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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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Sie hievten sich hinein und ruhten sich einen Moment schwer schnaufend aus.
    «Los, wir sollten keine Zeit verlieren! Im Schutz der Morgendämmerung findet uns die Küstenwache nicht so leicht!» Vince war aufgestanden und schwankte zum Motor am Heck des Bootes. Nach zwei erfolglosen Versuchen erklang das dumpfe Brummeln der Zylinder, und es ging in Richtung Küste.  

    Oben an der Reling stand ein Mann. Er beobachtete das Schlauchboot, welches weit hinter dem Tanker zurückliegend in Richtung Küste wegfuhr. Er senkte den Kopf, wandte sich ab und verschwand unter Deck.  

    Tony lenkte das Boot eine Stunde an der Küste von Long Island entlang. Noch vor dem ersten Sonnenstrahl erreichten sie einen schneeweißen Sandstrand, welcher zum Landesinnere hin von grasigen Dünen begrenzt war.  
    Vince und Havering schleppten das Boot aus dem Wasser. Tony packte die Beutel mit ihren Sachen und schulterte sie. Alle drei stapften die Düne hoch.  
    «Du, sag mal Tony! Dein Büro wurde doch von den Behörden durchsucht. Die warten bestimmt nur vor deiner Wohnung und bei deinem Wochenendhaus darauf, dass du auftauchst. Das sollten wir nicht riskieren.» Havering sprach keuchend und abgehackt. Tony blieb stehen und setzte sich in den Sand. Die anderen beiden taten es ihm gleich.
    «Keine Angst! Es weiß niemand von dem Wochenendhaus. Außer Carl, er war mal hier, bevor wir uns zerstritten haben, aber auch er kennt die Details nicht. Ich hatte vor ein paar Jahren ein bisschen Bargeld, welches ich auf die Schnelle irgendwo loswerden musste. Ihr wisst schon. Die Sorte Geld, die es offiziell gar nicht gibt.» Tony konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    «Du alter Gangster! Ich staune immer wieder.» Vince lächelte müde. «Jetzt aber los! Mein altes Fell braucht dringend ’ne warme Dusche.»
    Mit letzter Kraft und sich gegenseitig stützend, stampften die drei ungleichen Gefährten zitternd durch den Sand. Ein paar hundert Meter hinter den Dünen erreichten sie das Strandhaus. Tony holte den Schlüssel aus dem Versteck und bat seine Gäste hinein. Das Haus bot ausreichend Zimmer und Betten für eine ganze Sippe, dazu drei Badezimmer und einen ansehnlichen Weinkeller.  
    Nachdem sie ein paar Vorräte geplündert hatten, schleppten sich alle mit letzter Kraft in ihre jeweiligen Zimmer. Tony ging nach oben, schloss die Tür und streifte die nassen Sachen ab. Er stellte sich eine halbe Stunde unter die warme Dusche im angrenzenden Badezimmer und genoss seine zweite Geburt. Seine Füße und Hände waren im kalten Atlantik fast abgefroren, jetzt schmerzten die erwachenden Nerven im warmen Strahl der Brause. Ihm war es egal. Auch der pochende Schmerz in seinem zerschnittenen linken Arm war ihm egal. Er war zu Tode erschöpft. Die warme Dusche fühlte sich an wie eine lustvolles Fegefeuer.
    Das nächste, an was er sich erinnern konnte, war der beißende Geruch des Desinfektionsmittels, der eilig aufgetragene Verband in Form eines Stofffetzens, der üble Geschmack der Pillen mit dem Schmerzmittel, an die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, und dann nichts mehr.  
    Er erwachte erst am frühen Abend. Der Schmerz in seinem Arm und eine staubtrockene Kehle hatten ihn aus seinem wirren Traum gerissen. Die Bettlaken waren nass vom Schweiß. Er schleppte sich zum Badezimmer, nahm zwei weitere Pillen, trank drei Gläser Wasser leer und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Bevor er wieder auf das Bett fiel, erhaschte er einen Blick in den mannshohen Spiegel neben der Eingangstür. Was er sah, war ein nacktes Zerrbild seiner selbst.  
    Bin ich das?
    Sein Haupthaar war etwas nachgewachsen. Kaum länger als ein Zentimeter. Eine fingerlange Narbe prangte zwischen Scheitel und Ohr. Ein deckender Bart schattierte sein Gesicht und seinen Hals. An seinem linken Arm klebte ein roter Stofffetzen, ein feines Rinnsal von Blut tropfte auf den Fussboden. Sein Körper war geschliffen und geschunden, die Konturen seiner Muskeln klar erkennbar. Er stellte sich aufrecht vor den Spiegel hin, beugte die Unterarme nach oben. Er ballte die Hände zu Fäusten und spannte seine Schultern an und verzog das Gesicht wie ein zorniger Krieger. Die Sehnen spannten sich unter der Haut, Adern traten hervor.
    Habe wohl etwas zu wenig gegessen in den letzten Wochen. Aber ich bin wieder da.  
    Er wandte sich ab und sank auf das Bett. Dieses Mal erwachte er erst wieder am nächsten Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen des anbrechenden Tages durch das Balkonfenster auf sein

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