SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Ein nagendes Gefühl von Einsamkeit machte sich in seiner Brust breit.
Jetzt mach dich mal nicht fertig! Ein bisschen Ruhe. Eine Weile entspannen, was kochen und durchschlafen. Zum Glück habe ich morgen keine Termine, ich muss der Sache nachgehen.
Er zappte durch die Sender.
Schlechter Actionfilm aus den 80ern
*Puff*
Tierdokumentation über Robben in irgendeinem gottverlassenen Eismeer.
*Puff*
CNN, eine Sonderberichterstattung aus der Schweiz. Weiße Winternacht. Schon wieder weiss! Ich kanns nicht mehr sehen.
Tony erkannte den Platz wieder, der im Hintergrund des Reporters im Schneetreiben zu sehen war. Wunderschöne Pisten, fantastische Umgebung, viel Sonne, kühler Champagner. Die Erinnerungen an den Seminaraufenthalt vor ein paar Jahren hellten sein Gemüt auf. Aber was in aller Welt hat denn CNN da oben verloren?
Tony stellte lauter. Der Plazza da Scuola befand sich mitten im Nobelkurort St. Moritz. Schneeflocken wirbelten aus der Dunkelheit in das Scheinwerferlicht der Kameras, landeten auf den Schultern des Reporters. Eine kniehohe Decke der weißen Pracht lag über der Szenerie, und der Platz im Hintergrund wimmelte von Spezialeinheiten der Polizei.
Zweites Kapitel
Sturmfront
1
«Hier spricht Cole Branson für CNN. Hinter mir sehen Sie das Zentrum von St. Moritz, ganz in der Nähe des Luxushotels Plaza, wo gestern Abend kurz vor Mitternacht die Schüsse gefallen sind. Die Polizeigrenadiere der DIAMANT-Einheit aus der Stadt Zürich und weitere Sicherheitskräfte aus anderen Teilen der Schweiz sind heute Morgen in aller Frühe eingetroffen. Das kleine Land in den Alpen im Herzen Europas hat so etwas noch nie gesehen.»
Er blickte um sich, deutete in Richtung der vielen Beamten, die kreuz und quer durch das Dorfzentrum rannten, und hielt inne. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.
«Die Hintergründe und die Identität der Geiselnehmer liegen nach wie vor im Dunkeln, bekannt ist nur dass sich rund 40 Gäste des Hotels nach wie vor in der Gewalt der Terroristen befinden. Unter ihnen einige international bekannte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, welche ihren Osterurlaub im weltbekannten Kurort verbringen wollten. Moment!»
Er griff zum Knopf in seinem Ohr, horchte angestrengt und blickte dabei verschwörerisch schräg nach oben.
«Ich erfahre gerade, dass sämtliche Angestellten und fast alle Gäste des Hotels inzwischen in Sicherheit gebracht werden konnten und sich vermutlich noch acht Geiseln im Gebäude befinden. Verbarrikadiert in einer der Suiten im Ostflügel des mächtigen Gebäudes. Es gibt kein Lebenszeichen der Opfer oder der Täter, alles ist ruhig. Wird das Hotel bald gestürmt? Bleiben Sie dran, wir melden uns gleich noch einmal mit den neusten Entwicklungen im Fall Jet Set Terror . Das war Cole Branson für CNN.»
Das helle Licht der Kamera ging aus, diverse Kabel wurden eingerollt, und der Reporter folgte dem Kameramann zum Aufnahmewagen. Beide waren in dicke Daunenjacken gehüllt, trugen Wollmützen tief ins Gesicht gezogen. Sie verschwanden im geheizten Innern des wuchtigen Übertragungswagen eines italienischen Privatsenders, der auf dem Taxiparkplatz vor einem Elektronikshop abgestellt war.
Es war kurz nach halb 11 Uhr Abends. Am frühen Nachmittag hatte schwerer Schneefall eingesetzt und nicht mehr aufgehört. Seither hatte es fast einen halben Meter Neuschnee gegeben – für Ostern im Engadin eher unüblich, trotz der hohen Lage. Das Menschen- und Flockengewusel auf dem Platz hatte den ganzen Tag über zugenommen, nachdem die Spezialeinheiten der Polizei die Umgebung des Nobelhotels morgens um 6.30 Uhr weiträumig abgesperrt und die umliegenden Gebäude evakuiert hatten.
Das Dorfzentrum mit der Plazza da Scuola befand sich direkt am Rand der Sperrzone. Frostige Windböen ließen die Flocken umherwirbeln. Es sah aus als wolle die Natur mit dem regen Aufkommen von Schaulustigen, Fernsehstationen und Beamten im Nobelkurort mithalten.
Der Einsatzleiter der Polizeitruppen namens Felber, Hauptmann und Befehlshaber der Zürcher DIAMANT Polizeigrenadiere, rief die Gruppenkommandanten per Funk in den mobilen Kommandowagen.
Er hatte dem geschäftigen Tun der Presseleute und internationalen TV-Crews draußen eine Weile zugeschaut, während er im Schneetreiben die Aufstellung seiner taktischen Einheiten und Scharfschützen per Funk überprüfte.
Alle waren in Position.
Den Berichten seiner Beobachtungsposten
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