde, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm zu seiner Rechten.
    Was zum …
    Der Angreifer hatte sich unhörbar leise bis an den Lichtkegel herangeschlichen und legte die restliche Entfernung mit einem großen Satz zurück. Ein Messer blitzte auf.
    Reflexartig schnellte Tony hoch, der Stuhl kippte mit einem Scheppern um. Der Angreifer bewegte sich flink wie ein Wiesel und zog das Messer vor Tonys Gesicht durch. Mit einer blitzschnellen Reaktion nahm Tony den Kopf zurück und entging der Klinge um Haaresbreite. Tony packte das Handgelenk des Angreifers, der Ärmel der Arbeiterjacke glitt ein Stück nach hinten. Tony erblickte das schwarze Pik. Er kannte das Zeichen.  
    Die Nacht in Paris! Das ist derselbe Mann!
    Er stand unter Schock, sein Herz hämmerte wie blöd. Er war auf einmal hellwach.
    Du musst schreien. Schreien. Hilfe! Schrei endlich! So schrei doch!
    Er brachte keinen Ton heraus. Er keuchte und wich zurück, versuchte, einen Laut herauszupressen, nichts geschah. Der Angreifer kam auf ihn zu. Er wusste ganz offensichtlich, was er tat.  
    Tony stolperte über die eigenen Füsse und fiel rückwärts zu Boden. Instinktiv griffen seine Hände im Fallen nach einem Halt. Ein auf einer Brüstung liegender langer Pinsel fiel mit einem lauten Scheppern auf einen darunterliegenden leeren Farbkübel. Das Geräusch löste Tonys Blockade. Seine Stimme erwachte.
    «Hilfe! Verdammte Scheiße! Hilfe! Er ist wieder da! Vince! Ryan!»
    Tony kroch rückwärts, so schnell er konnte, der Angreifer war schneller und stürzte sich auf ihn. Er trug eine schwarze Sturmhaube, war kräftig, und merkwürdigerweise völlig geruchlos. Kein Meeresgeruch, kein Parfum, kein Schweiß, nichts.  
    Wie ein

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