Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
Vom Netzwerk:
selbst gehören. Schon merkwürdig! Meist bedeuten sie einem fast mehr, als all die Annehmlichkeiten und der Schischi-Kram. Das hier ist Leben in Reinstform. Und das Erfreulichste daran: Selbst wenn der Club wider Erwarten hochgenommen würde, und das sogar während meines Aufenthaltes hier, kann mir nicht viel passieren. Ich könnte durch den Hinterausgang entkommen – und falls nicht, hätte ich außer dem Verlust des Einsatzes nichts zu befürchten. Ein bisschen Gangster zu spielen ist gut, aber nur mit kalkulierbarem Risiko.
    Der Betrieb eines privaten Pokerclubs mit hohen Geldeinsätzen wie dem Shards war in New York City wie überall sonst auf der Welt illegal. Der Besuch eines solchen Etablissements hingegen nicht, es fühlte sich einfach ein bisschen kriminell an. Tony liebte ihn, diesen verruchten Keller. Er kam sich hier jedes Mal ein bisschen vor wie ein echtes Mitglied der Halbwelt.
    Die Tür vor ihm öffnete sich, innen war es nur unmerklich heller. Ephraim, der Türsteher, ein gigantischer, glatzköpfiger Schwarzer mit frohem Gemüt – vorausgesetzt, man kannte ihn persönlich und ließ ab und zu ein vernünftiges Trinkgeld springen – begrüßte ihn herzlich. Der Riese schloss die schwere Metalltür wieder ab und ging voraus. Tony folgte ihm vom kleinen Vorraum, wo sich ein kleiner Lautsprecher, ein Mini-Screen, ein Tischchen mit Sessel und einige Magazine befanden, über eine weitere Treppe nach unten zur Garderobe.  
    Tony betrat die einst edel ausgestattete, inzwischen etwas verrauchte und heruntergekommene kleine Lobby mit Bar. Sie war vorgelagert zum Hauptraum mit dem Tisch. Der Barkeeper namens Tommy begrüßte ihn ebenfalls herzlich und stellte ihm ohne weitere Fragen eine kühle Flasche Cola und ein Longdrinkglas mit chlorfreiem Eis und einem Limettenschnitz auf den Tresen.
    «Danke dir!» Tony legte eine 10-Dollar-Note plus einen Fünfer-Schein Trinkgeld neben das Glas.  
    «Danke Sir! Schön Sie zu sehen!»
    «Danke, gleichfalls.» Sie unterhielten sich kurz über ein paar Belanglosigkeiten, während Tony seinen dunklen Cashmere-Mantel samt Schal auszog und ihn Tommy über den Tresen aushändigte.  
    Tony war seit ein paar Wochen nicht mehr hier gewesen. Er war jedoch nicht zum Plaudern gekommen, so begab er sich ein paar Minuten später in den hinteren Raum. Fünf bekannte und zwei neue Gesichter waren um den Tisch versammelt. Drei von ihnen warteten gespannt auf den Turn , die restlichen vier Spieler saßen ohne mit der Wimper zu zucken an ihren Plätzen. Die Person auf dem Dealersitz legte gerade die zweite Burn-Card auf die Seite.  
    Betty! Die Besitzerin des Pokerclubs und gleichzeitig die Dealerin war eine Legende unter den Besuchern von grauen Pokerclubs der Stadt. Sie hatte in den großen Casinos überall im Land Karriere gemacht. Den Großteil davon in Vegas. Mit ihrem eigenen Club hatte sie sich einen Traum erfüllt.
    Tony blieb ein paar Schritte vom Tisch entfernt stehen und musterte sie. Betty war vielleicht 42 oder 43 Jahre alt, und hatte in jungen Jahren wahrscheinlich Aberdutzenden von Glücksspieltouristen und Ölbaronen mit ihrem verschmitzten Lächeln und ihrer Oberweite den Kopf verdreht. Ihre kühle Ausstrahlung war einnehmend, ihre schwarzen Augen funkelten. Betty gab sich keine Mühe, ihre Vorzüge auch nur ansatzweise zu verstecken. Gerade soviel, um die Spieler nicht allzusehr aus der Fassung zu bringen. Ihre Haltung war still und bestimmt. Ihr Blick stets wach und gleichzeitig Ruhe ausstrahlend. Das lange schwarze Haar wallend wie die Mähne einer kräftigen Araber-Stute, schlank und kraftvoll. Ihre braune Haut, die vollen Lippen und ihr sanften Gesichtszüge deuteten auf ihre gemischte Abstammung hin, über die sie sich jedoch großzügig ausschwieg. Es lag nahe, dass sowohl indianisches als auch afroamerikanisch und europäisches Blut in ihren Adern floss. Auf jeden Fall genoss sie die Aufmerksamkeit ganz offensichtlich.  
    Welche Frau tut das nicht?  
    «Hey, Mister King! Lass mal noch was für die anderen übrig, sonst frisst du mich noch auf mit deinen hungrigen Brooklynite-Augen.» Bettys rauchige Stimme war ohne Vorwarnung erklungen; und sie sprach zu ihm, ohne die Augen vom Geschehen auf dem Board vor ihr zu nehmen.  
    Tony musste lachen. Seitdem er vor ein paar Jahren mit vier Königen – zwei auf der Hand, zwei auf dem Board – einem Typen mit einem Full House – Aces Full Of Kings – 4’200 Mäuse abgenommen hatte, nannte ihn die alte Hexe

Weitere Kostenlose Bücher