SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Bahnhof weiter unten zum Dorfzentrum führte. Direkt über die Straße gegenüber vom Plaza stand ein langgezogener kubischer Bau, in welchem sich diverse Kunstgalerien und Luxusmode-Boutiquen befanden. Ein Anrücken von dieser östlichen Seite her war aufgrund der freien Sicht vom mutmaßlich von den Tätern besetzten vierten Stock des Ostflügels ausgeschlossen.
Das wuchtige, im klassischen Grand-Hotel-Stil erbaute Plaza war auf der Vorderseite etwas auf den Hang hinaus zum weiter unten liegenden See hin gebaut. Auf den beiden Stockwerken unter der Lobby gab es einen gigantischen Pool und einen enormen SPA-Bereich mit einer mächtigen Glasfront zum See hin. Im ersten Untergeschoss befanden sich außerdem weitläufige Kellerräume, die Großküche sowie der Zugang zum Parking.
Felber kam auf die Lobby zu sprechen. Der altehrwürdige Saal mit den vielen Säulen und Abteilen, antikem Mobiliar und Skulpturen war von bedeutendem historischem Wert. Jegliche fahrlässige Beschädigungen des 120 Jahre alten Gebäudes waren entsprechend zu vermeiden. Einzige Ausnahme waren Maßnahmen zum Schutz der Geiseln.
Die Gruppenführer bemerkten den nervösen Unterton in der Stimme ihres Kommandeurs. Felber schwitzte Blut ob dem äußerst heiklen Einsatz.
Der Kommandant fuhr fort mit den Anweisungen für den Führungstrupp KEILER. Dieser wurde angewiesen, in einem Wohnhaus leicht versetzt gegenüber vom Plaza mit Blick auf die Westflanke des Hotels beim Scharfschützenteam RUBIN Aufstellung zu nehmen. Auch Hauptmann Felber gedachte, sich für die Überwachung der Operation dort aufzuhalten.
Trupp FAUST erhielt den Befehl, sich auf das Dach desselben Nachbargebäudes zu begeben und die Sicherung der Lobby abzuwarten. Sobald diese Etappe erreicht war, sollte das FAUST-Fünferteam einen Seilzug zum Hotel hinüberschießen. Das Dach des Nachbargebäudes lag etwas höher als dasjenige vom Hotel, was ein Überseilen zum Zielgebäude ermöglichte. Nach dem Erreichen des Hotels sollte FAUST ein Fenster der oberen Stockwerke aufbrechen und einsteigen. Den Westflügel durchsuchen, sichern und auf weitere Befehle warten.
Die Truppenführer quittierten ihre Befehle, zogen sich die schwarzen Sturmhauben wieder über das Gesicht, setzten sich die Kevlarhelme auf, strafften die Laschen und verschwanden durch die Doppeltür des Einsatzwagens im Schneetreiben.
2
Etwas mehr als eine Stunde später arbeiteten sich zwei Kolonnen von je fünf schwarz gekleideten Polizeigrenadieren geduckt in den evakuierten Teil von St. Moritz vor. Unter den leichten mattschwarzen Schutzhelmen und den ebenfalls schwarzen Sturmhauben waren ihre Gesichter nicht zu erkennen.
Es schneite heftig, Flocken wirbelten vom Wind getragen durch die eisige Nachtluft.
Die Via Serlas verlief von Lauben der angrenzenden Gebäude gesäumt, vom Dorfzentrum hinunter zur Westflanke des Plaza.
Die beiden Gruppen rückten lautlos entlang der Straße bis zum vorgelagerten Anbau des Hotels vor.
Sie erreichten die im Dunkel liegenden Schaufenster eines Souvenir-Shops an der Ecke und gingen weiter entlang des Gehsteigs. Sie passierten die Luxusjuwelen-Boutiquen, welche an dieser Stelle im zweistöckigen Erweiterungsbau direkt an das Hotel angegliedert waren.
Die beiden Trupps näherten sie sich der Weggabelung. Der SAPHIR-Gruppenführer gab das Handzeichen zum Aufsetzen der Nachtsicht-Zielgeräte.
Der vorderste Mann öffnete die Flügeltür des Seiteneingangs einen Handbreit; der Trupp SAPHIR verschwand in der Dunkelheit des Gebäudes. Eine schwarze Gestalt nach der anderen. Bis auf die Zähne bewaffnet. Die kompakten Sturmgewehre und MP5 Maschinenpistolen entsichert und im Anschlag.
Trupp STAHL wartete, bis der letzte SAPHIR-Mann verschwunden war. Danach rückten die Polizisten weiter entlang der Fassade und den Schaufenstern vor, in welchen etliche kostbare Colliers und Juwelen im schwachen Licht der Straßenlaterne funkelten.
Wegen der Klunker sind die schweren Jungs auf jeden Fall nicht hier , dachte der Anführer der STAHL-Grenadiere beim Vorbeigehen. Hätte sich aber gelohnt.
Der Trupp erreichte das Ende des vorgelagerten Edelstein-Traktes, wo die Mauer schräg abbiegend zum Hauptgebäude hin führte. Der Blick auf einen Rolls Royce Oldtimer mit Plaza-Schriftzug auf der Seitentür im Vorhof des Haupteingangs wurde frei. Daneben stand ein pompöser Bentley mit englischem Kennzeichen.
Der vorderste schwarz gekleidete Polizist
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