SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
presste sich an die Mauer an der Ecke, wies seinen Trupp an, sich runterzukauern, und lugte mit einem Spezialspiegel um die Ecke.
Es war nichts Verdächtiges zu sehen, außer ein paar Scherben im Bereich unter den drei Torbögen, welche den Haupteingang überdachten.
Er klappte das am Helm befestigte Nachtsichtgerät über die Augen und blickte erneut in den Spiegel. Alles ruhig.
Die holzumfassten Türen links und rechts der eleganten Drehtür im massiven Holzrahmen waren stark in Mitleidenschaft gezogen und hingen in ihren Angeln. Ein Stuhl lag umgekippt im Bereich der Türen. Vielleicht das Resultat einer Panikaktion eines flüchtenden Gastes.
Der Anführer STAHL flüsterte einen Statusbericht in sein Headset und blickte auf die Uhr. Sie zeigte 0.36 Uhr.
In der Zwischenzeit hatte Team SAPHIR im Eingangsbereich des Anbau-Traktes eine Art Vorraum mit Garderobe erreicht. Rechts führte eine Treppe nach unten zur hauseigenen Edeldiskothek mit dem klingenden Namen «Burlesque».
Am Boden war ein ganzes Sammelsurium von Prospekten und Flyern mit diversen Angeboten der hoteleigenen Restaurants verstreut, welche sich vorher in einem Glashalter auf dem Tresen der Club-Garderobe befunden hatte. «Edle japanische Küche, exklusiv in St. Moritz!»
Wohl erst nächstes Jahr wieder , dachte der Gruppenführer beim Betrachten des Durcheinanders.
Ein paar Stufen die Treppe hinunter befand sich eine verschlossene schwarze Doppeltür, verziert von riesigen Lettern des Club-Logos.
Die Polizisten rückten weiter in das Gebäude vor und gelangten zu einem Gang, welcher nach rechts zu einer Flügeltür aus Holz und Glas führte. Dahinter lag der Speisesaal.
Der Gruppenführer signalisierte seinen Männern per Handzeichen, langsam in diese Richtung vorzurücken. Auf dem Display des Restlichtverstärker-Visiers waren kunstvolle Holzvertäferungen an Wänden und der Decke zu erkennen. Die Räume muteten altertümlich und gleichzeitig kunstvoll an. Und es war merkwürdig kalt. Die Heizung war zusammen mit dem Strom ausgefallen, vor etwas mehr als 24 Stunden. Es roch nach Teppich, gebeiztem Holz, alter Kunst und frischem Schnee.
Irgendwo in der Lobby muss eine Glasfront in die Brüche gegangen sein.
Die Männer des SAPHIR-Trupps arbeiteten sich in einen mit Holz vertäferten Gang vor, bis sie den Speisesaal erreichten. Der Anführer öffnete die Doppeltür. Er schlüpfte hindurch, gefolgt von seinen fünf Mitstreitern.
Der ehemalige Ballsaal mit der hohen Decke und mehreren Dutzend sorgfältig gedeckten runden Tischen war selbst in der Nacht von beeindruckender Schönheit. Ruhig und verlassen.
Die Polizeigrenadiere befanden sich jetzt im westlichsten Seitentrakt des Plaza. Offensichtlich waren die Vorbereitungen für das Frühstück bereits abgeschlossen und der Saal verlassen gewesen zum Zeitpunkt der Schießerei und des aufflammenden Tumultes.
Die Stuckornamente, das Silberbesteck und die kunstvoll gefalteten Servietten wirkten surreal durch die grünliche Optik der Restlichtverstärker in der tiefen Dunkelheit der Winternacht. Der SAPHIR-Gruppenführer kam nicht umhin, für einen kurzen Augenblick an ein versunkenes Luxusschiff zu denken, in dessen Bauch sie sich vorwärtsbewegten. Er verdrängte den Gedanken sofort und zwang sich wieder zum Fokus auf seine Aufgabe.
Er bedeutete seinen zwei Spähern, neben dem Eingang Stellung zu beziehen. Die beiden anderen Polizisten in seiner Nähe verharrten zwischen den Tischen und sicherten den Raum in alle Richtungen ab.
Die Angreifer konnten grundsätzlich überall sein.
Der SAPHIR-Kommandant schaute auf die Uhr. 0.38 Uhr. Er erstattete leise Bericht an den Befehlsstand und wartete auf das Kommando zum Vorrücken.
Der Hauptmann hatte von seinem Beobachtungsposten mit Blick auf die Straße und den westlichen Teil des Plaza-Gebäudes den Verlauf des Einsatzes mitverfolgen können.
Alles war ruhig.
Felber flüsterte den Befehl zu verdeckter Infiltration in sein Mikrophon und beobachtete durch sein Nachtsichtgerät, wie ein STAHL-Mann nach dem anderen weit vorne um die Ecke schlüpfte. Seid bloß auf der Hut, Jungs! Macht mir keine Schande!
Team STAHL befand sich unter der Laube des Eingangsportals neben den englischen Luxuskarrossen. Die Gruppe näherte sich der Wand entlang dem Haupteingang und betrat die hallenartige Lobby durch die beschädigten Türen.
Ein eisiger Wind zog durch das Gebäude, Schneeflocken schlugen ihnen
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